ÜBERLINGEN — Corona, Dauer­re­gen, nie dagewe­se­ne Stürme und hohe Wellen am Boden­see – all diese Heraus­for­de­run­gen hat das Team der Landes­gar­ten­schau Überlin­gen 2020 GmbH in den ersten Wochen seit der Eröff­nung am 30. April zu bewäl­ti­gen gehabt. „Aber da gab es auch die eine große Welle, die Welle der Begeis­te­rung unserer Gäste, und die hat uns durch all das getra­gen und trägt noch immer“, so Roland Leitner, Geschäfts­füh­rer der Landes­gar­ten­schau Überlin­gen 2020 GmbH bei der Halbzeitbilanz.

Rund 250 000 Besuche zählt die erste Landes­gar­ten­schau am Boden­see nicht mal nach der Hälfte der Zeit. Tendenz: steigend. „Es kommen immer mehr Busse und seit es kaum mehr Einschrän­kun­gen beim Zutritt zur Garten­schau gibt, haben wir täglich eine konstant hohe Besucher­zahl, mit Ausnah­me der wirklich hefti­gen Regen­ta­ge, die wir ja leider schon ausrei­chend hatten“, ergänzt Edith Heppe­l­er, Geschäfts­füh­re­rin der LGS GmbH.

Für Überlin­gens Oberbür­ger­meis­ter Jan Zeitler sind die Zahlen natür­lich auch wichtig, aber noch bedeu­ten­der ist das, was bleibt nach der Landes­gar­ten­schau. „Wertvoll und nachhal­tig sind die neuen Freiräu­me, die Spiel- und Freizeit­rich­tun­gen und der aufge­wer­te­te westli­che Stadt­ein­gang, auch die Grünver­net­zung in der Stadt. Aber eines kommt noch hinzu, was sicher nicht weniger wertvoll ist: Die Begeis­te­rung über die Landes­gar­ten­schau wurde durch die vielen engagier­ten ehren­amt­li­chen Helfe­rin­nen und Helfer in die Stadt­ge­sell­schaft getra­gen und hat selbst harte Kriti­ker von einst erfasst, die inzwi­schen von der Landes­gar­ten­schau und ihrem Nutzen für Genera­tio­nen überzeugt sind.“

Das Stadt­ober­haupt hat seit der wegen der Corona-Pande­mie verspä­te­ten Eröff­nung (geplant war ursprüng­lich der 9. April) schon zahlrei­che hochran­gi­ge Vertre­te­rin­nen und Vertre­ter aus Politik und Wirtschaft über seine Landes­gar­ten­schau geführt und freut sich über die Strahl­kraft weit über die Region hinaus. „Selbst­ver­ständ­lich ist die Landes­gar­ten­schau auch ein Image­ge­winn.“ Die Verkehrs­füh­rung zum Park & Ride-Platz in der Nußdor­fer Straße hat sich ebenso bewährt wie die Einbahn­re­ge­lung in Shuttle­bus­se der Landes­gar­ten­schau kommen auch in Stoßzei­ten gut durch die Stadt.

Die Hälfte der 171 Tage Landes­gar­ten­schau Überlin­gen ist fast um. Kurz vor der Eröff­nung musste das Team noch einen kleinen Rückschlag verkraf­ten. Leitner: „Rund 1000 Dauer­kar­ten­be­sit­zer gaben auf einmal ihre Tickets zurück, weil sie die Einschrän­kun­gen durch die Corona-Verord­nun­gen zu beschwer­lich fanden und Sorge hatten, dass es keine Veran­stal­tun­gen geben würde. Das war ein ungeheu­rer Arbeits­auf­wand, aber wir wollten einfach kulant sein. Inzwi­schen haben wir seit der Eröff­nung wieder 1000 verkauft, zu einem höheren Preis als im Vorver­kauf, und sind erneut bei rund 17 000 gelan­det, das sind 240 Prozent mehr als wir ursprüng­lich in unserer Budget­pla­nung angenom­men hatten.“

Die stärks­te Woche bisher war die zweite Woche in den Pfingst­fe­ri­en nach dem Wegfall von Testpflicht und Zeitfens­tern mit 35 000 Besuchen, insge­samt waren es in den gesam­ten Pfingst­fe­ri­en rund 60 000, 22 Prozent davon waren Famili­en­kar­ten. Dank der Koope­ra­ti­on mit den Garten­schau­en in Lindau, Ingol­stadt, Eppin­gen (2022) und auch noch Kamp-Lintfort (2020) dürfen die jewei­li­gen Dauer­kar­ten­be­sit­zer einma­lig kosten­los zur jeweils anderen Garten­schau. Nach Überlin­gen kamen mit diesen Freiti­ckets bisher rund 1180 Gäste.

