OCHSENHAUSEN — Es hat nicht gereicht zum großen Pokal-Coup. Zwar kämpf­ten sich die TTF Liebherr Ochsen­hau­sen am Samstag in der Neu-Ulmer Ratio­ph­arm-Arena gegen starke Bergneu­städ­ter ins Finale des Final Four-Turniers, doch beim Endspiel musste man Champi­ons-League-Gewin­ner Düssel­dorf zu einem 3:1‑Erfolg gratu­lie­ren, der auch deswe­gen möglich wurde, weil Hugo Calder­ano nicht seinen aller­bes­ten Tag erwischt hatte.

Calder­ano, der gegen Kristi­an Karls­son nach anfäng­lich erdrü­cken­der Dominanz den Faden verlor und ein frühes und letzt­lich wohl spiel­ent­schei­den­des Break der Rhein­län­der zulas­sen musste, verlor später auch gegen Timo Boll – eine unglück­li­che Nieder­la­ge, weil der Brasi­lia­ner in den Sätzen zwei bis vier absolut auf Augen­hö­he war, die alle in der Verlän­ge­rung entschie­den wurden. Zuvor hatte Simon Gauzy mit seinem knappen Sieg über Anton Källberg – für den Schwe­den erst die zweite Nieder­la­ge im wettbe­werbs­über­grei­fend 28. Saison­spiel (!) – sein Team nochmals hoffen lassen. Überhaupt war Gauzy in der Ratio­ph­arm-Arena ganz eindeu­tig der überra­gen­de Ochsen­hau­ser. Gegen Kanak Jha, der beim Final Four ohne Sieg blieb, hatte Boll für das zwischen­zeit­li­che 2:0 des Rekord­meis­ters gesorgt.

Für die Oberschwa­ben war es wettbe­werbs­über­grei­fend das sechs­te Finale in Folge. Um 18.16 Uhr war aller­dings der große Traum von Gauzy und Kolle­gen ausge­träumt, den Pokal­sieg von 2019, dem Jahr, in dem man auch die Deutsche Meister­schaft gewon­nen hatte, zu wieder­ho­len. Es wäre der fünfte natio­na­le Cupge­winn in der Ochsen­hau­ser Vereins­ge­schich­te gewesen. Boll und Kolle­gen durften dagegen den 27. Pokal­meis­ter-Titel der Borus­sia überschwäng­lich feiern – zuletzt hatte man die begehr­te Trophäe in der Saison 2017/18 nach Nordrhein-Westfa­len geholt.

„Wir hatten sein sehr schwe­res Halbfi­na­le gegen Bergneu­stadt, das schon etwas Kraft gekos­tet hat“, sagte Simon Gauzy. „Dennoch hatten wir uns im Finale mehr erhofft. Gegen Düssel­dorf sind es immer enge Spiele, in denen wir zuletzt meist das besse­re Ende für uns hatten. Dieses Mal ist das Spiel leider an die Borus­sia gegan­gen. Klar sind wir enttäuscht. Aber wir greifen wieder an. Heute geht mein Glück­wunsch aber an die Düssel­dor­fer, die sehr gut gespielt haben.“ Fu Yong meinte: „Natür­lich war es schade, dass es nicht zum Pokal­sieg gereicht hat. Doch ich kann keinem Spieler einen Vorwurf machen, alle haben vorbild­lich gekämpft. Hugo hat heute nicht so gut in seinen Rhyth­mus gefun­den wie sonst. Aber das kann passie­ren, er hat zumin­dest alles versucht.“ Der TTF-Cheftrai­ner beton­te zudem: „Wir haben eine sehr junge Mannschaft, die sich schon die ganze Saison über sehr gut präsen­tiert. Wir werden weiter hart arbeiten.“

Keine Zeit, um Trübsal zu blasen: Fokus auf die Bundesliga

Insge­samt ist man auf Ochsen­hau­ser Seite nicht komplett unzufrie­den. Kämpfe­risch nämlich haben alle Spieler alles gegeben, die Einstel­lung sämtli­cher Akteu­re war über jeden Zweifel erhaben. Natür­lich kann Hugo Calder­ano besser spielen, doch es entschei­det nun einmal die Tages­form über den Ausgang eines solchen Turniers – auch ein Weltrang­lis­ten­sechs­ter ist keine Maschi­ne und nicht immer in der Form seines Lebens. Sehr stark waren dagegen die Auftrit­te Simon Gauzys und tadel­los war die Leistung des Doppels Gauzy/Kulczycki im Halbfi­na­le, eine vielver­spre­chen­de neue Option für die TTF bei engen Bundes­li­ga­spie­len, die im Doppel entschie­den werden. Düssel­dorf war diesmal eben einen Tick stärker, und das muss man anerkennen.

