MAINZ (dpa) — Über 230 Mal moderier­te Wolf-Dieter Posch­mann das «Aktuel­le Sport­stu­dio» im ZDF, zehn Jahre war er Sport­chef des öffent­lich-recht­li­chen Senders. Nun ist er im Alter von 70 Jahren gestorben.

Der Abschied vom Sport­jour­na­lis­mus vor mehr als fünf Jahren fiel Wolf-Dieter Posch­mann leicht.

«Die Bericht­erstat­tung im Allge­mei­nen ist braver, geschmei­di­ger und weniger kontro­vers gewor­den», sagte der langjäh­ri­ge ZDF-Sport­chef ein halbes Jahr vor seinem Wechsel in den Ruhestand nach den Olympi­schen Spielen 2016 in Rio de Janei­ro dem Bonner «General­an­zei­ger». «Es fällt mir nicht schwer loszulassen.»

Seit seinem Weggang aus dem Rampen­licht war es ruhig gewor­den um den mehrmals ausge­zeich­ne­ten Journa­lis­ten. Am vergan­ge­nen Freitag ist der gebür­ti­ge Kölner nach Angaben des ZDF nach kurzer, schwe­rer Krank­heit gestor­ben. Er wurde 70 Jahre alt.

«Eines der prägen­den Gesichter»

«Über 30 Jahre war er eines der prägen­den Gesich­ter und eine der einpräg­sa­men Stimmen vieler Sport­sen­dun­gen im Zweiten», würdig­te ZDF-Chefre­dak­teur Peter Frey am Montag Posch­mann. Der FC Bayern twitter­te: «Der FC Bayern trauert um Wolf-Dieter Posch­mann, einer großen Persön­lich­keit des deutschen Sportjournalismus.»

Posch­mann gehör­te über Jahrzehn­te zur Stamm­be­set­zung des ZDF bei Großereig­nis­sen wie Olympi­schen Spielen, Fußball-Welt- und ‑Europa­meis­ter­schaf­ten sowie Leicht­ath­le­tik-Events. Bekannt wurde er vor allem als Modera­tor des «Aktuel­len Sport­stu­di­os». Von 1994 bis 2011 führte er 230 Mal durch den TV-Klassi­ker. Einen Namen machte er sich zudem als Leichtathletik-Experte.

Ursprüng­lich wollte Posch­mann Fußball-Profi worden. Als sich abzeich­ne­te, dass sich dieser Wunsch nicht erfül­len würde, begann er mit der Leicht­ath­le­tik — mit Erfolg. Über die Mittel­stre­cke zählte er zur erwei­ter­ten natio­na­len Elite.

TV-Karrie­re statt Lehrer

Posch­mann studier­te Germa­nis­tik und Pädago­gik mit dem Ziel, Deutsch­leh­rer zu werden. Zum ZDF kam er 1986 als Hospi­tant. Anschlie­ßend wurde er zunächst freier Mitar­bei­ter und 1993 festan­ge­stell­ter Redak­teur der Sport­re­dak­ti­on. Dieter Kürten nannte er seinen Lehrmeis­ter. Auch Harry Valéri­en oder Wolfram Esser prägten Poschmann.

«Als ich als Deutsch­leh­rer kam, war ich begeis­tert, wie wichtig für Kürten, Harry Valéri­en oder Wolfram Esser Sprache war und wie sehr sie sich darum bemüht haben, uns zu vermit­teln, den Sport­jar­gon nicht zu überneh­men und Klischees zu vermei­den. Das ständi­ge Erinnern an die Verant­wor­tung, die man vor einem Millio­nen­pu­bli­kum hat», erzähl­te Posch­mann dem «General­an­zei­ger» im Febru­ar 2016. Auch in dieser Hinsicht sei Kürten «ein wunder­ba­rer Lehrmeis­ter» gewesen.

1995 wurde Posch­mann auf den Posten des Sport­chefs berufen. Diesen musste er 2005 abgeben. Dies wurde mit der notwen­di­gen Trennung von adminis­tra­ti­ven und journa­lis­ti­schen Aufga­ben begrün­det. Er übernahm die Aufga­ben als Sport-Chefre­por­ter und blieb präsent.

Barfuß im ZDF-Spezial

Posch­mann war kritisch und eckte auch immer wieder gern an. Kurz vor dem Ende seiner TV-Zeit sorgte er noch einmal für Aufse­hen in den sozia­len Medien, als er im Studio ein ZDF-Spezi­al anläss­lich des Rücktritts des damali­gen DFB-Präsi­den­ten Wolfgang Niers­bach barfuß moderierte.

Es sei Zufall gewesen, dass er ohne Schuhe dastand, erzählt er. «Ich habe damit nicht gerech­net, dass meine Füße zu sehen sein könnten und auch nicht, dass Menschen angesichts dieses schwer­wie­gen­den Themas auf solche Petites­sen achten», meinte er. «Dass daraus eine solche Welle wurde, ist einer­seits amüsant, aber auch bezeich­nend für den Zustand unserer Medienlandschaft.»

Von Claas Hennig, dpa