FRIEDRICHSHAFEN — Der kommu­na­le Wärme­plan soll die Ziele für die klima­neu­tra­le Wärme­ver­sor­gung bis 2040 aufzei­gen. Die Stadt Fried­richs­ha­fen hat das Stadt­werk am See beauf­tragt, den Wärme­plan für Fried­richs­ha­fen zu erstel­len. Am 22. April steht der Beschluss des Gemein­de­ra­tes an.

Die Stadt Fried­richs­ha­fen will bis 2040 klima­neu­tral sein. Dafür muss der Energie­ver­brauch sinken und der Anteil erneu­er­ba­rer Energie­trä­ger enorm steigen. Poten­zia­le und mögli­che Ansät­ze auf diesem Weg fasst der kommu­na­le Wärme­plan zusam­men, den das Stadt­werk am See im Auftrag der Stadt Fried­richs­ha­fen erstellt hat. „Der Wärme­plan beschreibt die Leitplan­ken, die Ziele und macht vor allem auch die Aufga­be, die vor uns als Gesell­schaft steht, greif­ba­rer“, betont Erster Bürger­meis­ter Fabian Müller. „Eine Botschaft ist dabei wichtig: Die Umset­zung der Planung, die Wärme­wen­de wird nur gelin­gen, wenn alle mitzie­hen: priva­te und gewerb­li­che Eigen­tü­mer, Unter­neh­men, Handwerk und Netzbetreiber.“

Der Wärme­plan umfasst eine Bestands- sowie Poten­zi­al­ana­ly­se, definiert die Ziele für die klima­neu­tra­le Wärme­ver­sor­gung bis 2040 und legt fünf Maßnah­men fest, mit denen gemäß Klima­schutz- und Klima­wan­del­an­pas­sungs­ge­setz Baden-Württem­berg inner­halb der nächs­ten fünf Jahre begon­nen werden muss. 

Relevant ist der Wärme­plan insbe­son­de­re beim Einbau oder Austausch von Heizun­gen – sowohl für die Stadt­ent­wick­lung als auch für Planungs­bü­ros und Heizungs­be­trie­be sowie Wohnei­gen­tü­me­rin­nen und ‑eigen­tü­mer.

Einbe­zug der Öffentlichkeit

Ende 2023 wurden daher sowohl für Häfler Bürge­rin­nen und Bürger als auch für in Fried­richs­ha­fen ansäs­si­ge Unter­neh­men und Inter­es­sen­ten Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen durchgeführt.

Zur öffent­li­chen Einsicht und Stellung­nah­me war der Entwurf des kommu­na­len Wärme­plans, dem der Gemein­de­rat im Oktober 2023 zugestimmt hatte, vom 15. Novem­ber 2023 bis 15. Januar 2024 im Techni­schen Rathaus und auf der städti­schen Websei­te einseh­bar. Die einge­gan­ge­nen Stellung­nah­men wurden aufge­grif­fen und bewertet.

Bestands- und Potenzialanalyse

Der erste Teil des kommu­na­len Wärme­plans ist die Bestands­ana­ly­se. Dafür wurden vorhan­de­ne Daten und Studi­en berück­sich­tigt. Die Auswer­tun­gen wurden sowohl nach Nutzungs­art, Energie­trä­ger und Wärme­be­darf erarbeitet.

In der Poten­zi­al­ana­ly­se wurden als mögli­che erneu­er­ba­re Energie­po­ten­zia­le für Fried­richs­ha­fen Abwär­me aus der Indus­trie und dem Klärwerk, Seether­mie, Biomas­se aus dem Stadt­be­reich, Solar­ther­mie, Außen­luft und oberflä­chen­na­he Geother­mie ermit­telt. Zum Teil werden diese bereits heute genutzt. Zudem können ortsun­ab­hän­gi­ge erneu­er­ba­re Energie­po­ten­zia­le wie Biomas­se außer­halb des Stadt­ge­bie­tes und grüne Gase zum Einsatz kommen.

