WEINGARTEN — Gern hätte er in einem anderen Rahmen Abschied von ihm genom­men, sagte Martin Buck, Präsi­dent der Indus­trie- und Handels­kam­mer Boden­see-Oberschwa­ben (IHK), in seiner Rede für Profes­sor Dr. Peter Jany, der die IHK Boden­see-Oberschwa­ben in den vergan­ge­nen 13 Jahren als Haupt­ge­schäfts­füh­rer gelei­tet hat und nun zum 1. Mai seinen Ruhestand antritt – dem habe nun leider Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Sie hatten mir Ihren alters­be­dingt bevor­ste­hen­den Ausstieg ja bereits angekün­digt, als ich das Amt des IHK-Präsi­den­ten übernom­men habe“, so Buck. Er habe aber die Hoffnung gehabt, dass „Sie das einfach verges­sen würden und weitermachen“. 

Vielfäl­ti­ge Arbeit für die regio­na­le Wirtschaft
Buck fand viele loben­de und anerken­nen­de Worte für Peter Jany, der in seiner Amtszeit die IHK maßgeb­lich geprägt habe. Es seien oft auch aufre­gen­de Zeiten gewesen, mit vielen Heraus­for­de­run­gen – von der Finanz- und Schul­den­kri­se über die Flücht­lings­kri­se und den Brexit bis hin zur aktuel­len Corona-Lage. Auch Digita­li­sie­rung, Energie­wen­de und Klima­wan­del sowie die Trans­for­ma­ti­ons­pro­zes­se in Kommu­ni­ka­ti­on und Arbeits­welt hätten die IHK in dieser Zeit stark beschäf­tigt, ebenso die regio­nal beson­ders bedeut­sa­men Arbeits­fel­der Fachkräf­te­si­che­rung, Infra­struk­tur und Gewer­be­flä­chen. „Sie haben die IHK stets konse­quent, gewis­sen­haft und beson­nen durch diese Zeiten navigiert“, beton­te Buck gegen­über Jany. „Sie waren ein Glücks­fall für die IHK Bodensee-Oberschwaben.“

Dank dafür, dass „alle an einem Strang ziehen“

Martin Buck dankte im Namen aller Vollver­samm­lungs­mit­glie­der für die wertvol­le Arbeit und den Dienst, den Jany für die regio­na­le Wirtschaft erbracht habe. Außer­dem hob er die gute Zusam­men­ar­beit mit dem Ehren­amt hervor, insbe­son­de­re mit dem Präsi­di­um. Auch wenn man die Ausein­an­der­set­zun­gen mit Kammer­kri­ti­kern in manchen anderen IHK-Regio­nen beobach­te, sei er glück­lich darüber, dass „bei uns hier alle an einem Strang ziehen“. Dafür danke er Jany auch ganz persön­lich. Für die Zeit im Ruhestand wünsch­te er dem leiden­schaft­li­chen Sport­ler, Musik­freund und Technik-Liebha­ber Gesund­heit sowie Zeit und Muße für alle seine Hobbys.

Flexi­bel reagie­ren und Schwer­punk­te setzen

„Es war heraus­for­dernd, spannend und schön!“, fasste Jany seine Zeit als Haupt­ge­schäfts­füh­rer zusam­men. Ein Blick auf die Geschich­te der IHK zeige, dass diese schon oft neue und außer­ge­wöhn­li­che Aufga­ben übernom­men habe. 1946 etwa habe die franzö­si­sche Militär­ver­wal­tung die IHK mit der Kohle-Vertei­lung an die Unter­neh­men beauf­tragt – da seien die aktuell verän­der­ten Aufga­ben in der Corona-Krise geschicht­lich gesehen eigent­lich nicht weiter ungewöhn­lich. „Heraus­for­de­run­gen, Themen und Aufga­ben unserer IHK kommen und gehen“, so Jany. „Wir haben uns dem zu stellen, flexi­bel zu reagie­ren, die richti­gen Schwer­punk­te zu setzen und uns klar am Wohl und Bedarf der regio­na­len Wirtschaft auszu­rich­ten.“ Er freue sich vor allem über die vielen guten Wirtschafts­jah­re, die er als Haupt­ge­schäfts­füh­rer habe beglei­ten dürfen. So habe die regio­na­le Brutto­wert­schöp­fung in seiner Amtszeit um 40 Prozent zugenom­men, die Zahl der sozial­ver­si­che­rungs­pflich­tig Beschäf­tig­ten sei um ein Viertel gestie­gen, ebenso wie die Zahl der Mitglieds­be­trie­be der IHK Boden­see-Oberschwa­ben. „Verrin­gert hat sich eigent­lich nur der Hebesatz unserer IHK-Umlage“, resümier­te Jany. „Und zwar um ganze 25 Prozent. Will man den Unter­schied zwischen staat­li­cher Organi­sa­ti­on und einer IHK verdeut­li­chen, muss man dazu eigent­lich nur die Entwick­lung von Steuer­sät­zen heran­zie­hen.“ Er sei auch 154 Jahre nach der Gründung der IHK Boden­see-Oberschwa­ben überzeugt davon, dass sie im Wirtschafts­le­ben der Region eine wichti­ge Rolle spiele, und freue sich, sie nun nach 13 Jahren gut aufge­stellt an seine Nachfol­ge­rin Anje Gering überge­ben zu können. „Es war mir eine Freude, meinen Beitrag für diese wunder­vol­le Region mit ihren tollen Unter­neh­men leisten zu dürfen“, so Jany. Er dankte der Vollver­samm­lung, dem Präsi­di­um, Präsi­dent Martin Buck sowie dessen verstor­be­nem Vorgän­ger im Amt, Heinrich Gries­ha­ber, für die gute, konstruk­ti­ve und enge Zusam­men­ar­beit. Auch den haupt­amt­li­chen Mitar­bei­tern sprach er für das gute Mitein­an­der in der gemein­sa­men Zeit seinen Dank aus und verab­schie­de­te sich von allen mit den Worten: „Ich bleibe Ihnen verbunden!“

Janys Nachfol­ge tritt Anje Gering an

Die Nachfol­ge von Peter Jany hat Anje Gering angetre­ten. Sie war am 14. Oktober vergan­ge­nen Jahres von der IHK-Vollver­samm­lung einstim­mig zur neuen Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin bestellt worden. Mit der IHK-Organi­sa­ti­on ist die gebür­ti­ge Suhle­rin (Thürin­gen) bereits bestens vertraut. Von 2013 bis 2019 arbei­te­te sie bei der IHK Braun­schweig, zuletzt als stell­ver­tre­ten­de Haupt­ge­schäfts­füh­re­rin und Abtei­lungs­lei­te­rin Recht, Unter­neh­mens­för­de­rung und Inter­na­tio­nal. Ihr Studi­um der Rechts­wis­sen­schaf­ten an den Univer­si­tä­ten Bayreuth und Exeter/UK schloss sie mit den juris­ti­schen Staats­exami­na und dem Master of Laws ab. Als Rechts­an­wäl­tin arbei­te­te sie in einer Kanzlei für Wirtschafts­recht, selbst­stän­dig und als Justi­zia­rin einer Struk­tur- und Regio­nal­ent­wick­lungs­ge­sell­schaft. Zuletzt war die 44-Jähri­ge bei der Volks­wa­gen AG als Abtei­lungs­lei­te­rin tätig.