Eine Rückkehr für die Geschichts­bü­cher. Hamil­ton feiert seinen 91. Formel-1-Sieg. Der Rekord von Micha­el Schuma­cher ist einge­stellt. In einem unter­halt­sa­men Rennen auf dem Nürburg­ring rast Hülken­berg vom letzten Platz in die Punkte. Für Vettel gibt’s indes nix zu holen.

Der 35 Jahre alte Brite gewann am Sonntag bei der Königs­klas­sen-Rückkehr auf den Nürburg­ring den Großen Preis der Eifel und feier­te damit den 91. Rennsieg seiner Karrie­re. Ebenso­vie­le hatte Schuma­cher geschafft, der vor 25 Jahren als erster Deutscher auf dem Tradi­ti­ons­kurs in der Eifel siegreich gewesen war. «Was für ein Ergeb­nis, ich danke euch so sehr», funkte Hamil­ton an die Merce­des-Box. Zur Saison 2013 hatte er Schuma­cher bei den Silber­pfei­len abgelöst.

Mit seinem Erfolg im elften Saison­ren­nen näher­te sich Hamil­ton auch wieder dem siebten WM-Triumph und der nächs­ten Rekord­mar­ke von Schuma­cher. Hamil­ton profi­tier­te dabei auch von einem Defekt am Silber­pfeil seines von der Pole gestar­te­ten Teamkol­le­gen Valtte­ri Bottas in dessen 150. Grand Prix.

Zweiter wurde Max Verst­ap­pen im Red Bull, auf Rang drei schaff­te es Daniel Ricciar­do im Renault. Sebas­ti­an Vettel konnte wie befürch­tet bei seinem Heimspiel im Ferra­ri nichts ausrich­ten und musste sich mit Platz elf begnü­gen. Lands­mann Nico Hülken­berg durfte sich dagegen über seinen achten Rang freuen bei seinem erneu­ten Aushilfs­ein­satz für Racing Point — und das vom letzten Startrang aus.

Im WM-Klasse­ment baute Hamil­ton seine Führung mit dem siebten Saison­sieg weiter aus. Er kommt nun auf 230 Punkte, Bottas bleibt als Zweiter bei 161 Zählern. Verst­ap­pen sammel­te bisher 147 Punkte.

Als zum ersten Mal nach 2013 die roten Lampen für ein Formel-1-Rennen ausgin­gen, suchte Hamil­ton seine Siegchan­ce in der Attacke. In die enge Rechts­kur­ve nach der kurzen Beschleu­ni­gung bog Hamil­ton mit minima­lem Vorsprung vor Bottas ein, beide trug es weit raus, Bottas hielt dagegen. Fair, aber knall­hart rasten sie nebeneinander.

Bottas’s Vorteil: Als nächs­tes kam eine Links­kur­ve, er war innen und behaup­te­te damit nach dem packen­den Zweikampf der Silber­pfei­le die Führung. Verst­ap­pen, der sich Hoffnun­gen gemacht hatte, das Duo split­ten zu können, kam nicht ran, zusam­men zogen die drei dem Feld danach aber schnell davon.

Auf die beiden deutschen Piloten mussten die etwa 15 .00 Zuschau­er zunächst noch etwas länger warten. Vettel, gestar­tet von Rang elf, kämpf­te, um wenigs­tens in die Top Ten zu kommen, nachdem auch sein Start nicht optimal gelau­fen war. Bei einem Überhol­ver­such leiste­te sich der vierma­li­ge Weltmeis­ter auch noch einen Verbrem­ser und kam mit qualmen­den Reifen von der Strecke ab. Danach musste er sich neue Reifen holen — und weiterkämpfen.

Hülken­berg konnt seine Ansage mit Augen­zwin­kern («Alles andere als der Rennsieg wäre eine Enttäu­schung») zwar nicht umset­zen. Vom letzten Rang nach seinem Blitz­en­ga­ge­ment gestar­tet, machte der 33-Jähri­ge mit einer Werbe­fahrt in eigener Sache für einen Vertrag im nächs­ten Jahr aber Positi­on um Positi­on gut.

In der 42. Runde kam es sogar zum deutschen Duell: Der Ersatz­mann für Racing-Point-Pilot Lance Stroll, der wegen Magen­be­schwer­den passen musste, lag hinter Vettel, der zuvor schon über seine Reifen geklagt hatte. Problem­los passier­te «Hulk» im rosa Wagen des künfti­gen Vettel-Arbeit­ge­bers (dann aller­dings als Aston Martin) den Hessen im lahmen roten Ferra­ri. Und das alles ohne jede Vorbe­rei­tung für Hülkenberg.

Auch an der Spitze tat sich was, vorher schon. In der zwölf­ten Runde verbrems­te sich Bottas, Hamil­ton ließ sich diese Gelegen­heit nicht nehmen und überhol­te seinen Teamkol­le­gen mit einem erneu­ten stram­men Manöver. Trümmer­tei­le nach einer Kolli­si­on sorgten für eine virtu­el­le Safety-Car-Phase. Alarm herrsch­te aber auch im Wagen von Bottas: «Ich habe keine Leistung mehr», funkte der Finne. Kurze Zeit später kam der Bescheid vom Komman­do­stand: Aufgabe.

Teamkol­le­ge Hamil­ton büßte beim nächs­ten Reifen­wech­sel über zwei Sekun­den auf Mittler­wei­le-Verfol­ger Verst­ap­pen ein, vertei­dig­te aber die Spitze. Bottas schau­te gespannt zu. «Wenn Lewis das gewinnt, wird es ein bisschen schwie­rig für mich», sagte er noch während des Rennens mit Blick auf die WM.

Doch es sollte nach mal richtig spannend werden. Durch einen Ausfall von Lando Norris im McLaren musste das Safety Car raus, das Feld rückte zusam­men und die neu aufge­zo­ge­nen Reifen kamen bei 16 Grad auf dem Asphalt nicht auf Tempe­ra­tur. Hamil­ton ließ dem Feld aber keine Chance, als Bernd Maylän­der das Safety Car wieder in den Garage steuer­te, und fuhr zur souve­rän zur histo­ri­schen Rekordeinstellung.