Zielsze­na­rio 2040

Ziel ist es, den Wärme­be­darf der Wohn- und Gewer­be­nut­zung durch Gebäu­de­sa­nie­rung bis 2040 um 43 Prozent zu reduzie­ren und die damit vorge­ge­be­nen Einspar­zie­le zu errei­chen. Um eine möglichst hohe jährli­che Sanie­rungs­ra­te zu errei­chen, sollen im Stadt­ge­biet nach und nach Sanie­rungs­ge­bie­te ausge­wie­sen werden, in denen Wohnei­gen­tü­me­rin­nen und ‑eigen­tü­mer Förde­run­gen für die energe­ti­sche Sanie­rung ihrer Immobi­lie erhalten. 

Der nach Sanie­rung der sanie­rungs­be­dürf­ti­gen Gebäu­de bestehen­de Wärme­be­darf soll zudem über erneu­er­ba­re Energie­quel­len gedeckt werden: zu 53 Prozent über Wärme­pum­pen, die die Energie unter anderem aus Seether­mie, Abwär­me aus Abwas­ser und Abwär­me aus Indus­trie gewin­nen, außer­dem zu 20 Prozent über Solar­ther­mie, zu 11 Prozent über Biomas­se und zu 10 Prozent über so genann­te grüne Gase, also beispiels­wei­se Biome­than oder Abwär­me aus Wasser­stoff­pro­duk­ti­on – und der Rest über sehr gerin­ge Antei­le Stromdirektheizungen.

Die Seether­mie spielt dabei bei seena­hen Gebie­ten und die Abwär­me bei indus­trie­na­hen Gebie­ten eine zentra­le Rolle. Einige Berei­che wie die Kernstadt, Fallen­brun­nen, Manzell und Fisch­bach sowie Wiggen­hau­sen, Löwen­tal und Ailin­gen können gemäß kommu­na­lem Wärme­plan außer­dem über Nahwär­me­net­ze versorgt werden, wie sie heute etwa in Löwen­tal, in der Nordstadt oder rund um das Berufs­schul­zen­trum bestehen.
Für eine erfolg­rei­che Wärme­wen­de ist somit die Entwick­lung von Seether­mie­an­la­gen sowie von Photo­vol­ta­ik- und Solar­ther­mie­an­la­gen –insbe­son­de­re am Ortsrand zur Versor­gung von Wohnge­bie­ten – und der Ausbau der Wärme­net­ze entscheidend.

Wärme­wen­de­stra­te­gie

Von insge­samt 13 ausge­ar­bei­te­ten Maßnah­men der Wärme­wen­de­stra­te­gie legt der Gemein­de­rat mit dem Beschluss zum kommu­na­len Wärme­plan fünf Maßnah­men fest, mit denen gemäß Klima­schutz- und Klima­wan­del­an­pas­sungs­ge­setz Baden-Württem­berg inner­halb der nächs­ten fünf Jahre begon­nen werden muss.

Zu diesen Maßnah­men soll die Zielnetz­pla­nung zum Aufbau eines Stadt­nah­wär­me­net­zes durch den Zusam­men­schluss und die Erwei­te­rung von Bestands­net­zen gehören. Des Weite­ren werden die Machbar­keits­stu­di­en zur Nutzung der Seether­mie in Fried­richs­ha­fen, zur Abwas­ser­nut­zung des Klärwerks Fried­richs­ha­fen, zur Abwär­me­nut­zung der Indus­trie und zum Wärme­netz Ailin­gen aufgeführt.

Kosten und Abschluss des Verfah­rens zum kommu­na­len Wärmeplan

Für die Erstel­lung des kommu­na­len Wärmplans sind Kosten in Höhe von rund 80.000 Euro angefal­len, die über Förder­mit­tel refinan­ziert werden konnten. Bis Mitte April 2024 stehen nun Beratun­gen des Ausschus­ses für Planen, Bauen und Umwelt sowie der Ortschafts­rä­te an. Am 22. April fasst der Gemein­de­rat abschlie­ßend Beschluss über den kommu­na­len Wärme­plan für Friedrichshafen.

Weite­re Infor­ma­tio­nen zum kommu­na­len Wärme­plan für Fried­richs­ha­fen unter www.friedrichshafen.de/wärmeplan

Weite­re Infor­ma­tio­nen zu den Häfler Förder­pro­gram­men unter www.förderprogramme.friedrichshafen.de