RAVENSBURG (dpa/lsw) — Nach den erneu­ten Protes­ten gegen die Corona-Politik und Unmut über unange­mel­de­te Demons­tra­tio­nen hat der Ravens­bur­ger Polizei­prä­si­dent Uwe Stürmer um Verständ­nis für die Beamten gebeten. «Wir agieren im Bereich des Polizei­prä­si­di­ums mit einer begrenz­ten Zahl von Polizei­be­am­ten auf 3500 Quadrat­ki­lo­me­tern», sagte er der «Schwä­bi­schen Zeitung» (Mittwoch). «Wir können nicht überall gleich­zei­tig sein. Wer alles schüt­zen will, schützt nichts.» Derzeit werde das Recht nicht im gewünsch­ten Umfang auf der Straße durch­ge­setzt, räumte er ein. Die Polizei könne nicht an 200 Stellen im Land gleich­zei­tig sein, sondern müsse polizei­li­che Schwer­punk­te setzen. «Und das tun wir auch.»

Ravens­burg sei ein deutli­cher Hotspot, sagte Stürmer. «Wir zählen relativ viele Teilneh­mer und regis­trie­ren spezi­ell in Ravens­burg einfach ein völli­ges Ignorie­ren der Regeln. Und das mehrfach.» Es seien zwar Antikon­flikt­teams unter­wegs, um den Dialog mit den Demons­tran­ten zu suchen. Das habe bislang auch noch einiger­ma­ßen geklappt. «Die sind aber an den beiden letzten Monta­gen zurück­ge­kom­men: «Wir errei­chen die Leute nicht mehr»», erzählt Stürmer.

Härte­re Mittel gegen die Demons­tran­ten sollten dennoch nicht einge­setzt werden: «Ich warne davor, jetzt aus bloßer Unzufrie­den­heit und aus bloßem Unmut den Teilneh­mer­kreis, der bis jetzt einfach nur seine Meinung äußern will, das leider nicht anmel­det, mit dem Schlag­stock von der Straße zu treiben», sagte er der Zeitung. «Das bringt uns, glaube ich, noch eine weite­re Emotio­na­li­sie­rung.» Es sei aber wichtig, nach Wegen zu suchen, wieder besser Herr der Lage zu werden.

In den vergan­ge­nen Wochen hatte die Zahl der Protes­te gegen die Corona-Politik in zahlrei­chen Städten des Landes angezo­gen. Nach einer Protest­ak­ti­on am Montag­abend in Ravens­burg mit 1200 Teilneh­mern hatte eine Polizei­spre­che­rin gesagt, ein solches Aggres­si­ons­po­ten­zi­al habe es bislang nicht gegeben. Auch in anderen Städten war es zu Zwischen­fäl­len und Angrif­fen auf Beamte gekommen.