RAVENSBURG — Vergan­ge­ne Nacht (Nacht vom Freitag 5.2. auf Samstag 6.2.) verhüll­ten Klimagerechtigkeitsaktivist*innen das Gebäu­de des Regio­nal­ver­bands Boden­see-Oberschwa­ben (Hirsch­gra­ben 2, 88214 Ravens­burg) mit einem 12 x 3 Meter großen Banner. Damit machen sie auf die vom Regio­nal­ver­band ausge­hen­de Klima­zer­stö­rung aufmerk­sam: Der Regio­nal­plan, der vom RVBO entwi­ckelt und mindes­tens 15 Jahre Bestand haben wird, „sieht Klima­zer­stö­rung nie geahn­ten Ausma­ßes vor“, so Rosina Kalten­hau­ser (17). Am Vormit­tag (Samstag 6.2.) gibt es um 11:00 Uhr eine Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung vor dem Gebäude.

Der Regio­nal­plan regelt für die Kreise Ravens­burg, Boden­see und Oberschwa­ben Flächen­ver­brauch und Raumpla­nung für die nächs­ten 15 bis 20 Jahre. Das betrifft Gewer­be­flä­chen, Wohnbau­flä­chen, Abbau natür­li­cher Ressour­cen, Planung von Verkehrs­pro­jek­ten und Regelung geschütz­ter Flächen: Grünzü­ge und Vorrang­flä­chen für nachhal­ti­ge Landwirt­schaft, Wasser­schutz, Boden­schutz, Natur­schutz insgesamt.

Statt eines Baustopps findet sich im aktuel­len Regio­nal­plan­ent­wurf jedoch das größte Straßen­neu­bau­pro­jekt der letzten Jahre. „Benöti­gen wir im Lichte der Klima­kri­se wirklich noch mehr Straßen in Deutsch­land?“, fragte Kalten­hau­sers Mitstrei­ter Jonathan Oremek (16) schon vergan­ge­nen Samstag in einem Inter­view mit der Schwä­bi­schen [1]. „Ist es eine angemes­se­ne Reakti­on auf die Klima­kri­se, große Waldge­bie­te zu durch­schnei­den, um eine neue Bundes­stra­ße zu errich­ten?“ Das Statis­ti­sche Landes­amt prognos­ti­ziert ein Bevöl­ke­rungs­wachs­tum von drei Prozent, im aktuel­len Regio­nal­plan-Entwurf werden dagegen zehn Prozent veran­schlagt. Außer­dem sieht der Entwurf die Versie­ge­lung von neuen Flächen vor (insge­samt 2100 Hektar) statt der Entsie­ge­lung von bereits bebau­ten Flächen.

„Lebens­feind­lich und unver­ant­wort­lich sind auch all die Dinge, die nicht im aktuel­len Entwurf stehen: etwa eine echte Mobili­täts­wen­de, die es allen Bürger*innen ermög­li­chen würde, klima­freund­lich und bezahl­bar von A nach B zu kommen“, so Kalten­hau­ser. Auch finden sich keine Umwelt­ab­ga­ben auf Kiesab­bau. Kalten­hau­ser: „Ein Großteil des bei uns abgebau­ten Kies wird nach Öster­reich und in die Schweiz expor­tiert. Dort herrschen schon lange stärke­re Umwelt­auf­la­gen, die dort keine renta­ble Kiesför­de­rung zulas­sen. Unsere Region hinkt in Sachen Klima­ge­rech­tig­keit mächtig hinter­her. Wir sollten die einzig­ar­ti­ge Landschaft Boden­see-Oberschwa­bens wie den Altdor­fer Wald und weite­re Grünzü­ge bewah­ren und besser schützen!“.

Bei der anschlie­ßen­den Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung (11 Uhr) werden auch die Initiator*innen des Aktions­bünd­nis­ses für einen zukunfts­fä­hi­gen Regio­nal­plan sprechen. „Wir möchten viele neue Unter­schrif­ten für die Petiti­on https://fairwandel-sig.de/regionalplan/ sammeln“, so Oremek.