Mit der Wasser­sport-Schau «Inter­boot» kehrt auf der Messe Fried­richs­ha­fen nach monate­lan­ger Corona-Pause wieder Leben ein. Die Veran­stal­ter profi­tie­ren dabei von einem Boom in der Branche. Wie es für den Messe­stand­ort weiter­geht, bleibt aber unklar.

Rund 200 Ausstel­ler zeigen in den Messe­hal­len und am Boden­see vom 19. bis 27. Septem­ber Produk­te und Dienst­leis­tun­gen rund um den Wasser­sport — mit breite­ren Gängen, Mund-Nasen-Schutz bei Beratungs­ge­sprä­chen und sogenann­ten Corona Guides — Mitar­bei­ter in grünen Westen. Sie sollen auf die Einhal­tung der Abstands­re­geln und der Masken­pflicht achten. «Wie das funktio­niert, ist bisher sehr erfreu­lich», sagt Messe­spre­cher Köhle eine Stunde nach der Eröff­nung. «Die Leute haben wirklich ihren Mundschutz auf.»

Und die Messe­gäs­te sind nach Angaben vieler Ausstel­ler sehr inter­es­siert. «Die Glotzer kommen dieses Jahr nicht», sagt Axel Böhm, der an seinem Stand Elektro-Außen­bor­der zeigt. «Statt Seh-Leuten kommen die Seeleu­te, die sich auch die Online-Anmel­dung und die Masken­pflicht antun.» Bernd Flügel, der auf der Inter­boot vor allem Stand-Up-Boards ausstellt, sagt: «Es kommen sicher weniger Besucher, aber dafür ein quali­ta­tiv hochwer­ti­ges Publikum.»

Die Messe Fried­richs­ha­fen erhofft sich von der ersten Veran­stal­tung seit dem Corona-Lockdown im Frühjahr eine Signal­wir­kung. «Viele Kolle­gen aus Deutsch­land kommen vorbei und schau­en sich an, wie wir das machen», sagt Projekt­lei­ter Dirk Kreiden­weiß. «Messen unter Corona-Regeln sind Neuland, das müssen wir lernen.» Ähnli­che Schwie­rig­kei­ten in der Branche habe er in den vergan­ge­nen 20 Jahren nur zu Beginn der Wirtschafts­kri­se 2007 erlebt, sagt er. «Aber bisher kommen die Besucher — Gott sei Dank.»

Unter ihnen ist Manfred Orywol aus Dillin­gen, der nach fünf Jahren in einem Segel­ver­ein über den Kauf eines eigenen Boots nachdenkt. «Bis jetzt hatte ich dafür keine Zeit», sagt der 55-Jähri­ge. Das Boot wolle er sich nun auch mit Blick auf die Rente zulegen. Online-Regis­trie­rung, zwei Stunden Autofahrt und Masken­pflicht nimmt er für den Messe­be­such in Kauf: «Hier kann man sich umschau­en und die Dinge anfas­sen», sagt er.

Eine ähnlich lange Anfahrt hat auch Steffen Bauer aus Aalen auf sich genom­men. Seit einem Urlaub am Lago Maggio­re sei er von Motor­boo­ten begeis­tert, sagt er. Jetzt wolle er sich auf der Messe umschau­en: «Die Online-Regis­trie­rung war kein Problem, und bis auf die Masken gibt es hier ja keine beson­de­ren Einschränkungen.»

Für die Betrei­ber ist die Inter­boot zudem eine Inves­ti­ti­on in weite­re Schau­en, die in den kommen­den Monaten in Fried­richs­ha­fen statt­fin­den sollen. Man wolle zeigen, dass Messen auch in Zeiten von Corona noch attrak­tiv sind, betont Projekt­lei­ter Kreiden­weiß. Zudem gehe es darum, den Schau­stel­lern Sicher­heit zu vermit­teln: «Das Vertrau­en, dass die Veran­stal­tung statt­fin­det, war bei manchen nach kurzfris­ti­gen Absagen anderer Messen nicht da.»

Dass überhaupt 200 Ausstel­ler für die Inter­boot zusam­men­ka­men, liegt auch an der wirtschaft­li­chen Lage der Wasser­sport-Branche: Nach dem Corona-Lockdown verzeich­ne­ten deutsche Herstel­ler von Jachten, Segel­boo­ten und Stand-Up-Boards nach Angaben des Branchen­ver­bands enorme Zuwäch­se bei Auftrags­zah­len und Umsät­zen. «Viele haben gesagt, wir nehmen diesen Schwung mit der Messe ins nächs­te Jahr mit», sagt Kreidenweiß.

Auch bei der nächs­ten großen Schau in Fried­richs­ha­fen präsen­tiert sich eine Branche, die in der Corona-Krise einen Boom verzeich­net hat: Ende Novem­ber findet die Fahrrad­mes­se «Eurobike» statt. Andere Veran­stal­tun­gen im Herbst wie die Fachmes­se «Fakuma» für Kunst­stoff­ver­ar­bei­tung oder die «Faszi­na­ti­on Modell­bau» sind dagegen aufs kommen­de Jahr verscho­ben worden.

«Wir sind bisher optimis­tisch, dass wir mit der Inter­boot eine Basis für weite­re Schau­en legen können», sagt Messe­spre­cher Köhle. Dennoch erwar­tet das Unter­neh­men wegen abgesag­ter Messen fürs laufen­de Jahr einen Millio­nen­scha­den. Eine Progno­se, wie es mit dem Messe­stand­ort Fried­richs­ha­fen weiter­geht, könne er daher nicht abgeben, sagt Köhle. «Das ist derzeit einfach nicht möglich.»