FRIEDRICHSHAFEN — Wo drückt die Senio­rin­nen und Senio­ren der Schuh? Wie leben sie, was wünschen sie sich? Um das zu ermit­teln, hatte der Senio­ren­bei­rat eine Befra­gung zum „Wohnen im Alter“ durchgeführt. 

Die Ergeb­nis­se wurden nun im Rahmen des Vortra­ges von Michae­la Groß „Mein Zuhau­se in allen Lebens­la­gen: Vordenken.Mitdenken.Umdenken“ vorge­stellt. Rund 50 inter­es­sier­te Senio­rin­nen und Senio­ren kamen dazu in die vhs Friedrichshafen.

Bürger­meis­ter Andre­as Hein begrüß­te die Gäste und bedank­te sich beim Senio­ren­bei­rat für das beson­de­re Engage­ment: „Sie haben Inter­es­se, dass diese Stadt lebens­wert bleibt. Wichtig ist es, dass sich alle Alters­grup­pen einbrin­gen können. Durch die Ergeb­nis­se der Umfra­ge haben wir als Stadt Impul­se bekom­men, was die ältere Genera­ti­on sich wünscht und braucht“.

Insge­samt betei­lig­ten sich 514 Senio­rin­nen und Senio­ren an der Umfra­ge. Die Senio­ren­bei­rä­te waren in den Ortschaf­ten und an verschie­de­nen Stellen in der Innen­stadt unter­wegs, um Senio­rin­nen und Senio­ren zu befra­gen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
Unabhän­gig­keit im Alter – das wünsch­ten sich viele Senio­ren und Senio­rin­nen, auch wenn die Betreu­ung oft nicht einfach zu organi­sie­ren ist. Der Form des Wohnens im Ruhestand kommt dabei eine große Bedeu­tung zu. 

16 Fragen zum Thema Wohnen im Alter umfass­te der Frage­bo­gen. Er befass­te sich mit der aktuel­len Wohnsi­tua­ti­on der Senio­rin­nen und Senio­ren, ob sie in der bishe­ri­gen Wohnung verblei­ben wollen, sowie den damit verbun­de­nen Wünschen, Bedar­fen und Problem­stel­lun­gen. Konkret wurde auch nach der benötig­ten Infra­struk­tur und den gerne in Anspruch genom­me­nen Hilfen gefragt. Auch sind die Senio­rin­nen und Senio­ren bereit, andere selbst zu unterstützen. 

Die Erhebung erfolg­te mittels Papier­fra­ge­bo­gen: zum einen im persön­li­chen Gespräch bei verschie­de­nen Termi­nen, zum anderen konnte der Frage­bo­gen im Rathaus abgeholt und zuhau­se ausge­füllt werden. 

27,4 Prozent der Befrag­ten waren älter als 78 Jahre, 25,3 Prozent zwischen 71 und 76 Jahren, 23,3 Prozent zwischen 63 und 70 Jahren sowie 22,6 Prozent jünger als 62 Jahre. Unter den Umfra­ge­teil­neh­men­den waren 62,3 Prozent weiblich und 35,8 Prozent männlich. 

Die Mehrheit der befrag­ten Senio­rin­nen und Senio­ren, genau­er gesagt 61,3 Prozent oder 315 Perso­nen, lebt aktuell in einer Wohnung. 94 Senio­rin­nen und Senio­ren (18,3 Prozent) gaben an, dass sie in einem Einfa­mi­li­en­haus leben. Fast ebenso viele Perso­nen (18,8 Prozent oder 97 Perso­nen) wohnen derzeit in einem Doppel- oder Reihenhaus. 

Die Mehrheit der Befrag­ten, 59,9 Prozent, gibt an, dass es sich bei dem Haus oder bei der Wohnung um Eigen­tum handelt. Die Umfra­ge ergab auch, dass 16,7 Prozent der Teilneh­men­den seit 56 Jahren bis 65 Jahren in Fried­richs­ha­fen leben. Die durch­schnitt­li­che Wohndau­er liegt bei 54 Jahren. 

Der Großteil der Befrag­ten (30,9 Prozent) lebt in der Stadt­mit­te, gefolgt vom Stadt­teil Fisch­bach mit Manzell und Spalten­stein (15,4 Prozent), der Ortschaft Ailin­gen (14,8 Prozent) und Fried­richs­ha­fen-Nord (12,6 Prozent). 

Über die Hälfte der befrag­ten Senio­rin­nen und Senio­ren (54,9 Prozent) wohnen derzeit in einer Wohnung oder in einem Haus, das nicht barrie­re­frei ist. 49,2 Prozent der Befrag­ten gaben an, dass sie an einem Zuschuss der Stadt inter­es­siert sind, um die Wohnung oder das Haus barrie­re­frei zu machen. 42,6 Prozent haben kein Inter­es­se an bezuschuss­ten Umbauten. 

