FRIEDRICHSHAFEN — „Damals war ich 32 Jahre alt“, blickt Franzis­ka M. in den Juni 2019 zurück.

Ihre jüngs­te Tochter war „damals“ gerade mal eine Woche alt. Das wurde mit einem kleinen Frühstück gefei­ert, bei dem sich die gelern­te Physio­the­ra­peu­tin und DLRG-Rettungs­schwim­me­rin gar keine Gedan­ken machte, als sie ein bisschen Saft verschüt­te­te. Kurz darauf fiel ihr das ganze Glas aus der Hand und gleich danach verlor sie für einen kurzen Moment das Bewusst­sein. Noch immer kann sie sich an den Film erinnern, der in ihrem Kopf ablief und den sie als Nahtod­erfah­rung beschreibt.

„Kannst du mich bitte ins Bett bringen“, wandte sie sich an ihren Mann, als sie wieder bei Bewusst­sein war und ihre rechte Hand nichts mehr fühlte. Aus der Vermu­tung wurde spätes­tens nach dem Anruf in der Rettungs­leit­stel­le Gewiss­heit, als sie nach Auffor­de­rung des Satzes „Die Blume blüht auf der Wiese“ mit einem Blutdruck von 180/100 nicht deutlich sprechen konnte.

Dann ging alles ganz schnell, auch wenn ihr selbst die Zeit ewig vorkam. Ihr Mann, der durch seine Einsät­ze mit der Freiwil­li­gen Feuer­wehr mit Notfall-Situa­tio­nen vertraut ist, sorgte dafür, dass die 18 Monate alte ältere Tochter mit der Oma aus der Wohnung war, bevor die Rettungs­kräf­te kamen… rund eine Stunde später waren Franzis­ka M. und ihre jüngs­te Tochter im Klini­kum Fried­richs­ha­fen auf der zerti­fi­zier­ten „stroke unit“ — der Schlag­an­fall­sta­ti­on des Klini­kums Friedrichshafen.

Tagsüber blieben Mama und Tochter zusam­men auf der Schlag­an­fall­sta­ti­on und nachts kümmer­te sich der Papa um die Neuge­bo­re­ne. Eine Kinder­kran­ken­schwes­ter aus dem Mutter-Kind-Zentrum kümmer­te sich um die Pre-Nahrung für das Wochen­en­de und die Milch­pum­pe. Schwes­ter Patri­zia „hat mir die Funkti­ons­wei­se der Milch­pum­pe erklärt und im Mutter-Kind-Zentrum wurde dann die abgepump­te Mutter­milch gelagert“, die von den Pflege­kräf­ten der Schlag­an­fall­sta­ti­on dort hinge­bracht wurde. So konnte Papa auch nachts der Hunger der Kleinen stillen. „Es ist toll, dass das inter­dis­zi­pli­när so gut geklappt hat“, erinnert sich Franzis­ka M. an die Woche im Kranken­haus und die gute fundier­te Behand­lung zurück. „Profes­sor Huber hat sich um mich geküm­mert und alle haben geschaut, dass es mir und unserer Tochter gut geht“.

Schon 24 Stunden nach ihrem Schlag­an­fall konnte sich die junge Mama wieder klar artiku­lie­ren, an manchen Tagen hat sie bis heute sprach­li­che Ausset­zer. Das Taubheits­ge­fühl in der rechten Hand ist noch immer da, so ist die Rechts­hän­de­rin trotz Reha noch immer arbeits­un­fä­hig. Franzis­ka M. bleibt realis­tisch und ist vor allem dankbar für die medizi­nisch und pflege­risch sowohl fürsorg­li­che als auch umsich­ti­ge Versor­gung, die sie im Klini­kum Fried­richs­ha­fen erfah­ren durfte.

Über die Ursache dafür, dass sie der sprich­wört­li­che Schlag traf, gibt es nach wie vor keine Erklä­rung – nur viele Theorien. Auch der angebo­re­ne Herzfeh­ler der jungen Meers­bur­ge­rin, die in Stetten aufge­wach­sen ist, konnte als Grund für den Schlag­an­fall ausge­schlos­sen werden. Deshalb tut die 33-Jähri­ge alles dafür, dass es zu keiner Wieder­ho­lung kommt. Sie verzich­tet auf einige Dinge wie Kaffee, Zucker, Alkohol und achtet auf gesun­des Essen. Eins nach dem anderen ist die Devise dieser Tage und wenn dann das neue Zuhau­se einige Grund­stü­cke weiter fertig ist, findet sich gewiss auch ein Plätz­chen zum Ausru­hen und Entspan­nen für die junge Frau.

„Im Klini­kum Fried­richs­ha­fen, wo meine beiden Mädchen das Licht der Welt erblick­ten, habe ich mich auch nach meinem Schlag­an­fall aufge­ho­ben gefühlt. Dafür sage ich danke!“