BERLIN/LEINGARTEN (dpa) — Eigent­lich würden die Energie­preis­brem­sen Ende des Jahres auslau­fen. Nun will der Wirtschafts­mi­nis­ter sie länger laufen lassen — als Vorsichts­maß­nah­me. Doch es gibt auch Kritik.

Bundes­wirt­schafts­mi­nis­ter Robert Habeck spricht sich für eine Verlän­ge­rung der Strom- und Gaspreis­brem­sen bis Ostern 2024 aus. «Die Preis­brem­sen wirken wie eine Versi­che­rung gegen steigen­de Preise», sagte der Grünen-Politi­ker der «Augsbur­ger Allge­mei­nen». Nach jetzi­gem Stand würden die Energie­preis­brem­sen zum Jahres­en­de auslau­fen. «Ich werbe aber dafür, dass wir sie nochmals verlän­gern, und zwar bis Ende des Winters. Genau­er gesagt, bis Ostern», sagte Habeck. Darüber werde bereits mit der EU-Kommis­si­on geredet.

Die Verlän­ge­rung wäre aus Sicht des Grünen-Politi­kers angesichts gesun­ke­ner Einkaufs­prei­se vor allem Vorsichts­maß­nah­me und Absiche­rung. «Wir sollten uns die Situa­ti­on erspa­ren, dass wir im nächs­ten Frühjahr darüber disku­tie­ren «Ach, hätten wir doch die Gas- und die Strom­preis­brem­se verlän­gert. Wir hätten es doch machen können»», erklär­te Habeck am Donners­tag im baden-württem­ber­gi­schen Leingar­ten, wo er an einer Auftakt­ver­an­stal­tung für einen Konver­ter für die Strom­tras­se Suedlink teilnahm.

Wie kommen wir durch den Winter?

Von den bereit­ge­stell­ten 200 Milli­ar­den Euro seien nach der Stabi­li­sie­rung der Märkte bislang für die Preis­brem­sen nur rund 18 Milli­ar­den Euro ausge­ge­ben worden, beton­te Habeck. «Der beste Fall ist, wir verlän­gern sie und brauchen sie nicht.» Wenn es noch so etwas wie eine kriti­sche Phase geben sollte, dann im kommen­den Winter. «Danach sind wir sicher­lich durch», sagte Habeck. Es werde noch ein Jahr oder andert­halb Jahre dauern, bis die Preise wieder auf das norma­le Maß runter­ge­hen werden.

Unter­stüt­zung erhält Habeck aus der SPD. «Es ein richti­ger Schritt in dieser angespann­ten wirtschaft­li­chen Lage die Energie­preis­brem­sen als Absiche­rung über den kommen­den Winter hinaus zu verlän­gern», sagte der Wirtschafts­exper­te der SPD-Bundes­tags­frak­ti­on, Esra Limba­cher, der «Rheini­schen Post» (Freitag). Elemen­ta­re Voraus­set­zung für die indus­tri­el­le Wettbe­werbs­fä­hig­keit Deutsch­lands seien tragfä­hi­ge Energiepreise.

Die Union sieht die geplan­te Verlän­ge­rung der Unter­stüt­zung indes skeptisch. «Das Rumdok­tern an einzel­nen kleinen Schräub­chen hilft dem Stand­ort nichts», sagte die wirtschafts­po­li­ti­sche Spreche­rin der CDU, Julia Klöck­ner, der «Rheini­schen Post». Deutsch­land falle im Wettbe­werb massiv zurück. Klöck­ner schlug vor, statt­des­sen die Strom­steu­er zu senken, «die ohne beihil­fe­recht­li­che Hürden auf das europäi­sche Mindest­maß abgemil­dert werden könnte».

Obergren­zen deckeln die Preise

Vergleichs­por­ta­le äußer­ten sich skeptisch. «Aktuell liegen nahezu alle Tarife alter­na­ti­ver Anbie­ter deutlich unter­halb der Energie­preis­brem­sen», sagte der Energie-Geschäfts­füh­rer von Check24, Steffen Suttner. Eine Verlän­ge­rung der Preis­brem­se sei daher nicht notwen­dig und wiege Kunden in falscher Sicher­heit, weil sie aktuell deutlich günsti­ge­re Tarife bezie­hen könnten.

«Durch die staat­li­che Subven­ti­on haben viele Menschen die tatsäch­li­chen Kosten nicht mehr im Blick», sagte Verivox-Chef Daniel Pusch­mann. Viele Haushal­te verharr­ten durch die Preis­brem­se auf Kosten des Steuer­zah­lers in unnötig teuren Verträ­gen. «Dies kann zu einem bösen Erwachen führen, wenn sich Verbrau­cher nicht aktiv um günsti­ge­re Verträ­ge kümmern», mahnte Puschmann.

Bei der Strom- und der Gaspreis­brem­se wird der Preis für einen Großteil des Verbrauchs der Privat­haus­hal­te gedeckelt. Die Obergren­ze der Preis­brem­se liegt für Strom bei 40 Cent je Kilowatt­stun­de und für Gas bei 12 Cent je Kilowattstunde.