RIEDLINGEN — Ein Geschenk ist genau­so viel wert wie die Liebe, mit der es ausge­sucht worden ist, wusste schon die franzö­si­sche Schrift­stel­le­rin Thyde Monnier. Und so stehen wir jedes Jahr zu Weihnach­ten erneut vor der Frage: Was schen­ke ich?

Wir haben uns mit Sozio­lo­gin und Verhal­tens­wis­sen­schaft­le­rin Prof. Dr. Petra Arenberg von der SRH Fernhoch­schu­le – The Mobile Univer­si­ty anhand der Erkennt­nis­se aus der Sozio­lo­gie und Psycho­lo­gie auf die Spuren des Schen­kens und Beschenkt­wer­dens begeben.

Stehen auch Sie dieses Jahr in der Vorweih­nachts­zeit wieder vor der Frage: Was schen­ke ich? Sozio­lo­gin und Verhal­tens­wis­sen­schaft­le­rin Prof. Dr. Petra Arenberg von der SRH Fernhoch­schu­le begibt sich mit Ihnen anhand der Erkennt­nis­se aus der Sozio­lo­gie und Psycho­lo­gie auf die Spuren des Schen­kens und Beschenktwerdens.

Schen­ken als gesell­schaft­li­che Funktion

„Schen­ken unter­liegt gesell­schaft­li­chen Normen und Werten. Wer etwas geschenkt bekommt, von dem wird Dankbar­keit erwar­tet. Wem ein Gefal­len erwie­sen wird, von dem wird im Gegen­zug erwar­tet, dass er etwas zurück­gibt“, so die Profes­so­rin über das Schen­ken und Beschenkt­wer­den. Im Laufe unserer Sozia­li­sa­ti­on lernen wir, wie wir uns zu verhal­ten haben. Kleine Kinder haben das noch nicht gelernt und zeigen sehr deutlich, wenn ihnen ein Geschenk missfällt. Dabei hat Schen­ken in unserer Gesell­schaft die Funkti­on, sozia­le Bezie­hun­gen zu erhal­ten und sie zu gestal­ten. Beim Schen­ken tauscht man zum Beispiel mit Geld und Zeit etwas von seinen finan­zi­el­len oder zeitli­chen Ressour­cen. Impli­zit wird eine ausge­gli­che­ne Geschen­ke­bi­lanz erwartet.

Machen teure­re Geschen­ke glück­li­cher und verdirbt es die Freude, wenn man sich vorher das Geschenk selbst aussucht?

Wenig überra­schend ist, dass ein teures Geschenk nicht automa­tisch glück­li­cher macht. Weit verbrei­tet hinge­gen ist die Meinung, dass Geschen­ke, die der Beschenk­te vorher aussu­chen darf, die Überra­schung zerstö­ren und damit die Freude gerin­ger ist. Umso erstaun­li­cher ist es, dass die besten Geschen­ke oft die sind, die sich der Beschenk­te selbst aussucht. Prof. Dr. Petra Arenberg erläu­tert: „Kann ich nicht einschät­zen, was sich die Person wünscht, ist es oft besser, einfach nachzu­fra­gen. In Studi­en freuen sich die Beschenk­ten über vorher selbst ausge­wähl­te Präsen­te mehr als über die vom Schen­ken­den ausgewählte.“

Geschen­ke als Gradmes­ser einer Beziehung

Jeman­dem etwas zu schen­ken, bedeu­tet seine Wertschät­zung auszu­drü­cken. Wer schenkt, kommu­ni­ziert und das Geschenk sendet eine Botschaft aus. Wissen­schaft­li­che Studi­en konnten einen Zusam­men­hang zwischen dem Geschenk und der Quali­tät bzw. Dauer einer Bezie­hung nachwei­sen. „Schenkt sich ein Paar etwas, das die Paarbe­zie­hung symbo­li­siert, zum Beispiel zwei T‑Shirts im Partner­look, dann dauer­te die Bezie­hung länger als bei Paaren, die sich sehr unter­schied­li­che Dinge schenk­ten“, nennt Profes­so­rin Petra Arenberg ein Beispiel. Wenn das Geschenk nicht die Erwar­tun­gen des Beschenk­ten erfüllt, kann das eine Belas­tung für die Bezie­hung sein.

Tipps für das perfek­te Weihnachtsgeschenk? 

Generell kann man keine Ratschlä­ge in Bezug auf das Schen­ken geben, denn das hängt von der Situa­ti­on und den Wünschen des Beschenk­ten ab. Wichtig ist, dass man nicht von sich auf andere schließt. Wir erlie­gen häufig dem Irrtum, dass das, was wir selbst schön oder erstre­bens­wert finden, auch anderen gefällt. „Richten Sie Ihr Augen­merk beim Schen­ken auf die Wünsche und Vorstel­lun­gen des Beschenk­ten“, rät Frau Arenberg.

Schen­ken macht glück­li­cher als Beschenktwerden

Abschlie­ßend hat die Profes­so­rin noch eine erfreu­li­che Nachricht für alle Schen­ken­den: „Sein Geld für andere Menschen einzu­set­zen, statt für uns selbst, kann glück­lich machen. Wenn wir etwas schen­ken, haben wir das gute Gefühl, jeman­dem eine Freude gemacht zu haben. Schen­ken bedeu­tet anderen, aber auch sich selbst, Gutes zu tun.“