KISSLEGG — Im Kißleg­ger Ortsteil Immenried entsteht derzeit ein Bürger­wald. Er soll die biolo­gi­sche Vielfalt fördern und zugleich bürger­schaft­li­ches Engage­ment stärken. 

Seit Beginn des ökolo­gi­schen Mitmach-Projek­tes vor etwa einem Jahr arbei­ten die Bürger­stif­tung Kreis Ravens­burg, die Gemein­de Kißlegg und die Ortschaft Immenried eng zusam­men. Konkret bedeu­tet dies: Eine zwei Hektar große Waldflä­che unweit des Holzmüh­le­wei­hers, die sich im Eigen­tum der Gemein­de Kißlegg befin­det, soll in den nächs­ten Jahren stand­ort­ge­recht, klima­sta­bil und natur­nah mit Bioto­pen für viele Pflan­zen- und Tierar­ten entwi­ckelt werden. Bürge­rin­nen und Bürger können sich aktiv bei sogenann­ten Pflege­ta­gen daran betei­li­gen. Auch der Kinder­gar­ten und die Grund­schu­le werden mitein­ge­bun­den, damit die Kinder hautnah das Ökosys­tem Wald kennen­ler­nen und sich über Waldar­bei­ten infor­mie­ren können. 

Wieder­vernäs­sung zur Renaturierung

Anfang Febru­ar wurde eine der großen geplan­ten Umbau­maß­nah­men im Bürger­wald durch­ge­führt. Ziel ist es, einen Teil der Fläche zu vernäs­sen. Der hiebs­rei­fe, aller­dings relativ labile Fichten­be­stand wurde zuerst gefällt und das Holz komplett von der Fläche geräumt. Direkt im Anschluss wurden die in diesem Bereich vorhan­de­nen Entwäs­se­rungs­grä­ben durch den Einbau von Spund­wän­den und Torf-Pfrop­fen verschlos­sen, sodass dort das Wasser auf der Fläche zurück­ge­hal­ten wird. So kann sich wieder ein gesun­der Moorbo­den entwi­ckeln. Um auf dem moori­gen Unter­grund überhaupt arbei­ten zu können und um Boden­schä­den zu minimie­ren, kam ein Spezi­al­bag­ger mit Moorlauf­ket­ten der Firma Edelmann zum Einsatz.

„Wir haben einen Restbe­stand von selte­nen Torfmoo­sen am Rande unseres Waldstücks entdeckt, deren Ausbrei­tung wir durch die Wieder­vernäs­sung unter­stüt­zen möchten.“, erläu­tert Chris­toph Mozer, Biotop­ver­bund­ma­na­ger der Gemein­de Kißlegg, die Maßnah­me. Indem die ursprüng­li­che Beschaf­fen­heit des Waldbo­dens wieder­her­ge­stellt wird, soll die Zerset­zung der Torfschicht gestoppt und besten­falls neuer Torf aufge­baut werden. 

Durch diese Renatu­rie­rungs­maß­nah­me könnten langfris­tig viele Tonnen Kohlen­stoff gespei­chert und damit ein Beitrag zum Klima­schutz geleis­tet werden. Gleich­zei­tig entste­hen durch die neuen Bioto­pe viele Rückzugs­räu­me für verschie­dens­te Tier- und Pflan­zen­ar­ten. Durch die Maßnah­men erhöht sich ebenso die Wasser­rück­hal­te­funk­ti­on des Waldes und bietet damit vor allem während extre­men Nieder­schlags­er­eig­nis­sen einen Baustein zum lokalen Hochwasserschutz.

Waldpfle­ge­ta­ge zum Mitmachen

Vorab hat ein fleißi­ger Pflege­trupp erste Unter­stüt­zung für diese Maßnah­me beim bereits vierten Pflege­tag geleis­tet. Es haben sich wieder viele engagier­te Bürge­rin­nen und Bürger aus Immenried und Umgebung zusam­men­ge­fun­den, um an einem Samstag­vor­mit­tag die Faulbäu­me und Fichten­ver­jün­gung aus der bereits aufge­lich­te­ten und später dann zu vernäs­sen­den Fläche zu entfer­nen. Dadurch sollen dem Boden Nährstof­fe entzo­gen werden, um ein möglichst nährstoff­ar­mes Milieu im Ökosys­tem zu erhal­ten und auch die Torfbildung zu begüns­ti­gen. Nicht nur der Moorbo­den, sondern auch viele Pflan­zen­ar­ten profi­tie­ren ebenfalls von dieser Maßnahme.

Unweit der Einsatz­flä­che der Ehren­amt­li­chen wurden zeitgleich sachkun­dig Fichten gefällt und mit einer Raupe aus der zukünf­ti­gen Vernäs­sungs­flä­che gerückt. Das Spekta­kel begeis­ter­te sowohl Kinder als auch Erwach­se­ne, die nach getaner Arbeit bei einem wohlver­dien­ten Vesper in der Sonne zuschau­en konnten. Waldar­bei­ter Nico erläu­ter­te gerne seine Tätig­keit im Wald und beant­wor­te bereit­wil­lig die neugie­ri­gen Fragen der Kinder.

Alle Betei­lig­ten sind gespannt, wie sich die wieder­vernäss­te Fläche entwi­ckeln wird. Zukünf­tig sollen anstel­le von Fichten, die sich weder auf zu trocke­nem noch zu nassem Unter­grund wohlfüh­len, an den Randbe­rei­chen stand­ort­ge­rech­te Einzel­bäu­me und Sträu­cher gepflanzt werden.

Weite­rer Bestand­teil dieser Maßnah­me ist die Neuan­la­ge einiger Tümpel, die zukünf­tig Lebens­raum für weite­re Tier- und Pflan­zen­ar­ten bieten und somit die Biodi­ver­si­tät erhöhen.

Die ehren­amt­li­che Pflege­grup­pe hat nun einige Monate Verschnauf­pau­se, bevor es im Mai wieder die tatkräf­ti­ge Unter­stüt­zung möglichst vieler fleißi­ger Hände braucht, um erneut Jungwuchs und invasi­ve Arten, wie Springraut, zu entfer­nen. Im Herbst sollen die ersten Pflan­zun­gen mit heimi­schen Bäumen und Sträu­chern folgen.

Sie besit­zen eine Waldflä­che und haben Inter­es­se daran, ein ähnli­ches Projekt umzusetzen?
Nehmen Sie gerne Kontakt zur Bürger­stif­tung Kreis Ravens­burg auf: anja.beicht@buergerstiftung-kreis-rv.de

Weite­re Infor­ma­tio­nen zum Projekt unter: www.buergerstiftung-kreis-rv.de