Lewis Hamil­ton liefert in Portu­gal einen weite­ren Beweis für sein Ausnah­me­ta­lent. Beim Formel-1-Debüt an der Algar­ve lässt sich der Weltmeis­ter auch vom aufre­gen­den Start nicht beirren und holt sich den Rekordsieg.

Auf der Algar­ve-Achter­bahn von Portimão hatte der Merce­des-Star trotz eines Waden­krampfs auf den Schluss­run­den Formel-1-Geschich­te geschrie­ben. Der sechs­ma­li­ge Weltmeis­ter raste am Sonntag bei der Premie­re der Königs­klas­se auf dem hügeli­gen Kurs zu seinem 92. Karrie­re-Erfolg und ist jetzt allei­ni­ger Rekord­hal­ter mit den meisten Grand-Prix-Siegen vor Micha­el Schuma­cher (91).

Hamil­ton verwies in einem anfangs nervö­sen Großen Preis von Portu­gal seinen Teamkol­le­gen Valtte­ri Bottas mit riesi­gem Vorsprung von 25,5 Sekun­den auf den zweiten Platz. «Es ist das Unglaub­lichs­te, in so einer Umgebung zu arbei­ten», lobte Hamil­ton sein Erfolgs­team und schwärm­te: «Ich hätte mir nicht erträu­men lassen, wo ich heute bin. Es ist ein sehr geseg­ne­ter Tag.»

Abgeschla­ge­ner Dritter wurde der Nieder­län­der Max Verst­ap­pen im Red Bull. Für Sebas­ti­an Vettel war auch der Ausflug an die Algar­ve wenig erfreu­lich, der Ferra­ri-Star rette­te als Zehnter gerade noch einen WM-Punkt.

Hamil­ton indes dürfte nach seinem achten Sieg im zwölf­ten Saison­lauf bald auch die nächs­te Schuma­cher-Bestmar­ke errei­chen, der siebte WM-Titel ist fünf Rennen vor Schluss greif­bar. 77 Punkte Vorsprung hat der 35-Jähri­ge bereits auf den WM-Zweiten Bottas, dem im Endspurt nur noch ein Motor­sport­wun­der hilft. Hamil­ton gewann nach seinen Erfol­gen in Mugel­lo und auf dem Nürburg­ring auch auf der dritten Strecke, die nur wegen der Corona-Pande­mie und der Absage vieler Rennen auf anderen Konti­nen­ten in den Kalen­der gerutscht war.

Das Autodro­mo do Algar­ve im Süden Portu­gals, das erstmals die Formel 1 zu Gast hatte, bot zum Start das erhoff­te Spekta­kel. Ein kleiner Regen­guss hatte den ohnehin glatten Asphalt angefeuch­tet, das sorgte für reich­lich Durch­ein­an­der auf den ersten Kilometern.

Der als Dritter gestar­te­te Verst­ap­pen zog auf der anspruchs­vol­len Piste zunächst an Bottas vorbei, kolli­dier­te dann aber mit dem Racing Point von Sergio Perez. Kurz darauf überhol­te Bottas den führen­den Hamil­ton, ehe urplötz­lich McLaren-Pilot Carlos Sainz den Vorteil seiner weiche­ren Reifen nutzte und die Spitze übernahm. Einen Turbostart erwisch­te Veteran Kimi Räikkö­nen, der sich von Rang 16 auf Platz sechs verbesserte.

Doch nach sechs Runden kam allmäh­lich die gewohn­te Ordnung ins Tohuwa­bo­hu. Die mittel­har­ten Reifen der Merce­des kamen auf Betriebs­tem­pe­ra­tur, die Silber­pfeil-Piloten konnten wieder die Überle­gen­heit ihrer Autos ausspie­len. Erst schnapp­te sich Bottas den strau­cheln­den Sainz, kurz darauf kam auch Hamil­ton vorbei. Verst­ap­pen holte sich Platz drei zurück, konnte dem Merce­des-Duo aber nicht folgen.

Dahin­ter führte Charles Leclerc den Rest des Feldes an. Der Monegas­se holte wieder einmal deutlich mehr aus dem anschei­nend verbes­ser­ten Ferra­ri heraus als Teamkol­le­ge Vettel. Der von Rang 15 gestar­te­te Hesse profi­tier­te immer­hin von den Boxen­stopps und einigen kleinen Zwischen­fäl­len bei der Konkur­renz und arbei­te­te sich nach und nach in die Punkte­rän­ge vor.

An der Spitze machte der WM-Führen­de Hamil­ton nach 20 Runden ernst. Binnen kurzer Zeit saugte sich der Brite an Stall­ri­va­le Bottas heran und setzte sich auf der Zielge­ra­den locker an die Spitze. Schnell fuhr der Titel­ver­tei­di­ger ein beruhi­gen­des Polster heraus und deklas­sier­te den Finnen dabei phasen­wei­se. Alles lief auf den Rekord­sieg des Super­stars hinaus.

Sorgen berei­te­ten den Strate­gen an den Komman­do­stän­den indes weiter die schwe­ren Regen­wol­ken, aus denen hin und wieder Tropfen fielen. Wohl auch deshalb zöger­ten die führen­den Merce­des-Piloten lange mit dem Reifen­wech­sel. Schon zur Hälfte des Rennens hatte Hamil­ton daher seinen alten Rivalen Vettel überrun­det, der in Runde 28 an der Garage frische Pneus abgeholt hatte.

Nach 40 Runden beorder­te Merce­des dann endlich auch Hamil­ton an die Box, längst waren die Verfol­ger aus seinem Rückspie­gel verschwun­den. Auch Bottas hatte seinen Wider­stand frühzei­tig einge­stellt. So dämmer­te das Rennen nach der so aufre­gen­den Start­pha­se einem eher müden Schluss entge­gen. Hamil­ton war das gleich, er hatte schließ­lich einen weite­ren meister­li­chen Beweis seines Ausnah­me­ta­lents geliefert.