Beim Skiflie­gen in Plani­ca läuft weiter alles anders als geplant. Wind verhin­dert die Durch­füh­rung des Team-Wettkampfes.

PLANICA (dpa) — Das Saison­fi­na­le der Skisprin­ger in Plani­ca wird immer mehr zu einer Chaos-Veranstaltung.

Nach dem schlim­men Sturz des Norwe­gers Daniel André Tande am Donners­tag und dem Abbruch zur Halbzeit tags darauf ließen starke Böen am Samstag beim Teamflie­gen noch nicht einmal einen komplet­ten ersten Durch­gang zu. Aus Sorge um die Gesund­heit seiner Sport­ler hatte Bundes­trai­ner Stefan Horng­a­cher Vorta­ges­sie­ger Karl Geiger sowie Markus Eisen­bich­ler und deren Teamkol­le­gen sogar schon vor der offizi­el­len Juryent­schei­dung aus dem Wettbe­werb genommen.

Norwe­gens Natio­nal­coach Alexan­der Stöckl fand deutli­che Worte. «Ich bin sehr irritiert über die Entschei­dung der Jury heute», sagte er. Aus Sicht des Öster­rei­chers hatte die Wettkampf­lei­tung trotz ausge­dehn­ter Warte­zei­ten auf der Schan­ze zu lange versucht, das Sprin­gen irgend­wie durch­zu­zie­hen. «Man hätte schon früher eine Pause machen können», sagte er in der ersten Wettkampf­un­ter­bre­chung, auf die erst später der Abbruch folgte. Sein Sprin­ger Marius Lindvik hatte sehr lange draußen ausge­harrt, bevor er an der Reihe war. «Man hat versucht, jeden Athlet in diesem kleinen Fenster runter­zu­las­sen, und das ist eigent­lich unver­ant­wort­lich», sagte Stöckl.

Auch zwei Tage danach steht die Skisprung-Welt noch unter dem Eindruck von Tandes Unfall. «Der Sturz von Tande steckt allen noch in den Knochen», sagte Horng­a­cher, als er den Rückzug seiner Mannschaft begrün­de­te. Geiger erklär­te mit Bezug zu seinem Coach: «Wenn er sagt, es geht nicht, dann wissen wir: Es geht wirklich nicht.»

Rücken­de­ckung bekam Horng­a­cher auch von Horst Hüttel. «Wir haben hier einen mega schwe­ren Sturz erlebt vor zwei Tagen. Ich verste­he nicht, warum man das so auf die Spitze treiben muss», sagte der deutsche Teamma­na­ger, bevor sich auch die Jury zu einer endgül­ti­gen Entschei­dung durchrang.

Bei Tandes Gesund­heits­zu­stand waren die Verant­wort­li­chen vorsich­tig optimis­tisch. «Alles läuft wie geplant», wurde die Teamärz­tin der norwe­gi­schen Skisprin­ger, Guri Ranum Ekås, in einer Mittei­lung des natio­na­len Skiver­ban­des zitiert. Stabi­le Körper­funk­tio­nen, ein gutes Anspre­chen auf die Behand­lung sowie zufrie­den­stel­len­de neue Unter­su­chun­gen am Vorabend bedeu­te­ten, dass man ihn schritt­wei­se aus dem Koma holen könne.

Norwe­gens Sport­chef Clas Brede Braat­hen sagte im ZDF: «Es sieht sehr vielver­spre­chend aus.» Er lobte die Betreu­ung seines Athle­ten, sagte jedoch auch: «Bevor wir ganz sicher sind, wenn er aufwacht, haben wir natür­lich ein bisschen Angst.» Der 27 Jahre alte Tande war am Donners­tag im Probe­durch­gang heftig auf dem Hang aufge­schla­gen. Bei ihm wurden bislang ein Schlüs­sel­bein­bruch und eine leich­te Punktie­rung der Lunge diagnostiziert.

Das Mannschafts­flie­gen soll nun an diesem Sonntag in einem Durch­gang ab 9.00 Uhr nachge­holt werden. Der Einzel­wett­kampf mit zwei Durch­gän­gen ist für 10.30 Uhr angesetzt (ZDF und Eurosport).

Indes kann auch der Team-Weltcup der Skisprin­ge­rin­nen in Tschai­kow­ski wegen starken Windes nicht statt­fin­den. Nachdem die Jury den Beginn des Kräfte­mes­sens auf der Normal­schan­ze in Russland zunächst mehrfach verscho­ben hatte, sagte sie den Wettkampf kurz vor 14.00 Uhr für Samstag endgül­tig ab.

An diesem Sonntag soll nun erst das Teamsprin­gen von der Normal­schan­ze mit einem Durch­gang nachge­holt werden (05.00 Uhr/MESZ), bevor ab 08.00 Uhr zum Saison­ab­schluss noch ein Einzel­sprin­gen auf der Großschan­ze geplant ist.