UNLINGEN — Auf Einladung der Bauernfamilie Maier und des CDU Stadtverbandes Riedlingen besuchten der lokale Europaabgeordnete Norbert Lins und der Biberacher Bundestagsabgeordnete Josef Rief am Montag, 29. August 2022, deren landwirtschaftlichen Betrieb in Unlingen. Ebenfalls waren einige interessierte Mitbürgerinnen und Mitbürger der Einladung gefolgt, so auch der Bürgermeister der Gemeinde Unlingen, Gerhard Hinz, sowie Karl Endriß und Niklas Kreeb vom Kreisbauernverband Biberach-Sigmaringen.
Das Riedlinger CDU-Gemeinderatsmitglied Klaus Hagmann und der Hausherr Roland Maier begrüßten die anwesenden Politiker und die Gäste bei einem kleinen Umtrunk mit Getränken und Häppchen. Bei der anschließenden Diskussion beklagte Roland Maier den schlechten Ruf der konventionellen Landwirtschaft, welcher der Bevölkerung medial vermittelt wird. Norbert Lins bestärkte hier die Wichtigkeit dieser Art der Landwirtschaft zur Sicherung der Lebensmittelversorgung, gerade im Kontext des aktuellen russischen Angriffskriegs. Ebenso kritisierte Maier vor dem Hintergrund der Getreideausfälle aus der Ukraine die 4‑prozentige Flächenstilllegung im Rahmen der Biodiversitätspolitik auf den heimischen Anbauflächen, welche für den Ausfall großer, fruchtbarer Flächen sorgt. Norbert Lins, welcher im Europäischen Parlament der Vorsitzende des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung ist, erläuterte, dass es sich bei den 4% Flächenstilllegung bereits um einen Kompromiss handelte. Der niederländische Sozialdemokrat und europäische Kommissar für Klimaschutz, Frans Timmermans, forderte ursprünglich 10% Flächenstilllegung. Nur mit großer Mühe konnte die Europäische Volkspartei (EVP) diese Forderung auf drei bzw. vier Prozent runterhandeln. Der Kreisobmann des Bauernverbandes, Karl Endriß, berichtete von den stark gestiegenen Preisen für Agrarprodukte, aber auch für Maschinen, Treibstoffe und wichtigem Zubehör welche die Rentabilität von landwirtschaftlichen Betrieben bedrohen.
Josef Rief, der in Kirchberg an der Iller ebenfalls einen landwirtschaftlichen Betrieb leitet, zeigte Verständnis für die Sorgen und Einschätzungen der anwesenden Landwirte hinsichtlich der steigenden Preise. Zusätzliche Auflagen, wie von manchen politischen Verantwortlichen vehement gefordert, seien mit den derzeitigen Marktpreisen unerfüllbar. Besonders die Ferkelerzeuger, Hühnerhalter und Biobetriebe hätten größte Probleme mit der derzeitigen Situation. Der Bundestagsabgeordnete kritisierte vor allem auch die Verantwortungsträger, die meist mit wenig Sachverstand die Landwirte an den Pranger stellen, für Probleme für die sie in der Regel nicht verantwortlich sind. Auch deshalb sei die Stimmung bei vielen Landwirten auf einem Tiefpunkt angekommen“. Zum Ukraine-Krieg angesprochen, erklärte Rief: „Putin führe seinen Krieg nicht nur mit Waffen, sondern längst werden Energie- und Getreidelieferungen für Kriegsziele eingesetzt. Nur wenn wir in allen Bereichen Putin geschlossen entgegentreten und er selbst zu der Einsicht gelangt, dass er nicht gewinnen kann, wird er für Friedensverhandlungen bereit sein. Wenn dagegen Putin den Krieg gewinnt, wird er, wie angekündigt, weiteren souveränen europäischen Staaten den Krieg erklären“.
„Denn Putin macht nichts Besonderes“, so Rief, „Die europäische Geschichte kennt seit Urzeiten Despoten, die ihre Nachbarvölker brutal überfallen. Von Cäsar über Napoleon bis hinein ins 20. Jahrhundert ist die kriegerische Form der Außenpolitik vertreten. Diese Leute beenden ihre Eroberungsfeldzüge nur wenn sie gestoppt werden. Entscheidend ist, dass es bereits die Ukraine ist, die Putins Truppen stoppen“.
Nach der Diskussion führte Roland Maier die Gäste durch seinen Stall und zeigte ihnen den gesamten, technisch innovativen Hof.