FRIEDRICHSHAFEN — Die Freude war groß: Fried­richs­ha­fen wurde als erste Stadt in Deutsch­land mit dem European Clima­te Adapt­a­ti­on Award ausge­zeich­net. Der deutsch­land­weit erste Audit im Rahmen des eca fand in Fried­richs­ha­fen statt. Bei dem Besuch vor Ort des natio­na­len Auditors wurden Stich­pro­ben­kon­trol­len vorge­nom­men und die Stadt­ver­wal­tung angehört. 

Vorab hatte das Amt für Stadt­pla­nung und Umwelt zusam­men mit Stadt­bau­amt und Amt für städti­sche Bauver­wal­tung sowie dem Stadt­werk am See einen Frage­bo­gen mit 99 Fragen und 400 Unter­fra­gen verteilt auf die sechs großen Handlungs­be­rei­che klima­an­ge­pass­ter Stadt­ent­wick­lung beant­wor­ten müssen. Die Handlungs­be­rei­che waren Analyse/Strategie/Planung, Kommu­na­le Gebäu­de und Anlagen, Versorgung/Entsorgung, Infra­struk­tur im öffent­li­chen Raum, inter­ne Organi­sa­ti­on und Kommunikation/Partizipation/Kooperation. Unter­stützt wurden die Mitar­bei­ten­den der Stadt­ver­wal­tung durch die Energie­agen­tur Ravens­burg als regio­na­ler Berater. 

„Das Ergeb­nis des Audits bestä­tigt die seit Jahren voran­ge­brach­ten Bemühun­gen und Zielset­zun­gen im Bereich der Klima­an­pas­sung. Dieser Erfolg ist maßgeb­lich dem unermüd­li­chen Wirken von Dr. Tillmann Stotte­le zu verdan­ken, der Fried­richs­ha­fen in den vergan­ge­nen knapp 30 Jahren zum Leucht­turm in Sachen Klima­schutz und Klima­fol­ge­an­pas­sung entwi­ckelt hat“, fasst Erster Bürger­meis­ter Fabian Müller zusammen. 

Fried­richs­ha­fen erreich­te 67 Prozent der mögli­chen Punkte und ist damit die erste offizi­ell zerti­fi­zier­te Kommu­ne Deutsch­lands. Im Vergleich zu den in der Pilot­pha­se teilge­nom­me­nen Kommu­nen, ist dies zugleich Bestplatzierung.

Der Auftrag zur Teilnah­me am European Clima­te Adapt­a­ti­on Award (eca) erfolg­te mit dem Beschluss des Klima­an­pas­sungs­kon­zepts im Novem­ber 2020. Der eca ist ein Quali­täts­ma­nage­ment- und Zerti­fi­zie­rungs­sys­tem für die kommu­na­le Klima­an­pas­sung vergleich­bar dem European Energy Award (eea), an dem Fried­richs­ha­fen seit 2006 teilnimmt.

„Jetzt wissen wir, wo wir im Vergleich zu anderen Städten stehen. Wir wissen, was unsere Stärken sind und an welchen Stellen noch Poten­zi­al ist um unseren Zielen näher zu kommen,“ so Erster Bürger­meis­ter Müller.

Mit der Aufstel­lung des Klima­an­pas­sungs­kon­zep­tes 2030 der Stadt Fried­richs­ha­fen erfolg­te eine Stadt­kli­ma- und Klima­wir­kungs­ana­ly­se. Es wurden Planungs­hin­weis­kar­ten und Stadt­be­zirks­steck­brie­fe erarbei­tet sowie ein Konzept mit zwölf Leitzie­len und 69 Maßnah­men, verteilt auf alle wichti­gen Handlungs­fel­der der Stadt­ent­wick­lung in einem inten­si­ven Betei­li­gungs­pro­zess zusammengestellt. 

Während der Erarbei­tung des Konzep­tes, aber auch inner­halb der letzten zwei Jahre, sind über zwei Drittel der Maßnah­men bereits begon­nen worden. Fünf Maßnah­men befin­den sich dabei schon in einem fortge­schrit­te­nen Stadi­um wie beispiels­wei­se die klima­an­ge­pass­te Gestal­tung von ausge­wähl­ten Gewäs­ser-Renatu­rie­rungs­maß­nah­men. Vier Maßnah­men sind bereits abgeschlos­sen, darun­ter die Aufstel­lung einer Begrünungssatzung.

Die Teilnah­me am European Clima­te Adapt­a­ti­on Award zeigt, dass Fried­richs­ha­fen grund­so­li­de aufge­stellt ist: fachlich fundiert, parti­zi­pa­tiv abgestimmt, mit klarem kommu­nal­po­li­ti­schen Auftrag und guter finan­zi­el­ler Ausstat­tung (Klima­bud­get). „Wir leben unsere Ziele durch Umset­zung der vorge­nom­me­nen Maßnah­men bereits in der Entwick­lungs­pha­se. Hierbei bezie­hen wir alle wichti­gen Akteu­re mit ein und koope­rie­ren mit anderen Kommu­nen und Hochschu­len in der Boden­see­re­gi­on.“, erklärt Dr. Tillmann Stotte­le, Leiter der Abtei­lung Landschafts­pla­nung und Umwelt.

Die Teilnah­me hebt auch die Poten­zia­le Fried­richs­ha­fens hervor. So braucht es angesichts des Handlungs­drucks durch fortschrei­ten­de Erwär­mung und Klima­ri­si­ken mehr Perso­nal für die Umset­zung der vielen aufwän­di­gen Maßnah­men zum klima­ge­rech­ten Stadt­um­bau. Die Risiko­be­gren­zung durch Hitze­ak­ti­ons­plä­ne, Stark­re­gen­ma­nage­ment und hochwas­ser­si­che­ren Ausbau der Rotach verlangt höchs­te Priori­tät. Auch mehr Platz und stren­ge­rer Schutz für Bäume, Grünflä­chen und Gewäs­ser sind wichtig. Sie bieten Lebens­qua­li­tät, Wohlbe­fin­den und mehr Natur in der Stadt. Und nicht zuletzt die stärke­re Einbin­dung von Indus­trie und Touris­mus sind Aufga­ben, die sich die Stadt Fried­richs­ha­fen für die kommen­den Jahre stellt, um so bei der Rezer­ti­fi­zie­rung 2026 mindes­tens 75 Prozent der mögli­chen Punkte anstre­ben zu können.

Die Entwick­lung des eca erfolg­te durch die Berli­ner Bundes­ge­schäfts­stel­le des eea mit rund zwanzig Kommu­nen in Nordrhein-Westfa­len. Weite­re 10 bis 15 Kommu­nen befin­den sich in der Erstan­wen­dung. Während der Pilot­pha­se erreich­ten die teilneh­men­den Kommen ein durch­schnitt­li­ches Audit-Ergeb­nis von 31 Prozent.

Weite­re Infor­ma­tio­nen finden Sie unter www.klimastadt.friedrichshafen.de .