FRIEDRICHSHAFEN — Der Kader des VfB Fried­richs­ha­fen für die Saison 2022/23 ist komplett. Als 14. Spieler präsen­tie­ren die Häfler Volley­bal­ler einen Kracher und ein kleines medizi­ni­sches Wunder. Nur vier Monate nach seinem Achil­les­seh­nen­ab­riss ist Vojin Cacic schmerz­frei und fast am Ende eines langen Kampfes. Der Monte­ne­gri­ner hofft, schon zum Saison­start völlig wieder­her­ge­stellt auf dem Feld stehen zu können.

Am 16. April 2022 lag Vojin Cacic in den Katakom­ben der Berli­ner Max Schme­ling Halle. Draußen erarbei­te­ten sich seine Mannschafts­kol­le­gen gerade den ersten Sieg im Playoff-Finale gegen die Haupt­städ­ter. Cacic dachte über etwas anderes nach: sein Karrie­re­en­de. Denn Cacic kannte den Grund, warum er Minuten zuvor mit schmerz­ver­zerr­tem Gesicht auf dem Hallen­bo­den liegen geblie­ben war. Den Knall hörte er trotz vollbe­setz­ter Halle. Cacics Achil­les­seh­ne war geris­sen. Cacic packte die Gedan­ken an das Ende seiner sport­li­chen Karrie­re aber beisei­te. „Meine Persön­lich­keit lässt Aufge­ben nicht zu. Ich wusste, dass es schwie­rig wird und dass ich mental sehr stark sein muss.“ Cacic war bereit.

Den Sommer über verbrach­te der Monte­ne­gri­ner fast vollstän­dig in Fried­richs­ha­fen. Einen Tag nach der Verlet­zung folgte die Opera­ti­on in der Praxis von Patrick Frei, danach übernah­men Oli Klenk und sein Team die Rehabi­li­ta­ti­on. „Ich hatte regel­mä­ßi­ge Termi­ne bei den Ärzten und die waren ziemlich erstaunt“, grinst Cacic. „Ich konnte den Heilungs­pro­zess irgend­wie beschleu­ni­gen. Ich habe mit unserer Athle­tik­trai­ne­rin Liane Weber viel gearbei­tet und nicht aufge­ge­ben. Das hat sich ausgezahlt.“

Cacic ist noch ein gutes Stück davon entfernt, wieder Volley­ball spielen zu können. Aber der Mann, den sein Trainer Mark Lebedew schon die gesam­te Vorsai­son nur „Warri­or“, also Kämpfer nannte, trainiert weiter hart. „Ich habe volles Vertrau­en in meine Achil­les­seh­ne, aber mir fehlt noch sehr viel Kraft“, erzählt er. Wann er die wieder zurück habe? „Ich hoffe auf den Saison­start“, ist seine knappe Antwort.

Diese ganzen Entwick­lun­gen und Cacics Ehrgeiz haben sich auch in der Chefeta­ge des VfB Fried­richs­ha­fen rumge­spro­chen. Den Häflern fehlte noch ein Außen­an­grei­fer im Kader, sodass Thilo Späth-Wester­holt sich mit dem Leistungs­trä­ger aus der Vorsai­son zusam­men­setz­te. „Die Ärzte gaben grünes Licht und Vojo ist deutlich anzumer­ken, dass er unbedingt wieder angrei­fen will“, erzählt der Geschäfts­füh­rer. „Für uns war schnell klar, dass wir das machen – obwohl man sonst sicher keine Spieler verpflich­ten würde, die nicht ganz fit sind.“

Somit komplet­tiert Vojin Cacic als 14. Spieler den Häfler Kader. Wann er das letzte Mal so spät einen Vertrag unter­schrie­ben hatte? Cacic lacht nur: „Mit 19 in Budva müsste das gewesen sein.“ Dass er sich mit der Rolle des Reser­vis­ten nicht einfach so abgeben wird, sollte aller­dings auch klar sein. „Dass ich bei den Final­spie­len nicht dabei sein konnte, war schreck­lich“, erinnert er sich. „Ich werde nie verges­sen, wie Mark diese bewegen­de Anspra­che vor Spiel vier gehal­ten hat und ich nicht aufs Feld konnte. Die Jungs haben alles gegeben und niemand kann ihnen etwas vorwer­fen. Aber ich will wieder dahin und spielen. Da gibt es eine große offene Rechnung.“