Doch die TTF werden wieder angrei­fen, das nächs­te Ziel wäre dann die Play-off-Runde um die Deutsche Meister­schaft, wo es vielleicht zur Revan­che gegen die Borus­sia kommt. Die Spieler waren natür­lich am Ende etwas depri­miert, doch viel Zeit, Trübsal zu blasen, ist gar nicht vorhan­den, da es mit rasan­ten Schrit­ten in der TTBL weiter­geht. Inner­halb von acht Tagen stehen drei schwe­re Bundes­li­ga­par­tien auf dem Programm – am Mittwoch in Mühlhau­sen, am Freitag in Saarbrü­cken und am Sonntag zu Hause gegen Mühlhau­sen. Da muss man alle Schal­ter wieder auf Angriffs­mo­dus stellen und darf sich nicht durch die heuti­ge Endspiel­nie­der­la­ge vom Weg abbrin­gen lassen.

TTF Liebherr Ochsen­hau­sen – Borus­sia Düssel­dorf 1:3

Hugo Calder­ano – Kristi­an Karls­son 2:3 (11:5, 11:5, 6:11, 7:11, 4:11)
Kanak Jha – Timo Boll 0:3 (8:11, 8:11, 7:11)
Simon Gauzy – Anton Källberg 3:2 (8:11, 11:4, 11:7, 9:11, 12:10)
Hugo Calder­ano – Timo Boll 1:3 (5:11, 10:12, 12:10, 10:12)

 

Halbfi­nal­sieg gegen Bergneu­stadt nach starker Leistung der Ochsen­hau­ser Doppel-Debütanten

Ein Benedikt Duda in Galaform hätte den TTF um ein Haar den Einzug ins Finale vermas­selt. Vor fünf Wochen im Punkt­spiel noch von Kanak Jha besiegt, hatte der deutsche Natio­nal­spie­ler diesmal den 20-jähri­gen US-Ameri­ka­ner nach einem 11:13 im ersten Satz gut im Griff. Doch das Bergneu­städ­ter Eigen­ge­wächs setzte noch einen drauf und besieg­te in seinem zweiten Match sogar den Weltrang­lis­ten­sechs­ten Hugo Calder­ano mit 3:2, bei dem im Entschei­dungs­satz nicht mehr allzu viel zusammenlief.

Davor waren die Oberschwa­ben zweimal in Führung gegan­gen – Calder­ano hatte Alvaro Robles keine Chance gelas­sen und Simon Gauzy seinen Ex-Teamkol­le­gen Stefan Fegerl klar in die Schran­ken gewie­sen. So ging es schließ­lich ins Doppel und viele rechne­ten schon mit dem Ausschei­den der TTF, da das Schwal­ben-Duo Robles/Fegerl als eines der besten in der TTBL gilt, während es für Simon Gauzy und Samuel Kulczy­cki die Doppel-Premie­re war. Doch es passte für die Debütan­ten: Nach einem mit 17:15 gewon­ne­nen Krimi im ersten Satz lief es bei den beiden Ochsen­hau­sern perfekt, Robles/Fegerl besaßen keine Chance mehr.

Die TTF standen wettbe­werbs­über­grei­fend zum sechs­ten Mal in Folge in einem Finale. Doch leider konnten sie später ihre Titel­chan­ce nicht nutzen. 

TTF Liebherr Ochsen­hau­sen – TTC Schwal­be Bergneu­stadt 3:2

Hugo Calder­ano – Alvaro Robles 3:0 (11:8, 11:5, 11:6)
Kanak Jha – Benedikt Duda 1:3 (13:11, 6:11, 9:11, 6:11)
Simon Gauzy – Stefan Fegerl 3:0 (11:5, 11:6, 11:4)
Hugo Calder­ano – Benedikt Duda 2:3 (3:11, 11:4, 11:13, 11:7, 4:11)
Simon Gauzy/Samuel Kulczy­cki – Alvaro Robles/Stefan Fegerl 3:0 (17:15, 11:5, 11:8)