FRIEDRICHSHAFEN — Wo wird der Einfluss der europäi­schen Kommis­si­on hier vor Ort sicht­bar? Was bietet das EUROPE DIRECT Büro in Fried­richs­ha­fen? Was wünscht sich die Stadt von der EU? Darum ging es in einem Treffen mit Bürger­meis­ter Andre­as Hein, Detlev Maaß, Leiter der vhs Fried­richs­ha­fen und EUROPE DIRECT-Manager, Marian Duram, Geschäfts­füh­rer des RITZ, Gudrun Hombur­ger, EU-Beauf­tra­ge im Landrats­amt sowie der Europäi­schen Kommis­si­on, vertre­ten durch Renke Deckarm. 

Nächs­tes Jahr wird das Europa­par­la­ment neu gewählt. Alle Bürge­rin­nen und Bürger ab 16 Jahren können mitent­schei­den, welche länder­über­grei­fen­den Entschei­dun­gen die nächs­ten Jahre getrof­fen werden. So bedurf­te es der Zustim­mung der EU, dass Mittel in den Fried­richs­ha­fe­ner Flugha­fen fließen durften, als er in finan­zi­el­le Schief­la­ge geraten war. Über den Einsatz des Pesti­zids Glypho­sat wird im Novem­ber zwischen den Mitglieds­staa­ten verhan­delt. Die Vierlän­der­re­gi­on profi­tiert maßgeb­lich von den europäi­schen Vorzü­gen: kein Geldwech­sel, keine Grenzkontrollen.

Eine Beson­der­heit in Fried­richs­ha­fen ist das EUROPE DIRECT mit Sitz in der vhs Fried­richs­ha­fen. Es ist eines der 50 deutsch­land­wei­ten Anlauf­stel­len für alle Themen rund um die Europäi­sche Union, mitfi­nan­ziert durch die europäi­sche Kommis­si­on. Ziel ist es, in Veran­stal­tun­gen oder im direk­ten Kontakt über die Insti­tu­tio­nen und den Aufbau der Europäi­schen Union sowie die europäi­sche Politik und Geschich­te zu infor­mie­ren. Insbe­son­de­re geht es auch darum, die Verbin­dung der EU zu regio­na­len und lokalen Themen in der Region aufzuzeigen. 

Detlev Maaß infor­mier­te im EUROPE DIRECT Fried­richs­ha­fen konkret über die Arbeit und das Angebot des Büros. Es gab beispiels­wei­se in den letzten Monaten mehre­re Veran­stal­tun­gen mit hochran­gi­gen Referen­ten wie z.B. Prof. Dr. Marc Ringel oder Udo Lielisch­kies, Koope­ra­tio­nen mit Schul­klas­sen oder Info-Stände mit der Café Ape auf dem Wochen­markt. Freitag­abend, 18 Uhr, ist ein gesetz­ter Termin für Veran­stal­tun­gen, immer im Vortrags­saal der vhs Fried­richs­ha­fen. Renke Deckarm, geschäfts­füh­ren­der Leiter der Regio­nal­ver­tre­tung der Europäi­schen Kommis­si­on in München, zeigte sich sehr zufrie­den mit der Arbeit vor Ort und merkte an: „Europa geht uns alle an. In einer Grenz­re­gi­on, die von Automo­bil­in­dus­trie, Obstbau und Touris­mus geprägt ist, ist es umso wichti­ger, dass man über europäi­sche Themen debat­tiert. Ich freue mich sehr, dass die Stadt Fried­richs­ha­fen das mit ihrem EUROPE DIRECT Büro ermöglicht.“

Bürger­meis­ter Andre­as Hein zeigte sich stolz, dass Fried­richs­ha­fen ein EUROPE DIRECT besitzt. Die Anglie­de­rung an die städti­sche Volks­hoch­schu­le sei sehr gelun­gen, dort sei man direkt an den Bürgern dran und kenne sich mit Erwach­se­nen­bil­dung aus. Nieder­schwel­li­ge und kosten­lo­se Angebo­te wären für die politi­sche Bildung, vor allem auch hinsicht­lich der Europa­wahl 2024 extrem wichtig für die Region. 

