LINDAU — Betriebs­lei­ter Georg Gewin­ner bleibt norma­ler­wei­se schon ziemlich cool, am vergan­ge­nen Montag war er dann aber auch für langjäh­ri­ge Kolle­gIn­nen sicht­lich aufge­regt: „Das ist schon eine Nummer, wenn man sowas in seinem Berufs­le­ben organi­sie­ren darf!“ freute er sich, als die Boden­see­tau­cher um Günther Dietz den neuen Kupfer-Saugkorb bei strah­len­dem Wetter aber sehr frischen Tempe­ra­tu­ren vor Nonnen­horn zu Wasser ließen und installierten. 

Der neue Korb wiegt rund 300 Kilo und kostet mit Instal­la­ti­on und allem Drum und Dran 120.000 Euro: „Eine wichti­ge Inves­ti­ti­on in die Quali­tät und Zukunft unseres Trink­was­sers aus Nonnen­horn“ ist Geschäfts­füh­rer Hannes Rösch überzeugt. Nachdem sich die Stadt­wer­ke-Kolle­gen vom Korb verab­schie­det und ihm mit Edding­stift noch gute Wünsche mitge­ge­ben hatten, konnte es losge­hen: der Korb wird langsam über dem Flansch der Sauglei­tung in 60 Metern Tiefe abgesenkt. Ein Tauchro­bo­ter beglei­tet ihn und liefert gesto­chen schar­fe Unter­was­ser-Aufnah­men. Anschlie­ßend wird´s an Bord der Platt­form ernst und Mischa, Lutz, Attila, Walter und Günther wechseln konzen­triert in einen Arbeits­mo­dus, bei dem jeder Befehl und jeder Handgriff sitzen muss — Taucher Kai springt in voller Montur als erster ins Wasser und folgt dem Saugkorb nach unten. Kai´s Kamera liefert jetzt die Bilder vom Grund des Sees und Lutz gibt präzi­se und genaue Anwei­sun­gen an die Mannschaft und seinen Taucher. 15 Minuten hat Kai unten am Seegrund Zeit, danach muss er sich für den Aufstieg zum Druck­aus­gleich über eine Stunde Zeit lassen. Auch dabei kriegt er von seinen Kolle­gen genaue Anwei­sun­gen und präzi­se Zeitvor­ga­ben: „Sicher­heit geht hier über alles“ stellt Günther Dietz klar. In seinen 15 Minuten schafft es Kai, dessen Stimme sich von dort unten wie Micky Maus anhört, zwei Schrau­ben des neuen Korbs mit dem Flansch der Sauglei­tung zu verschrau­ben — immer wieder muss der Korb um wenige Zenti­me­ter angeho­ben und wieder abgelas­sen werden – das ist Spannung pur. Jetzt ist der Korb in der richti­gen Positi­on und Mischa kann als nächs­ter abtau­chen und die restli­chen Schrau­ben fixie­ren. Als letzter Taucher kümmert sich Walter dann um die Abschluss­ar­bei­ten am Flansch und der Sauglei­tung. Nach gut vier Stunden ist die Aktion erfolg­reich beendet und die Seebä­ren sind gesund, glück­lich und zufrie­den wieder an Land. „Eine großar­ti­ge Leistung eines absolut profes­sio­nel­len Teams“ zeigt sich Hannes Rösch beeindruckt.

Mit dieser Aktion wird der 1974 montier­te rot-gelbe Saugent­nah­me­korb jetzt in Rente geschickt. Er soll künftig als technik­ge­schicht­li­ches Denkmal auf dem Gelän­de des Seewas­ser­werks stehen. 

Dass das Lindau­er Wasser­werk in der Gemein­de Nonnen­horn gebaut wurde, hängt mit der Topogra­fie des Boden­sees zusam­men. Nach einge­hen­der Unter­su­chung stell­te man damals fest, dass dort die gerings­ten Beein­flus­sun­gen des Alpen­rheins zu erwar­ten sind und trotz­dem noch keine zu große Entfer­nung zur Stadt Lindau besteht. Außer­dem waren hier für eine Wasser­ent­nah­me in verhält­nis­mä­ßig akzep­ta­blem Abstand zum Ufer ausrei­chen­de Tiefen im See gegeben.