FRIEDRICHSHAFEN — Zum Abschluss der Gruppen­pha­se in der CEV Volley­ball Champi­ons League schnup­per­te der VfB Fried­richs­ha­fen am Mittwoch­abend an der Sensa­ti­on. Die Häfler, die mit nur zehn Spielern zu Jastrzeb­ski Wegiel gereist sind, verlo­ren gegen den bis dato ungeschla­ge­nen polni­schen Meister mit 1:3 (18:25, 25:23, 15:25, 23:25) und waren im vierten Satz kurz davor, den Tiebreak zu erzwingen. 

Dejan Vincic, Vojin Cacic, Daniel Muniz – was sich liest wie die halbe Start­auf­stel­lung des VfB Fried­richs­ha­fen, ist es im Normal­fall auch. Vor dem Champi­ons-League-Spiel gegen Jastrzeb­ski Wegiel standen diese drei Namen aller­dings auf der Verletz­ten­lis­te der Häfler Volley­bal­ler. Mit nur zehn Spielern reiste das Team nach Polen – zu einem Spiel, bei dem ein Weiter­kom­men der Häfler in die nächs­te Runde schon vorab ausge­schlos­sen war. Ben-Simon Bonin, Avery Aylsworth, Lukas Maase und Stefan Thiel rückten in die Start­for­ma­ti­on. Mit Lucas Van Berkel, Marcus Böhme und Lucia­no Vicen­tin komplet­tier­ten drei Stamm­kräf­te den Kader.

Der polni­sche Meister musste mit diesem Umstand erst einmal umgehen. Jastrze­bie führte zwar schnell 3:0, aller­dings schenk­ten Maase und zwei Mal Vicen­tin den Gastge­bern insge­samt drei Asse zur ersten VfB-Führung ein (2:3, 5:4). Diese zu halten, fiel dem Pokal­fi­na­lis­ten von 2022 aber ähnlich schwer wie der deutschen Zunge die Ausspra­che des polni­schen Clubna­mens. Benja­min Toniut­ti – schon einmal Meister mit Fried­richs­ha­fen – fand vor allem die Super­stars Trevor Cleve­not und Jan Hadra­va mit schnel­len und präzi­sen Pässen (7:12, 12:18). Hadra­va durfte sich setzten. Arpad Baroti ersetz­te ihn ebenbür­tig und verwan­del­te den Satzball (18:25).

Der erste Satz war deutlich, der zweite dann eher nicht. Nach einem Ass von Lukas Maase führte der VfB mit 5:2. Thiel wurde siche­rer und spiel­te seine Mittel­blo­cker frei (11:8). Auch nachdem Jastrzeb­ski durch eine Aufschlag­se­rie heran­kam (13:13), blieb Vicen­tin cool. Er servier­te zwei Mal den polni­schen Annah­me­rie­gel aus (16:15) und berei­te­te Bonins Punkt zum 18:15 mit erneut druck­vol­lem Service vor. Maase, zu diesem Zeitpunkt mit 13 Punkten auf dem Zettel, sollte in diesem Satz der entschei­den­de Faktor sein. Erst legte er den Ball klug hinter den Block des Gegners (23:22) und sorgte dann mit dem Ass für die Satzbäl­le (24:22). Lucia­no Vicen­tin erwisch­te hauch­dünn die Finger des polni­schen Blocks und holte den verdien­ten Satzge­winn (25:23).

Die Polen, bislang in Gruppe A der Königs­klas­se zu Hause ohne Satzver­lust, mussten sich von Cheftrai­ner Andrea Gardi­ni eine Gardi­nen­pre­digt gefal­len lassen. Dementspre­chend konzen­trier­ter gingen sie den dritten Durch­gang an. Gladyrs Ass (2:5) und immer wieder Hadra­va (3:8) machten den Unter­schied. Bonin durfte sich über sein erstes Champi­ons-League-Ass freuen (6:11), ansons­ten hatte Jastrzeb­ski wieder die Zügel in der Hand, was sich vor allem im Aufschlag bemerk­bar machte. Macyra servier­te seinem Team den Satzball zurecht (24:15). Hadra­va machte gleich den ersten mit dem Block (25:15).

Gardi­ni rotier­te fleißig durch. Lebedew brach­te Andri Aganits für Van Berkel. Und Fried­richs­ha­fen versuch­te, die Geschich­te aus Durch­gang zwei noch einmal nachzu­er­zäh­len. Aganits vollstreck­te zum frühen 7:3. Und auch wenn Baroti zwei Mal wieder ausglich (9:9, 13:13), behiel­ten vor allem Maase und Vicen­tin die Nerven (15:13, 17:15). Tatsäch­lich wollte Baroti aber wirklich nicht in den fünften Satz und sorgte mit dem Aufschlag für die vermeint­li­che Vorent­schei­dung (20:22). Bonin block­te sein Team aber wieder heran (22:22). Vicen­tin misslang zum Schluss aber eine Annah­me, sodass Jastrze­bie sich Satz und Spiel noch greifen konnte (23:25).

„Wir haben heute gut unser Spiel kontrol­liert und uns die Chancen erarbei­tet. Ich bin sehr zufrie­den, wenn auch nicht ganz. Wir hatten die Chance, in den fünften Satz zu gehen und haben sie leider nicht genutzt“, sagte VfB-Cheftrai­ner Mark Lebedew nach dem Spiel. Marcus Böhme ergänz­te: „Wir wissen ja, dass wir Volley­ball spielen können. Das haben wir heute auch bewie­sen. Wir haben gezeigt, dass es auch reicht, mit einer der Spitzen­mann­schaf­ten Europas mitzuhalten.“