FRIEDRICHSHAFEN — Der VfB Fried­richs­ha­fen führt mit einem Spiel weniger und einem Punkt Vorsprung auf Berlin die Tabel­le der Volley­ball Bundes­li­ga an. Die Häfler haben nur ein Spiel verlo­ren und haben in eigener Halle noch keinen Punkt abgege­ben. Ein Pfeiler des Erfolgs ist Kapitän Dejan Vincic, der im Inter­view erzählt, welchen Einfluss die Zuschau­er auf sein Spiel haben, warum er die großen Rivalen aus Berlin im Kopf hat und wie man sich in der Bundes­li­ga regel­kon­form die Schuhe bindet.

Herr Vincic, Sie haben am Samstag im Spiel gegen Düren eine gelbe Karte bekom­men, weil Sie sich den Schuh auf dem Feld gebun­den haben. Ist Ihnen so etwas schon mal passiert?

Ich habe mir das echt erklä­ren lassen müssen. Ich habe mir den Schuh gebun­den, aber ich kannte die Regel nicht, dass da vorher jemand die Hand heben muss, um den Schieds­rich­ter um eine kurze Pause zu bitten. Und vielleicht habe ich auch ein bisschen zu lange gebraucht. Einer­seits ist die Regel ja richtig, aber vielleicht ist sie auch Unfug (lacht).

Schlech­te Stimmung Laune schei­nen Sie also nicht zu haben. Das ist nach dem Sieg gegen die Power­vol­leys aus Düren auch zu erklä­ren. Was war denn am Samstag anders als noch bei der Pleite in Düren zum Anfang der Saison?

Wir sind einfach länger zusam­men und kennen uns besser. Vom Anfang der Saison zu heute haben wir uns sehr stark verbes­sert. Das sieht man ja an den Ergeb­nis­sen. Wir hatten am Anfang viele Schwie­rig­kei­ten. Wir hatten keine Halle mehr, wir mussten die ersten Begeg­nun­gen alle auswärts antre­ten — da ist es vielleicht normal, auch ein Spiel zu verlie­ren. Ich glaube sogar, dass es eine ziemlich gute Leistung war, nur dieses eine Match zu verlie­ren. Bei dieser Nieder­la­ge haben wir die wahrschein­lich schlech­tes­te Leistung der Saison abgelie­fert und mit dieser Revan­che haben wir gezeigt, wer der Favorit ist und wer um die Meister­schaft spielen will.

Ist es das, was Ihre Mannschaft in diesem Jahr ausmacht? Dass das Team als Einheit funktioniert?

Ich kann schon behaup­ten, dass jeder in dieser Mannschaft ein guter Mensch ist. Wir haben hier eine Truppe aus erfah­re­nen Spielern und jungen Talen­ten, die gut zusam­men funktio­nie­ren. Vielleicht ist das unsere größte Stärke, dass wir uns gegen­sei­tig respek­tie­ren. Wir machen — im Rahmen des Erlaub­ten — auch privat Dinge zusam­men. Und die Stimmung ist wirklich gut.

Am Donners­tag spielen Sie gegen Bühl, am Wochen­en­de gegen Unter­ha­ching. Aber in gut einer Woche steht das Spitzen­spiel gegen Berlin an. Kann man das ausblen­den, oder ist Berlin da schon im Kopf?

Ich würde lügen, wenn ich jetzt sage, dass ich nicht das Spiel in einer Woche im Hinter­kopf habe. Es ist ein wichti­ges Spiel gegen unsere größten Rivalen hier in Deutsch­land. Ich würde mir vielleicht wünschen, dass das nicht so wäre. Denn wir müssen ja auch erst einmal gegen Bühl und Haching gewin­nen, um auch mit Selbst­ver­trau­en in das Berlin-Spiel zu gehen. Wir haben aus unseren Fehlern gelernt, als wir nach Unter­ha­ching gefah­ren sind und gedacht haben, dass wir das kurz im Vorbei­ge­hen machen. Wir haben dann einen Satz verlo­ren und uns trotz der drei Punkte am Ende schlecht gefühlt. Mit all dem nötigen Respekt vor Unter­ha­ching, hätte das nicht passie­ren dürfen. Also kommt jetzt erst Bühl, dann Haching und dann das große Volley­ball­spek­ta­kel in Berlin — ohne Fans.

Sie sprechen es an: es wird weiter­hin keine Fans geben. Sollten Sie Erster in der Haupt­run­de bleiben, hätten Sie ja bis zum Ende den Heimvor­teil auf ihrer Seite. Ist das überhaupt ein Vorteil, so ganz ohne Publikum?

Klar ist das ein Vorteil. Es ist unsere Halle, wir trainie­ren hier und kennen jede Ecke. Aber sicher ist es mit Fans anders, nur wird das so langsam normal. Ich glaube sogar, dass es super komisch wird, wenn wieder Leute auf den Tribü­nen sitzen. Ich bin echt gespannt, wie mein Kopf und mein Körper reagie­ren, wenn die Halle hoffent­lich irgend­wann wieder voll ist. Wir haben uns ein bisschen an die Stimmung ohne Fans gewöhnt. Aber trotz­dem ist das immer noch furchtbar.