MÜNCHEN (dpa) — Immer wieder hat Minis­ter­prä­si­dent Markus Söder zuletzt einen stren­ge­ren Kurs im Kampf gegen das Virus angedeu­tet. Nun könnte es ganz schnell gehen.

Wegen der sich verschär­fen­den Corona-Lage in Bayern hat Minis­ter­prä­si­dent Markus Söder (CSU) für diesen Sonntag sein Kabinett zu einer Sonder­sit­zung zusam­men­ge­ru­fen. Um 12.00 Uhr will der Minis­ter­rat nach Angaben der Staats­kanz­lei per Video­schal­te über «weite­re Maßnah­men» beraten. Konkret dürfte das weite­re Verschär­fun­gen des Kurses im Kampf gegen die Pande­mie bedeuten.

Söder hatte bereits in den vergan­ge­nen Tagen immer wieder anklin­gen lassen, dass er aufgrund der weite­re steigen­den Zahl an Neuin­fek­tio­nen einen härte­ren Kurs für notwen­dig erach­tet. So sagte er etwa am Donners­tag bei einem Besuch im Corona-Hotspot Passau, dass die in dieser Woche von Bund und Ländern beschlos­se­ne Verlän­ge­rung des Teil-Lockdowns nicht ausrei­che, um die Zahl der Neuin­fek­tio­nen nachhal­tig zu senken. Zwar sei das exponen­ti­el­le Wachs­tum, das noch im Oktober vorhan­den war, inzwi­schen gestoppt, die Zahlen würden aber dennoch weiter steigen. Sorge berei­tet der Staats­re­gie­rung auch das unkon­trol­lier­te Ausbruchs­ge­sche­hen in Hotspots wie der Region Passau und Nürnberg.

Söder sprach in dem Zusam­men­hang von «Verbes­se­run­gen» und äußer­te etwa öffent­lich Zweifel daran, dass die bislang für die Zeit zwischen Weihnach­ten und Neujahr geplan­ten Locke­run­gen der Kontakt­auf­la­gen in der aktuel­len Infek­ti­ons­la­ge noch gerecht­fer­tigt seien. «Wenn die Zahlen so bleiben, wird es auch klar sein, dass beispiels­wei­se an Silves­ter die Zahl der Kontak­te auch reduziert werden muss», sagte Söder am Donners­tag. Dem Verneh­men nach soll aber weiter an den Locke­run­gen über die Weihnachts­ta­ge festge­hal­ten werden.

Bund und Länder hatten am Mittwoch eine Verlän­ge­rung des gelten­den Teil-Lockdowns bis zum 10. Januar beschlos­sen. Für die Zeit vom 23. Dezem­ber bis «längs­tens» 1. Januar war bisher vorge­se­hen, Treffen «im engsten Famili­en- und Freun­des­kreis» bis maximal zehn Perso­nen zu erlau­ben, wobei Kinder bis 14 Jahre von der Zählung ausge­nom­men bleiben sollten. Auf Silves­ter­feu­er­werk soll verzich­tet werden, und «auf beleb­ten Plätzen und Straßen wird die Verwen­dung von Pyrotech­nik untersagt».

An welchen Stellen Bayern seinen Kurs verschär­fen will, ist offen. Denkbar sind härte­re Schrit­te etwa im Bereich der Schulen und im Handel, aber auch größe­re Ausgangs­be­schrän­kun­gen. Wer Söder in den vergan­ge­nen Tagen zugehört hat, der fand viele Andeu­tun­gen, die darauf hindeu­ten, dass er — anders als sein Koali­ti­ons­part­ner Freie Wähler — deutlich stren­ge­re Regeln präfe­riert. Das Land könne «nicht ewig in den Halbschlaf» versetzt werden, sagte er.

Wegen anhal­tend hoher Corona-Infek­ti­ons­zah­len hatten die Stadt Passau und der Landkreis Regen in Nieder­bay­ern am Freitag die dort gelten­den Ausgangs­be­schrän­kun­gen verlän­gert. Auch in Nürnberg gelten für die Menschen strik­te Vorga­ben etwa für das Verlas­sen ihrer Wohnungen.

Landes­weit regis­trier­te das Landes­amt für Gesund­heit und Lebens­mit­tel­si­cher­heit am Freitag (Stand 08.00 Uhr) 4402 neue Infek­tio­nen, seit Ausbruch der Pande­mie haben sich damit nachweis­lich mehr als 223 000 Menschen im Freistaat mit dem Virus angesteckt. Die Zahl der Todes­fäl­le liegt bei 4176, 159 790 gelten als genesen. In weiten Teilen des Landes sind die Behör­den nicht mehr in der Lage, die Infek­ti­ons­ket­ten nachzuverfolgen.