RAVENSBURG – Bereits seit 1996 gibt es in der Ravens­bur­ger Innen­stadt einen sogenann­ten „Kontakt­la­den“ für die Unter­stüt­zung von drogen­ab­hän­gi­gen Menschen. Derzeit wird eine neue Konzep­ti­on erarbei­tet, welche den Bedürf­nis­sen der Besuche­rin­nen und Besucher gerecht werden und die Verän­de­run­gen in der Drogen­sze­ne berück­sich­ti­gen soll.

Die Träger­schaft für den „Kontakt­la­den“ für drogen­ab­hän­gi­ge Menschen in Ravens­burg liegt seit 2018 beim ZfP Südwürt­tem­berg. Nach Ablauf einer fünfjäh­ri­gen Projekt­pha­se wurde vom Sozial­aus­schuss des Landkrei­ses die Weiter­fi­nan­zie­rung dieses Angebots zunächst übergangs­wei­se für ein Jahr bewil­ligt. Wie es anschlie­ßend weiter­geht, ist vor dem Hinter­grund eines durch die Corona-Pande­mie verur­sach­ten Rückgangs der Besuchs­zah­len und knapper werden­der öffent­li­cher Gelder ungewiss. 

„Durch Ausgangs­sper­ren und Kontakt­ver­bo­te fanden während der Pande­mie weniger drogen­ab­hän­gi­ge Menschen den Weg zu uns“, berich­tet Street­wor­ke­rin Jessi­ca Burk. Und Dr. Markus Leibf­arth ergänzt: „Die Besuchs­zah­len sind inzwi­schen jedoch wieder steigend, teilwei­se liegen sie schon über dem Niveau von vor Corona.“ Der ärztli­che Leiter des Fachbe­reichs Drogen des ZfP Südwürt­tem­berg plädiert deshalb klar für einen Fortbe­stand dieses nieder­schwel­li­gen Angebots. Das Konzept werde nun entspre­chend angepasst und erweitert.

Der „Kontakt­la­den“ unter­stützt Menschen, die oftmals schwer abhän­gig sind, sehr nieder­schwel­lig mit dem Ziel, zumin­dest das Überle­ben zu sichern, und ist für Betrof­fe­ne ein wichti­ges Binde­glied zwischen Drogen­sze­ne und Norma­li­tät. Für wenig Geld gibt es hier eine warme Mahlzeit oder eine Dusche, die Kleidung kann gewaschen werden und auch ein Sprit­zen­tausch ist möglich. Darüber hinaus erhal­ten sie Beratung und Unter­stüt­zung bei der Inanspruch­nah­me von Hilfen, beispiels­wei­se wenn es um eine medizi­ni­sche Behand­lung geht, um Sucht­be­ra­tung oder Therapiemöglichkeiten. 

„In den vergan­ge­nen Monaten zeigte sich eine Zunah­me des Unter­stüt­zungs­be­darfs insbe­son­de­re von jungen Erwach­se­nen mit Misch­kon­sum diver­ser Sucht­mit­tel, die unter vielfäl­ti­gen gesund­heit­li­chen, psychi­schen und sozia­len Proble­men leiden“, erläu­tert Leibf­arth weiter. Hinzu komme die Gefahr von Wohnungs­lo­sig­keit. Das Angebot des „Kontakt­la­dens“ stelle hierbei eine erste, sehr nieder­schwel­li­ge Möglich­keit der Ausein­an­der­set­zung mit den Proble­men dar und könne somit der entschei­den­de Impuls für Verän­de­rung bis hin zum Ausstieg sein.

Die Zahl der Drogenkonsument:innen steigt deutsch­land­weit, somit sei von einem weite­ren Bedarf an entspre­chen­den Hilfen auszu­ge­hen. Leibf­arth: „Aus sucht­the­ra­peu­ti­scher Sicht ist die Notwen­dig­keit für eine weite­re Finan­zie­rungs­pe­ri­ode durch den Sozial­aus­schuss auf jeden Fall gegeben.“

Im Team des „Kontakt­la­dens“ ist neben Street­wor­ke­rin Burk seit 2018 auch Sozial­ar­bei­ter Tobias Herten­stein dabei, vor kurzem kam Matthis Rehbock als weite­rer Sozial­ar­bei­ter hinzu. Neu etabliert wurden zwischen­zeit­lich eine verläss­li­che offene Sprech­stun­de sowie regel­mä­ßi­ge aufsu­chen­de Arbeit in der Szene. Auch wird die Zusam­men­ar­beit mit den anderen Akteu­ren des Sucht­hil­fe­sys­tems wie dem Württem­ber­ger Hof, der Sucht­be­ra­tungs­stel­le sowie der Schwer­punkt­pra­xis weiter inten­si­viert. Im Rahmen des Contai­ner-Festi­vals „Politik und Kultur“ (PUK) gab es im Sommer einen Tag der offenen Tür sowie diver­se Aktionen.

Das Angebot des „Kontakt­la­dens“ in der Rosma­rin­stra­ße 7 kann ganz unver­bind­lich und ohne Anmel­dung wahrge­nom­men werden. Geöff­net hat er montags, diens­tags, donners­tags und freitags von 13 bis 17 Uhr.