250 Teilneh­men­de gaben an, dass eine Alter­na­ti­ve zur jetzi­gen Wohnform, das Wohnen mit Service wäre. Alters­durch­misch­te Wohnla­gen wären für 199 der Teilneh­men­den eine alter­na­ti­ve Wohnform. 123 Teilneh­men­de wünsch­ten sich eine 24-Stunden-Hilfe im eigenen Haushalt. Für 79 der Befrag­ten ist denkbar, in einer Wohnge­mein­schaft zu wohnen. Und 43 Teilneh­men­de können sich vorstel­len, zu den Kindern oder jünge­ren Famili­en­mit­glie­dern zu ziehen. 

Beson­ders wichtig war den Befrag­ten die Infra­struk­tur. Mit deutli­chem Abstand werden Einkauf­mög­lich­kei­ten am häufigs­ten als beson­ders wichti­ge Infra­struk­tur am Wohnort genannt (483 Perso­nen). Ärzte und Apothe­ken (418 Senio­rin­nen und Senio­ren) sowie Angebo­te des öffent­li­chen Perso­nen­nah­ver­kehrs (ÖPNV) (395 Perso­nen) folgen als zweit- und dritt­häu­figs­te Antwor­ten. Die Erreich­bar­keit von Bewegungs­an­ge­bo­ten wie Senio­ren­sport, Schwimm­bad und Park ist 260 Perso­nen wichtig. 257 Befrag­te sprachen sich dafür aus, dass die Erreich­bar­keit von kultu­rel­len Angebo­ten wie Kino, Konzert, Theater oder Volks­hoch­schu­le von Bedeu­tung sind. 

Auch bei den gewünsch­ten Unter­stüt­zun­gen bezogen auf das Wohnen wie etwa im Haushalt, im Garten und im Wohnall­tag allge­mein, gibt es einen klaren Favori­ten mit deutli­chem Abstand in der Häufig­keit der Nennung: 247 Perso­nen gaben an, gerne Hilfe bei Hausar­bei­ten in Anspruch zu nehmen. Am zweit­häu­figs­ten wird ein Fahrdienst genannt (189 Perso­nen). Mit gerin­gem Abstand sind ein Liefer­ser­vice im Einzel­han­del (157 Perso­nen), Hilfe im Garten (151 Perso­nen), ein Repara­tur­dienst (143 Perso­nen) und Schnee schip­pen (131 Perso­nen) noch vergleichs­wei­se inter­es­san­te Unter­stüt­zungs­an­ge­bo­te für die Befragten. 

Grund­sätz­lich wollen die Senio­rin­nen und Senio­ren nicht nur Unter­stüt­zungs­an­ge­bo­te nutzen. Sie gaben auch an, eigene Unter­stüt­zun­gen für die Nachbar­schaft zu überneh­men. Sie würden sich gerne einbrin­gen durch Gesprä­che (200 Perso­nen), Besuchs­diens­te (161 Perso­nen), Fahrdiens­te (147 Perso­nen) sowie die Beglei­tung zu Veran­stal­tun­gen (117 Perso­nen). Die Hilfe bei Hausar­bei­ten wurde 104 Mal genannt. Es folgen: Liefer­ser­vice Einzel­han­del (97 Nennun­gen), Repara­tur­dienst (59 Nennun­gen), Hilfe bei der Garten­pfle­ge und Schnee schip­pen (je 52 Nennun­gen). Keine eigenen Unter­stüt­zun­gen für die Nachbar­schaft wollen 74 Perso­nen einbringen.

Passend zur Vorstel­lung des Ergeb­nis­ses sprach Michae­la Groß, Physio­the­ra­peu­tin und Gesund­heits­wis­sen­schaft­le­rin, zum Thema „Mein Zuhau­se in allen Lebens­la­gen: Vordenken.Mitdenken.Umdenken“. Groß erläu­ter­te, was es heißt Vorden­ken, Mitden­ken und Umden­ken: „Wir alle können das Älter­wer­den nicht aufhal­ten. Wir können aber durch unser eigenes Dazutun den Alterungs­pro­zess verlang­sa­men. Dazu gehören gesun­de Lebens­füh­rung und regel­mä­ßi­ge Bewegung. Denn sie erhöhen die Wahrschein­lich­keit, körper­lich und geistig fit und somit selbstän­dig zu bleiben“. Es heiße nicht umsonst „Wer rastet der rostet!“ Oft, so Groß, könnten kleine Verän­de­run­gen im häusli­chen Umfeld viel bewegen. Dazu zählen kleine Hilfen wie Handläu­fe an Treppen, um Stürze zu vermei­den. Als Fazit nannte Groß: „Man kann jeder­zeit etwas tun, um die Wahrschein­lich­keit zu erhöhen, in allen Lebens­la­gen zuhau­se leben zu können. Fangen Sie noch heute damit an“.
Musika­lisch umrahmt wurde der Nachmit­tag vom Popchor 60plusminus der Musik­schu­le Fried­richs­ha­fen. Der Popchor singt Popmu­sik aus den 20er Jahren bis zu aktuel­len Songs. Er probt immer donners­tags ab 19 Uhr in der Musik­schu­le Fried­richs­ha­fen. Wer Lust hat, mitzu­sin­gen, ist jeder­zeit herzlich willkom­men. Am 6. Juli, 20 Uhr laden die Sänge­rin­nen und Sänger in den großen Saal der Musik­schu­le Fried­richs­ha­fen zum Konzert ein. Der Eintritt ist frei.