BAD WALDSEE — Angst warnt vor Gefah­ren und schützt den Menschen. Wird sie aber übermäch­tig, dann raubt sie uns die Lebens­freu­de: Diese Botschaft überbrach­te Dr. Beate Weingardt bei einem Vortrag am Diens­tag in Bad Waldsee. Auf Einla­dung des Wohnparks am Schloss in Zusam­men­ar­beit mit dem Stadt­se­nio­ren­rat referier­te der Gast aus Tübin­gen im vollbe­setz­ten Festsaal über das Thema „In der Welt habt Ihr Angst — Wie gehen wir damit um?“. An Aktua­li­tät mangel­te es dabei aufgrund von Corona, Krieg in der Ukrai­ne, Energie­kri­se und Infla­ti­on nicht.

Jeden­falls war der Saal an diesem Nachmit­tag mit 80 Senio­rin­nen und Senio­ren sehr gut gefüllt und die erfah­re­ne Bildungs­re­fe­ren­tin durfte sich über ein aufmerk­sa­mes Publi­kum freuen. Auf kurzwei­li­ge Art und Weise erläu­ter­te Dr. Beate Weingardt die Grund­for­men der Angst und zeigte auf, wie der Mensch es lernen kann, ihr im Alltag entspre­chend zu begeg­nen. Dass beim richti­gen Umgang mit der Angst auch dem christ­li­chen Glauben eine gewis­se Rolle zukommt, konnte die Psycho­lo­gin und evange­li­sche Theolo­gin glaub­haft vermit­teln. Nicht von ungefähr heiße es in der Bibel gleich mehrfach „Fürch­tet Euch nicht!“.

Angst gehöre zu den Grundgefühlen, die der Mensch mit den Tieren gemein­sam habe, und sie überneh­me die Funkti­on eines „Alarm­sys­tems der Seele“. Angst sei wichtig, weil sie uns vor Gefah­ren warnen und schützen soll. Dabei unter­schei­de man zwischen „realer Gefahr“, die bei der Begeg­nung mit einem wilden Tier im Wald tatsäch­lich drohen könnte, und einer „nicht realen Gefahr“, die von Betrof­fe­nen zwar subjek­tiv, aber ebenfalls als „direk­te Bedro­hung“ wahrge­nom­men werde.

Angst könne uns in manchen Situa­tio­nen zu sehr beherr­schen, uns lähmen, Lebens­freu­de und Mut rauben. Dann mache die Furcht das Leben zu einem „dunklen Weg“, an dessen Ende wir meinen, kein Licht mehr zu sehen, erläu­ter­te die Referen­tin. In den Corona­jah­ren mussten dies viele Kinder, Jugend­li­che und Erwach­se­ne erleben. Und bis heute haben sich nicht wenige angesichts weite­rer Weltkri­sen davon noch nicht richtig erholen können. „Dabei benötigt der Mensch Sicher­heit — sie ist eines unserer seeli­schen Grund­be­dürf­nis­se“, weiß Dr. Beate Weingardt. Die 62-Jähri­ge ist seit vielen Jahren selbstän­dig tätig in der Erwach­se­nen­bil­dung, als Autorin und psycho­lo­gi­sche Beraterin.