BAD WALDSEE — Die langjäh­ri­ge Bad Waldseer Klinik­seel­sor­ge­rin Schwes­ter Ludwi­na Bühler ist im 85. Lebens­jahr verstor­ben. 16 Jahre lang, von 1992 bis 2008, stand sie Patien­ten, Angehö­ri­gen und auch Beschäf­tig­ten des Kranken­hau­ses Bad Waldsee zur Seite. Als „die schöns­te Zeit meines Lebens“ hat sie diese Jahre in einem Gespräch einmal bezeichnet.

Schwes­ter Ludwi­na kannte sich im Kranken­haus bestens aus. 30 lange hatte sie als Kranken­schwes­ter und dann als Röntgen­as­sis­ten­tin im St. Elisa­be­then-Klini­kum in Ravens­burg gearbei­tet. Ihre wahre Berufung aber fand sie in der Seelsor­ge. Bewusst kleide­te sie sich als in Weiß wie die Ärzte und die Pflege­kräf­te. „Ich wollte keinen Unter­schied machen. Ich wollte immer zeigen, dass ich eine von Euch bin“, sagte sie.

Ungezähl­ten Sterben­den stand sie in der letzten Phase ihres Lebens bei. Vielen Famili­en aus Bad Waldsee und Umgebung war sie in Trauer­ge­sprä­chen Tröste­rin und Helfe­rin in schwers­ten Stunden. Über Konfes­si­ons- und Glaubens­gren­zen hinweg kümmer­te sie sich um dieje­ni­gen, die geist­li­chen Beistand brauch­ten und suchten. Für Schwes­ter Ludwi­na zählte der Mensch.

Immer wieder war sie Motor für Aktio­nen, um gerade den Schwerst­kran­ken und ihren Angehö­ri­gen ihr Los leich­ter zu machen. Sei es bei der Einrich­tung eines würdi­gen Abschieds­rau­mes im Kranken­haus oder sei es bei der Sammlung von Spenden für ein Pallia­tiv­zim­mer, immer wieder trieb Schwes­ter Ludwi­na die Aktivi­tä­ten voran. 

Über all den ernsten Themen bewahr­te sie sich ihren Humor. „Das Kranken­haus steht seit 100 Jahren, davon 84 Jahre ohne mich“, wiegel­te sie bei ihrer Abschieds­fei­er das für ihr Empfin­den zu reich­lich verteil­te Lob ab. Oder wenn sie offen ein-gestand, sich nicht immer an gelten­de Verkehrs­re­geln gehal­ten zu haben. Zum Beispiel, wenn sie den Fußweg am See entlang­ra­del­te. Und zwar mit „Tempo“, wie ihr ein Ordnungs­hü­ter beschei­nigt habe.

Schwes­ter Ludwi­na hat die Atmosphä­re im Kranken­haus Bad Waldsee über viele Jahre hinweg wesent­lich mitge­prägt. Auch im hohen Alter wirkte sie unbeirrt für die Menschen an der Schwel­le zum Tode. Nach ihrer Bad Waldseer Zeit war sie in einem Hospiz in Stutt­gart einge­setzt. „Sie haben der Kranken­haus­seel­sor­ge ein Gesicht gegeben“, würdig­te sie Chefarzt Dr. Thomas Sapper anläss­lich ihres Abschieds.