RAVENSBURG — Das Leben in einem fremden Land ist für geflüch­te­te Menschen mit oft unvor­her­ge­se­he­nen Erfah­run­gen verknüpft. Es erfor­dert viele neue Fähig­kei­ten und Kennt­nis­se von ihnen. Gut dran ist, wer dann im Alltag unter­stützt wird. Wie etwa der syrische Famili­en­va­ter, der regel­mä­ßig von einem Rentner Unter­richt in Deutsch erhält. Oder der Afgha­ne, Mitte 30, dem bei der Suche nach einer Wohnung und beim Umzug mit all seinem Papier­kram eine ehema­li­ge Sozial­päd­ago­gin hilft. Eine berufs­tä­ti­ge Frau wieder­um kümmert sich um eine syrische Familie und unter­nimmt vorzugs­wei­se Ausflü­ge mit den Kindern oder gestal­tet andere inter­es­san­te Aktivi­tä­ten mit ihnen. 

Paten­schaft hat viele Gesichter
Die drei Beispie­le haben eins gemein­sam: Es handelt sich um Paten­schaf­ten. Das Paten­schafts-Projekt ist angesie­delt bei der Beratungs­stel­le für geflüch­te­te Menschen des DRK-Kreis­ver­ban­des Ravens­burg. Die Paten­schaf­ten können sehr unter­schied­lich gestal­tet werden, je nachdem wie viel Aufwand die Paten erbrin­gen wollen und können. „Wichtig ist, dass sich die Ehren­amt­li­chen nicht überfor­dern“, schil­dert Marina Wamsler, Teamlei­te­rin der Beratungs­stel­le. Deshalb werden in einem Vertrag Form und Umfang der Hilfe­stel­lung festge­legt. Während der Umfang Grenzen kennen soll, sind der Art der Unter­stüt­zung keine Grenzen gesetzt. Das kann die regel­mä­ßi­ge Beglei­tung zu einem weiter entfern­ten Facharzt bei einer Krank­heit sein, genau­so wie die Unter­stüt­zung bei der Arbeits­su­che. Die Paten-Tandems können gemein­sam backen und kochen, spazie­ren gehen oder Kaffee trinken.

Unter­stüt­zung von Bundesprogramm

Die gemein­sa­men Aktivi­tä­ten sollen die Integra­ti­on von geflüch­te­ten Menschen erleich­tern. Patin­nen und Paten wieder­um empfin­den es als berei­chernd, ihr Wissen, ihre Kennt­nis­se und ihre Zeit sinnvoll einset­zen zu können. Voraus­set­zung für ihr Engage­ment sind sozia­le und kommu­ni­ka­ti­ve Kompe­ten­zen und die Offen­heit für andere Kulturen. 

Hilfreich bei dem Projekt ist ein Jahres­bud­get von 200 Euro für gemein­sa­me Aktivi­tä­ten, das vom Bundes­pro­gramm „Menschen stärken Menschen“ des Bundes­mi­nis­te­ri­ums für Familie, Senio­ren, Frauen und Jugend für jede Paten­schaft zur Verfü­gung gestellt wird. Die vertrag­lich festge­leg­te Dauer beträgt ein Jahr. Einmal kann um ein Jahr verlän­gert werden. Die Paten sind während ihrer Einsät­ze versi­chert. Marina Wamsler und ihre Kolle­gin und Ehren­amts­ko­or­di­na­to­rin Selina Ritter sind erste Anlauf­stel­le für Inter­es­sier­te. Die beiden Fachkräf­te könnten noch deutlich mehr Menschen zusam­men­brin­gen, wenn sich genügend Patin­nen und Paten finden würden. Die Beratungs­stel­le für geflüch­te­te Menschen beglei­tet pro Jahr etwa zehn Paten­schaf­ten. „Aus manchen werden Freund­schaf­ten“, sagt Marina Wamsler.