RAVENSBURG — Wenn die Tempe­ra­tu­ren steigen, sich der Boden auf sechs Grad oder mehr erwärmt und die Luftfeuch­tig­keit stimmt, erwachen Frösche, Kröten und Molche aus der Winter­star­re. Sie machen sich jetzt auch in Oberschwa­ben auf den kilome­ter­lan­gen Weg in die Laich­ge­bie­te. Meist suchen sie den Teich, Tümpel oder Wasser­gra­ben auf, in dem sie selbst auf die Welt gekom­men sind. Deshalb ist in den kommen­den Nächten beim Autofah­ren in Wäldern und an Gewäs­sern beson­de­re Vorsicht geboten. 

In den letzten Dürre­jah­ren und trocke­nen Sommern ging es Kröten, Fröschen und Lurch­en beson­ders schlecht. Selbst die ehemals häufi­gen Arten wie Grasfrosch oder Erdkrö­te sind stark zurück­ge­gan­gen. Naturschützer*innen läuten die Alarm­glo­cken. „Dass die Tiere sicher von ihrem Winter­quar­tier zum Laich­ge­wäs­ser kommen, ist daher umso wichti­ger“, so Ulfried Miller vom BUND in Ravens­burg. „Doch zwischen den Winter­quar­tie­ren und den Laich­ge­wäs­sern liegen häufig stark befah­re­ne Straßen.“ So sind Amphi­bi­en, die bei ihrer nächt­li­chen Wande­rung zum Laich­ge­wäs­ser Straßen überque­ren müssen, wegen ihrer „Langsam­keit“ stark gefähr­det. „Sie sind gerade erst aus der Winter­star­re erwacht. Die Weibchen haben tausen­de Eier im Bauch und oft noch ein Männchen „hucke­pack“ dabei. Da lassen sich keine großen Sprün­ge machen“, erklärt der Regio­nal­ge­schäfts­füh­rer des BUND, warum vor allem im Frühjahr tausen­de Tiere überfah­ren werden. Mitglie­der von Natur­schutz­ver­bän­den, aber auch Mitar­bei­ter von Straßen­meis­te­rei­en und Bauhö­fen, sind deshalb wieder in Tag- und Nacht­ein­sät­zen dabei, „Erste Hilfe“ zu leisten. Fangzäu­ne werden an Fahrbahn­rän­dern aufge­baut und im Boden einge­gra­be­ne Eimer­fal­len müssen bis Mitte April täglich um 7 und 22 Uhr geleert werden. An einigen Straßen­ab­schnit­ten wurden nächt­li­che Sperrun­gen angeord­net. Hier müssen abends Halbschran­ken aufge­stellt und am Morgen wieder abgebaut werden. Nur an wenigen Strecken gibt es nämlich dauer­haf­te Schutz- und Leitein­rich­tun­gen, die keine tägli­che Betreu­ung erfordern. 

Wie in den vergan­ge­nen Jahren werden vom BUND in Schma­legg-Aulwan­gen, in Wolperts­wen­de-Nieders­wei­ler und in Horgen­zell-Ibach Kröten­zäu­ne aufge­stellt. Erneut erfolgt eine nächt­li­che Sperrung am Winter­ba­cher Weiher in Horgen­zell und am Gornho­fer Egelsee. Die Verbin­dungs­stra­ße L 326 nach Oberan­ken­reu­te und die Gemein­de­stra­ßen zwischen Gornho­fen und Kögel und beim Grecken­hof in Schma­legg werden während der Frühjahrs­wan­de­rung der Kröten und Frösche ebenfalls nachts für den Durch­gangs­ver­kehr gesperrt. Auf der Gemein­de­stra­ße am Horrach­hof bei Berg und bei Schma­legg-Unter­wolfs­berg sowie in Weingar­ten am Kreuz­berg­wei­her und am Schwa­nen­teich werden von Ehren­amt­li­chen des NABU Weingar­ten in Regen­näch­ten die Tiere von der Fahrbahn abgesammelt.

Im Raum Wilhelms­dorf betreu­en Mitarbeiter*innen des Natur­schutz­zen­trum Wilhelms­dorf und des NABU Wilhelms­dorf seit vielen Jahren drei Kröten­zäu­ne: an der Kreis­stra­ße K 7964 (Birken­al­lee) von Wilhelms­dorf-Pfrun­gen nach Riedhau­sen, an der Landes­stra­ße L 288 bei Horgen­zell-Ringgen­hau­sen und an der Landes­stra­ße L 201b zwischen Wilhelms­dorf und Zußdorf. Der NABU Wilhelms­dorf organi­siert und betreut seit letztem Jahr einen vierten Amphi­bi­en­zaun an der Gemein­de­stra­ße von Guggen­hau­sen nach Wenden­reu­te sowie ein Teilstück an der Kreis­stra­ße K 7964 kurz vor Riedhausen.

Helfer gesucht! Wer mithel­fen möchte beim Aufstel­len von Fangzäu­nen, bei der tägli­chen Kontrol­le der Eimer­fal­len oder beim Auf- und Abbau der Schran­ken, sollte sich beim BUND in Ravens­burg (Telefon 0751/21451) oder im Natur­schutz­zen­trum Wilhelms­dorf (07503/739) melden. Der aktuel­le Verlauf der Amphi­bi­en­wan­de­rung und die Ergeb­nis­se der Schutz­maß­nah­men in Horgen­zell, Ravens­burg und Wolperts­wen­de können auch im Inter­net unter www.amphibienschutz.de verfolgt werden.

Die Naturschützer*innen appel­lie­ren an Autofahrer*innen, bei Dunkel­heit auf Straßen mit Amphi­bi­en-Warnschil­dern und Geschwin­dig­keits-Begren­zun­gen beson­ders wachsam und langsam zu fahren. Vor allem, wenn es draußen feucht ist und nachts die Tempe­ra­tu­ren über vier bis fünf Grad Celsi­us liegen. „Wenn Sie mit Auto, Motor­rad oder ähnli­chem unter­wegs sind, achten Sie bitte auch auf die vielen ehren­amt­li­chen Aktiven, die am Straßen­rand an Zäunen Tiere aufsam­meln.“, bitten die Amphibienfreunde.