FRIEDRICHSHAFEN — Das dritte Final­spiel gegen die Berlin Recycling Volleys war nicht nur die letzte Partie der Häfler Volley­bal­ler in der Saison 2020/2021, sondern auch das Abschieds­spiel für Libero Markus Steuer­wald. Nach insge­samt neun Jahren beim VfB Fried­richs­ha­fen kehrt der 32-Jähri­ge dem Boden­see nun den Rücken. Unter anderem feier­te er vier Meister­ti­tel, fünf Pokal­sie­ge und den Gewinn der CEV Champi­ons League mit dem Club. Welchen Weg Steuer­wald einschla­gen wird, steht noch nicht fest.

Der emotio­nals­te Moment am Donners­tag­abend war einer nach dem Spiel. Während alles für die Sieger­eh­rung der Berli­ner vorbe­rei­tet wurde, stand Markus Steuer­wald am Rand und blick­te in Richtung LED-Wall. Dort lief inner­halb von drei Minuten seine Karrie­re in Bildern ab. Von seiner Zeit als Volley Young­Star bis zum gestri­gen Tag. „Dieser Abschied war dann doch schon sehr emotio­nal“, sagt Steuer­wald, der mit Unter­bre­chung neun Jahre das Trikot der Häfler trug. „Ich habe mich hier immer sehr wohl gefühlt. Es war eine schöne Zeit beim VfB.“

Die Entschei­dung, den Verein zu verlas­sen, reifte über die Saison. „Ich habe mich für den A‑Trai­ner-Lehrgang einge­schrie­ben“, erzählt er. „Da soll über kurz oder lang mein Weg auch hinfüh­ren.“ Ob das bedeu­tet, dass Markus Steuer­wald in der kommen­den Saison bei einem Team auf der Bank sitzt, oder ob er noch einmal die Volley­ball­schu­he schnürt, steht noch nicht fest. „Es war keine Entschei­dung gegen den VfB, sondern für einen neuen Lebens­ab­schnitt“, so der 32-Jähri­ge. „Wir als Familie möchten etwas Neues begin­nen und uns fehlt ein wenig die große Stadt.“

Markus Steuer­wald, der im Schwarz­wald geboren ist, verbrach­te fast seine ganze Karrie­re bei den Häflern. Er machte sein Abitur am Boden­see und wurde mit 18 Jahren Champi­ons-League-Sieger mit dem VfB. Nach sechs Jahren in Paris, wo er seine Frau Julian­ne kennen­lern­te, kehrte der ehema­li­ge deutsche Natio­nal­mann­schafts­li­be­ro 2016 an den Boden­see zurück. „Mich verbin­det mit dieser Stadt eine Menge und wir haben viele Titel gefei­ert“, sagt er. „Auch dass meine beiden Töchter hier geboren sind, bedeu­tet mir etwas. Ich gehe mit sehr vielen positi­ven Momenten.“

Der VfB Fried­richs­ha­fen verliert mit Markus Steuer­wald eine Art Galions­fi­gur. Auch für den Geschäfts­füh­rer war der Abschied von Steuer­wald ein großer Schritt. Thilo Späth-Wester­holt teilte sich jahre­lang den Libero­pos­ten mit ihm und auch privat verbin­det die beiden Männer eine Freund­schaft. „Wir haben schon mit 14 Jahren bei Lehrgän­gen in der Jugend das Zimmer geteilt“, erzählt Späth-Wester­holt. „Deshalb war dieser Abschied für mich auch noch einmal etwas emotionaler.”

Die sport­li­che Nachfol­ge ist zu diesem Zeitpunkt noch offen. „Natür­lich haben wir uns Gedan­ken gemacht und führen Gesprä­che“, so der Geschäfts­füh­rer. „Es wird schwie­rig werden, Markus zu erset­zen. Aber wir sind guter Dinge, dass uns das gelingt.“