FRIEDRICHSHAFEN — Am Donners­tag­abend kann die Entschei­dung um die Deutsche Meister­schaft im Männer­vol­ley­ball fall. Die Berlin Recycling Volleys führen in der „best-of-five“-Serie mit 2:0 und brauchen nur noch einen Sieg aus drei mögli­chen Spielen, um sich am Ende die Schale zu holen. Der VfB Fried­richs­ha­fen — nun mit dem Rücken zur Wand — möchte alles in die Waagscha­le werfen, um dies zu verhin­dern, ist sich Cheftrai­ner Micha­el Warm sicher:„Wir werden kämpfen bis zum Umfal­len. Das Ding ist defini­tiv noch nicht vorbei.“

Jeder dritte Aufschlag von Linus Weber hatte in der Haupt­run­de Wirkung. 16 Asse schlug der 21-Jähri­ge in dieser Zeit. Im ersten Spiel gegen Berlin waren es erneut vier Service­win­ner. Mit 21 Aufschlä­gen machte Weber die meisten auf beiden Seiten. Und dann kam Spiel zwei, Weber servier­te im ersten Satz mit ebenso viel Druck wie ein paar Tage zuvor. Aller­dings stand die BR Volleys-Annah­me fast schon erschre­ckend sicher. „Das war einer der Knack­punk­te in diesem Spiel“, gesteht VfB-Cheftrai­ner Micha­el Warm. „Wir machen am Anfang gar nicht so viel verkehrt, aber Berlin macht eben einiges noch einmal besser.“

Das Resul­tat ist bekannt. Berlin holte sich das zweite Spiel in der „best-of-five“-Serie mit 3:0. Auch weil das berühmt berüch­tig­te Momen­tum in der ersten Begeg­nung nach zwei tadel­lo­sen Häfler Sätzen irgend­wo zwischen Ärger über Schieds­rich­ter­ent­schei­dun­gen und Konzen­tra­ti­ons­schwä­chen verlo­ren ging. „Die erste Nieder­la­ge tat uns richtig weh“, so Warm. „Die zweite dann gar nicht mehr so sehr, auch wenn sich das vielleicht seltsam anhört.“ Berlin war im Flow, Fried­richs­ha­fen irgend­wie verkrampft. 

Jetzt geht es also in die dritte Partie. Berlin kann schon am Donners­tag Meister werden. Der VfB steht mit dem Rücken zur Wand. „Das Gute ist aber, dass es von der Wand ja nur noch in eine Richtung gehen kann — nach vorn“, sagt Warm, der seinem Team durch­aus zutraut, die Serie noch einmal zu verlän­gern. „Klar wird es jetzt nicht einfa­cher. Aber wir wissen schon, wie man gegen Berlin gewin­nen kann. Wir haben schon einen Plan, wie wir das anstel­len wollen.“

Es ist ernst­zu­neh­men­der Optimis­mus, den Warm vermit­telt. Auch deshalb, weil der erfah­re­ne Coach die Dynamik einer solchen Saison kennt. „Wir haben dieses Jahr so viel mitge­macht, dass es für fünf Jahre locker gereicht hätte“, erzählt er ohne Gram, aber doch mit einer gewis­sen Ernst­haf­tig­keit. „Immer wenn wir in diesem Jahr dachten, dass alles in die richti­ge Richtung geht, kam ein neuer Nacken­schlag. Aller­dings konnten wir uns jedes Mal wieder aufraf­fen.“ Und genau dieser Umstand hinter­lässt beim 53-Jähri­gen auch ein ganz bestimm­tes Gefühl: „Wir werden kämpfen bis zum Umfal­len. Das Ding ist defini­tiv noch nicht vorbei.“