BAD WALDSEE — Wer im begin­nen­den Frühjahr gerne in die Natur geht, um sich dort zu erholen oder Sport zu treiben, kennt ihn bestimmt: den „Langen Weg“ zwischen Stein­ach und Möllen­bronn. Aufmerk­sa­men Beobach­tern wird nicht entgan­gen sein, dass der Wald entlang des Weges in der jünge­ren Vergan­gen­heit immer wieder unter Wasser stand. Ursäch­lich hierfür sind Dämme, die von Bibern errich­tet wurden, die in den letzten Jahren wieder in das Steinacher Ried zurück­ge­kehrt sind.

Aus Sicht des Natur­schut­zes ist die Rückkehr des Bibers erfreu­lich und wertvoll, denn ein wieder­vernäss­tes Ried bindet deutlich mehr CO2, als etwa ein Wald. Außer­dem siedeln sich in einem solchen Feucht­ge­biet in der Folge wieder Tierar­ten und auch Pflan­zen an, die sich zuvor bereits zurück­ge­zo­gen hatten.

Am wichtigs­ten sind jedoch die nachhal­tig positi­ven Auswir­kun­gen auf das Grund­was­ser, die sich ergeben, wenn der Biber seine Dämme baut und damit den zu schnel­len Abfluss des wertvol­len Wassers aus der Region drosselt. Die vergan­ge­nen, zu trocke­nen Sommer haben gezeigt, wie wichtig ein ausrei­chen­des Grund­was­ser­vor­kom­men ist – in vielen Gebie­ten in Deutsch­land haben sich die Grund­was­ser­spie­gel immer noch nicht erholt. Wo der Biber seine Dämme baut, steigt hinge­gen nicht nur der Wasser­spie­gel in Bächen oder Gräben, sondern in der Folge auch der Grund­was­ser­spie­gel in der gesam­ten Umgebung.

Doch es gibt nicht nur positi­ve Seiten, wenn ein Wald unter Wasser gesetzt wird. Wald ist immer auch ein Wirtschafts­fak­tor, und viele Bäume, deren Wurzeln oder gar Stämme durch den gestie­ge­nen Grund­was­ser­spie­gel perma­nent im Wasser stehen, sterben ab und lassen sich nicht mehr verkau­fen. Zwar hat ein intak­ter Wald selbst auch viele hinläng­lich bekann­te, positi­ve Auswir­kun­gen auf die Umwelt. Trotz­dem wird darüber hinaus auf nassen Äckern und Wiesen der Ertrag der Landwirt­schaft gemindert.

Innova­ti­ves Biber­ma­nage­ment hat im Sinne eines Inter­es­sens­aus­gleichs das Ziel, intel­li­gen­te Lösun­gen zu finden, die für alle Betei­lig­ten verträg­lich und annehm­bar sind. Eine technisch recht einfa­che und im Biber­ma­nage­ment erprob­te Lösung wurde nun im Steinacher Ried entlang des „Langen Weges“ umgesetzt.

Mithil­fe eines Draina­ge­rohrs, das passge­nau in einen bestehen­den Biber­damm integriert wurde, soll es gelin­gen, den Wasser­spie­gel oberhalb des Damms soweit abzusen­ken, dass schäd­li­che Auswir­kun­gen auf den Wald durch den überstau­ten Riedbach verhin­dert werden und die Gebie­te oberhalb, insbe­son­de­re eine junge Eichen­scho­nung, nicht mehr vom Abster­ben bedroht sind.

Gleich­zei­tig wird ein zu garan­tie­ren­der Mindest­was­ser­spie­gel zum Schutz des Eingangs der Biber­be­hau­sung garan­tiert und so deren gesetz­lich geschütz­ter Lebens­raum bewahrt. Durch einen Schutz­korb und die Perfo­ra­tio­nen des Draina­ge­rohrs wird sicher­ge­stellt, dass der Biber das Rohr nicht in kurzer Zeit wieder verbau­en wird und so immer genügend Wasser abflie­ßen kann.

Die Ausfüh­rung leiste­ten Bela Abraham, Max Lettau und Alois Kibler, drei Mitar­bei­ter der Stadt­ent­wäs­se­rung Bad Waldsee, unter der Leitung von Herrn Harald Beyrle. Betreut wurde das Projekt durch den ehren­amt­li­chen Biber­be­ra­ter Dr. Friede­mann Reiser, der für Bad Waldsee und Berga­treu­te zustän­dig ist. Das Projekt erfolg­te in enger Zusam­men­ar­beit mit der Unteren Natur­schutz­be­hör­de des Landkrei­ses Ravensburg.