LONDON (dpa) — Den Ausfall von Bundes­li­ga-Torschüt­zen­kö­ni­gin Lea Schül­ler steckt das deutsche Team bei der EM weg. Gegen Spani­en lässt auch die Abwehr um Marina Hegering nichts anbren­nen — und jubelt am Ende ausgelassen.

Mit wilder Entschlos­sen­heit und kühlem Kopf sind die deutschen Fußbal­le­rin­nen bei der EM in England ins Viertel­fi­na­le gestürmt.

Das Team von Bundes­trai­ne­rin Marti­na Voss-Tecklen­burg glänz­te auch beim Schla­ger gegen Spani­en und besieg­te den Titel­kan­di­da­ten am Diens­tag­abend mit 2:0 (2:0). Damit steht der Rekord-Europa­meis­ter als Gruppen­sie­ger fest — und kann dem so starken Gastge­ber England im Viertel­fi­na­le aus dem Weg gehen.

Nach dem Ausfall von Torjä­ge­rin Lea Schül­ler, die wegen eines positi­ven Corona­tests fehlte, trafen vor 16.037 Zuschau­ern im Brent­ford Commu­ni­ty Stadi­um Klara Bühl vom FC Bayern (3. Minute) und Kapitä­nin Alexan­dra Popp (37.) vom VfL Wolfsburg.

«Der perfek­te Start für uns»

«Es war der perfek­te Start für uns», sagte Popp zum frühen Tor: «Wir konnten uns dann voll auf die Defen­si­ve konzen­trie­ren. Wir sind mega glück­lich.» Der zweite Sieg gibt dem Team nun viel Selbst­ver­trau­en. «Wir sind hier hinge­fah­ren, um jedes Spiel zu gewin­nen», sagte Popp. Die Spanie­rin­nen machten es der DFB-Elf aber nicht gerade einfach. «Wir waren vorbe­rei­tet, dass wir nicht so viel den Ball haben werden», sagte Popp. Bühl ergänz­te: «Das war ein klassi­scher Arbeits­sieg, das braucht man auch mal. Es war sehr viel Diszi­plin, viel Teamarbeit.»

Vor dem letzten Gruppen­spiel am Samstag gegen Finnland können sich die DFB-Frauen bereits auf das erste K.o.-Match am 21. Juli wieder in Brent­ford gegen Norwe­gen oder Öster­reich freuen. Vier Tage nach dem 4:0‑Auftaktsieg gegen Dänemark überzeug­te die deutsche Auswahl auf der ganzen Linie und darf vom neunten EM-Titel träumen. «Wir haben unser erstes Ziel erreicht, das fühlt sich gut an», sagte Bühl.

Popp trifft

Voss-Tecklen­burg hatte anstel­le von Bayern-Stürme­rin Schül­ler, die am Tag vor dem Spiel positiv auf das Corona­vi­rus getes­tet worden war, Popp als Sturm­spit­ze aufge­stellt. Die Kapitä­nin vom VfL Wolfs­burg bestritt in ihrem 116. Länder­spiel ihre erste EM-Partie von Beginn an — und wurde nach ihrer Auswechs­lung in der 62. Minute von den Fans gefeiert.

Ein eklatan­ter Fehlpass von Torhü­te­rin Sandra Panos verhalf dem deutschen Team zur frühen Führung. Die aufmerk­sa­me Bühl traf per Flach­schuss zum 1:0. Mit konse­quen­tem, aber auch sehr kraft­rau­ben­dem Pressing, versuch­te der zweima­li­ge Weltmeis­ter die Ballsta­fet­ten des Gegners zu unter­bin­den. Zwei brenz­li­ge Situa­tio­nen überstand DFB-Keepe­rin Merle Frohms dann, weil der Ball am Tor vorbei ging.

Gerade als sich zuneh­mend Lücken für die Spanie­rin­nen aufta­ten, schlug die deutsche Mannschaft erneut zu. Nach einer Ecke von Felici­tas Rauch war — wie in ihren besten Tagen — Popp per Kopf zur Stelle. Die 31-Jähri­ge traf damit wie schon im ersten Spiel und rannte jubelnd im Vollsprint zur deutschen Bank.

Erst im April war die Olympia­sie­ge­rin von 2016 nach einer schwe­ren Kniever­let­zung ins DFB-Team zurück­ge­kehrt, hatte dann auch noch Corona in der Vorbe­rei­tung — und bestä­tig­te mit ihrem erneu­ten Treffer die Taktik von Voss-Tecklen­burg, die die vielsei­tig einsetz­ba­re Popp wieder ganz vorne in der Offen­si­ve sah.

Spani­en ließ weiter den Ball gut laufen, es fehlte aber die Entschlos­sen­heit der Barça-Stars Alexia Putel­las und Jenni­fer Hermo­so. Die Weltfuß­bal­le­rin (Kreuz­band­riss) und die Rekord­tor­jä­ge­rin (Innen­band­ver­let­zung) wurden von ihrem Team schmerz­lich vermisst.

Nach einer knappen Stunde rekla­mier­ten die Deutschen bei der franzö­si­schen Spitzen­schieds­rich­te­rin Stepha­nie Frappart, weil Irene Paredes Popp auf dem Weg zum Tor vehement stopp­te. Mit der Wolfs­bur­ge­rin Tabea Waßmuth brach­te Voss-Tecklen­burg dann eine frische Angrei­fe­rin, die sich reinwarf. Torfrau Frohms lenkte dann den Ball von Maria Calden­tey über die Latte (71.). So riss bei Spani­en die Serie von 24 unbesieg­ten Spielen gegen eine überaus überzeu­gen­de deutsche Auswahl. 

Von Ulrike John und Philip Dethlefs, dpa