FRIEDRICHSHAFEN — Die volle Gleichberechtigung von Frauen in der katholischen Kirche haben am Sonntag in Friedrichshafen rund zwei Dutzend Katholikinnen und Katholiken gefordert.
Zu der Protestaktion hatte die Initiative “Maria 2.0” anlässlich der am Dienstag stattfindenden Herbstversammlung der Bischöfe aufgerufen. Wenn Frauen weiterhin die Gleichberechtigung verwehrt bliebe, würden viele die Kirche verlassen, sagte Barbara Kunz, Gemeindereferentin der Seelsorgeeinheit Friedrichshafen Mitte dem WOCHENBLATT. “Die Gleichberechtigung steht im Grundgesetz, auch wir wollen die Botschaft Gottes verkünden”, so Kunz. Das heißt: Auch Frauen sollen Priesterinnen, Bischöfinnen oder sogar Päpstin werden können.
Die 24 Frauen und vier Männer der Kundgebung hatten sich am symbolträchtigen Marienbrunnen getroffen und waren dann schweigend und mit Maske in die nahe gelegene St. Nikolaus-Kirche gezogen. Dort gab es mit Billigung von Pfarrer Bernd Herbinger eine Bibellesung. “Danach haben wir auf Papierstreifen geschrieben, was Frauen alles in der Kirche leisten und es wurde deutlich: Frauen tragen die Kirche!”, so Barbara Kunz. Die Teilnehmer zogen dann ihre Schuhe aus und verließen die Kirche barfuss — “wenn wir gehen, dann sind die Männer in der Kirche einsam”, erklärt die Gemeindereferentin.
Info:
Maria 2.0 ist eine von Münsteraner Frauen der Heilig-Kreuz-Gemeinde ausgehende Initiative, die zum Kirchenstreik und zu anderen Aktionen aufruft. Sie protestieren damit gegen den Missbrauch und die Ausgrenzung von Frauen in der Amtskirche und fordern Veränderungen.
Seither treten mehr und mehr Katholikinnen in ganz Deutschland vehement für eine Gleichstellung in der katholischen Kirche ein und protestieren gleichzeitig gegen die massenhaften Missbrauchsfälle durch Priester an Kindern, Jugendlichen und Ordensfrauen.
„Unsere Kirche ist in einer Krise. Der massenhafte Missbrauch von Schutzbefohlenen und Ordensfrauen durch Amtsträger erschüttert das Vertrauen in die Institution Kirche zutiefst. Für viele Gläubige ist deutlich geworden, dass die kirchlichen Machtstrukturen von Grund auf verändert werden müssen. Dies beinhaltet zwingend die Beteiligung von Frauen an allen Entscheidungsebenen der Kirche und damit auch an den Ämtern“, so Karin Walter, Diözesanvorsitzende des KDFB. „Viele Frauen haben die Nase voll von den jahrzehntelangen Vertröstungen, die nichts verändert haben. Es ist gut, wenn Frauen jetzt starke Zeichen setzen, dass es ein Weiter-so in der Kirche nicht geben darf.“
Lisa Kötter, die in Münster den ersten kirchlichen Frauenstreik mit organisiert hat, setzt mit ihrem künstlerischen Schaffen den Skandal ins Bild, gegen den „Maria 2.0“ die Stimme erhebt: sie stellt Mitstreiterinnen, Familienmitglieder oder in der Kirche engagierte Frauen dar, deren Mund zugeklebt ist.
Mittlerweile ist auch eine internationale Vernetzung von katholischen Frauen entstanden, die sich für die volle Anerkennung der Würde und Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche einsetzen. (Quelle: Katholischer Deutscher Frauenbund, Diözesanverbund Rottenburg Stuttgart)