Der bisher stärks­te Besucher­tag war ein sommer­li­cher 1. Juni mit knapp 7000 Gästen, der am schlech­tes­ten besuch­te ein verreg­ne­ter und kalter 6. Mai mit knapp über 300 Gästen. Leitner: „Bei den bisher verkauf­ten Tages-Tickets, das sind 230 000, liegen wir jetzt schon über dem Soll unseres Finanz­plans bei den durch die Corona-Pande­mie angepass­ten Zahlen. Und nachdem die Besucher­zah­len seit den letzten Locke­run­gen, das heißt keine Zeitfens­ter mehr und keine Tests, täglich stabil sind, sind wir sehr zufrieden.“

Das Besucher­ver­hal­ten ist aller­dings, vermut­lich als Auswir­kung der Corona-Pande­mie und der touris­tisch gepräg­ten Lage Überlin­gens, nicht vergleich­bar mit bishe­ri­gen Landes­gar­ten­schau­en. „Bei uns ist eigent­lich jeder Tag bei schönem Wetter gleich gut besucht, und die Besucher­strö­me vertei­len sich alle sehr gut über den Tag hinweg, auch durch die fünf Ausstel­lungs­be­rei­che. Weder ist der Montag schwach, noch hat sich das Wochen­en­de als Haupt­rei­se­zeit heraus­kris­tal­li­siert, und auch die Reise­bus­se konzen­trie­ren sich nicht auf wenige Tage unter der Woche, denn die haben einiges nachzu­ho­len“, so Edith Heppeler.

Am 26. Mai kam das erste Busun­ter­neh­men aus Lichten­stein-Holzel­fin­gen zur Landes­gar­ten­schau. Zu diesem Zeitpunkt war eine Auslas­tung mit nur 50 Prozent Kapazi­tät möglich. Erst seit dem 28. Juni dürfen die Busse aus Baden-Württem­berg zu 100 Prozent besetzt werden. Die Busun­ter­neh­men kommen aus allen Regio­nen, die meisten aus den PLZ-Gebie­ten 7 und 8. Aber auch Reise­ver­an­stal­ter aus Berlin, Köln, Halle, Hagen, der Schweiz und aus dem Vorarl­ber­ger Raum sind dabei. Im Juni waren es an Spitzen­ta­gen acht angemel­de­te Busse, inzwi­schen liegt der Spitzen­wert bei 16 Bussen am Tag.

Highlight Sparkas­se-Boden­see-Bühne
Die stärks­ten Einschrän­kun­gen gibt es nach wie vor bei den Veran­stal­tun­gen, die seit dem 22. Mai auf der Landes­gar­ten­schau möglich sind. Auf der Tribü­ne mit Sitzplät­zen und der angren­zen­den Event­wie­se mit Stehplät­zen sind nach der nach wie vor gülti­gen Corona-Verord­nung bislang nur 400 Zuschau­er zugelas­sen, die zuvor eine kosten­lo­se Platz­kar­te online buchen müssen. „Das tut uns natür­lich weh, bei all den tollen Events, die wir anbie­ten“, so Edith Heppe­l­er. Ganz beson­ders gut kommt die Sparkas­se-Boden­see-Bühne im Uferpark an und in der Überlin­ger Bürger­schaft wird immer mal wieder der Wunsch laut, ob die im Boden­see schwim­men­de Bühne denn auch nach der Landes­gar­ten­schau bleiben könnte. „Der Wunsch ist mir bekannt und dazu gab es bereits Gesprä­che und es wird weite­re geben“, so Oberbür­ger­meis­ter Jan Zeitler.

Alle Ausstel­ler sind mit großem Engage­ment dabei und praktisch täglich vor Ort. Dass längst auch Aktio­nen und Gesprä­che mit den Besuche­rin­nen und Besuchern möglich sind, lässt bei allen endlich echtes Garten­schau-Feeling aufkom­men. Die Blumen­schau­en in der ehema­li­gen Kapuzi­ner­kir­che, die anfangs noch nicht statt­fin­den konnten, wurden bis auf zwei Ausnah­men nachge­holt. Dafür nahmen die Floris­tin­nen und Floris­ten durch die nur einwö­chi­ge Ausstel­lungs­dau­er eine enorme Arbeits­be­las­tung auf sich.

Erstmals gibt es bei einer Landes­gar­ten­schau den Kirchen­bei­trag auf einem Schiff, Grund genug, auch für die Kirchen eine kurze Zwischen­bi­lanz zu ziehen. Pfarre­rin Dr. Betti­na Kommoss: „Nach pande­mie­be­dingt zöger­li­chem Beginn ist die Luft jetzt voller Wunder auf dem Kirchen­schiff. Wo Fremde einan­der vertraut werden im Reden und Zuhören, in schwei­gen­dem Betrach­ten, mit zum Gebet gefal­te­ten Händen. Ökume­ne wird hier farbig durch Vielfalt, an der die Besucher sicht­lich Freude haben. In Gottes Garten kommt neuer Duft. Und gerade, weil alle in einem Boot sitzen, bekom­men Gesprä­che unver­se­hens Substanz.“

Seit dem Start gab es rund 850 ehren­amt­li­che Einsät­ze, gut 20 Gottes­diens­te jeden Sonntag­mor­gen auf der Seebüh­ne, unter den Gästen auch bedeu­ten­de Persön­lich­kei­ten. Und es versam­mel­ten sich seit Anfang Juni Besucher zu mehr als 150 Andach­ten. Abend­ver­an­stal­tun­gen zu bibli­schen und gesell­schaft­lich relevan­ten Themen ließen das tägli­che Programm ausklingen.