Für die europäi­sche Kommis­si­on gab Bürger­meis­ter Hein Wünsche mit: „Schön wäre, wenn das EUROPE DIRECT mehr bezuschusst werden könnte, sodass es sich selber trägt. Auch die Rahmen­be­din­gun­gen für die Migra­ti­on funktio­nie­ren vor Ort nicht mehr richtig. Den Schlüs­sel für eine gute Integra­ti­on sehe ich auf europäi­scher Ebene. Ich erhof­fe mir Verbes­se­run­gen hinsicht­lich Entwicklungs‑, Außen­han­dels- und Sicher­heits­po­li­tik“. Renke Deckarm versprach, diesen Wusch weiterzugeben. 

Außer­dem stand ein Treffen mit Marian Duram, Geschäfts­füh­rer des RITZ, dem Regio­na­len Innova­tions- und Techno­lo­gie­trans­fer Zentrums mit Sitz im Fallen­brun­nen, auf dem Programm. Thema war der Einsatz von EU-Förder­mit­teln in der Region. Das RITZ ist ein neues und moder­nes Innova­ti­on­zen­trum, in dem Wirtschaft und Wissen­schaft aus den Themen­fel­dern Digita­li­sie­rung und Mobili­tät der Zukunft zusam­men­fin­den. Die Schaf­fung dieser Innova­ti­ons­in­fra­struk­tur geht auf eine Initia­ti­ve des Boden­see­krei­ses und der Stadt Fried­richs­ha­fen zurück. Als Regio­WIN Leucht­turm­pro­jekt wurde der Bau im Fallen­brun­nen von der Europäi­schen Union über EFRE (Europäi­scher Fonds für regio­na­le Entwick­lung) mit fünf Millio­nen Euro sowie mit zwei Millio­nen vom Land Baden-Württem­berg bezuschusst.

Jedoch inves­tiert die EU nicht nur in das RITZ, sondern in unter­schied­lichs­te Berei­che mit vielen verschie­de­nen Initia­ti­ven in der Region. Gudrun Hombur­ger, EU-Beauf­tra­ge im Landrats­amt und ebenfalls in das RITZ geladen, stell­te einige EU finan­zier­te Förde­run­gen vor, die über das Landrats­amt in den Boden­see­kreis fließen. Neben Zuschüs­sen aus ELER (Europäi­scher Landwirt­schafts­fonds für die Entwick­lung des ländli­chen Raums) und dem EGFL (Europäi­schen Garan­tie­fonds für die Landwirt­schaft) für die Land- und Forst­wirt­schaft sowie Landschafts­pfle­ge, können innova­ti­ve Unter­neh­men im Ländli­chen Raum über den EFRE mit dem Förder­pro­gramm „Spitze auf dem Land! bei Unter­neh­mens­in­ves­ti­tio­nen Zuschüs­se beantra­gen. Mit dem Zuschlag als LEADER Aktions­grup­pe Westli­cher Boden­see im letzten Jahr können sechs Gemein­den im Boden­see­kreis mit 20 Gemein­den aus dem Landkreis Konstanz insge­samt 2,3 Millio­nen EU Zuschüs­se in den nächs­ten fünf Jahren für Projek­te abrufen. Ebenso konnte die Gemein­de Neukirch sich der LEADER Aktions­grup­pe im Allgäu anschlie­ßen. Über den ESF Plus (Europäi­schen Sozial­fond) werden jährlich mit 165.000 Euro sozial Benach­tei­lig­te mit Bildungs­an­ge­bo­ten unter­stützt, auch junge Frauen und Langzeit­ar­beits­lo­se bei der beruf­li­chen Integra­ti­on. Mit Zuschüs­sen aus Erasmus Plus können Auszu­bil­den­de im Landrats­amt ein Auslands­prak­ti­kum absolvieren. 

Der Besuch hat gezeigt, wie wichtig die Europäi­sche Union mit ihren Organen für die Region ist. Detlev Maaß hofft, dass so viele Bürge­rin­nen und Bürger von Fried­richs­ha­fen zur Europa­wahl gehen: „Wir werden mit unserem EUROPE DIRECT unser Bestes geben. Wir haben viele Veran­stal­tun­gen und Aktio­nen für die nächs­ten Monate geplant, alle kosten­frei. Zudem haben wir im Erdge­schoss unserer VHS einen großen Infor­ma­ti­ons­stand, wo sich alle Inter­es­sier­ten mit Infor­ma­ti­ons­ma­te­ria­li­en einde­cken können, auch Kinder. Wir freuen uns über regen Besuch.“ 

Kontakt: EUROPE DIRECT Fried­richs­ha­fen, Charlot­ten­platz 12/2 in der vhs-FN, www.vhs-fn.de/service/ed, europa@friedrichshafen.de .