Donau­eschin­gen/Ei­sen­bach/­Tros­sin­gen/­Vil­lin­gen-Schwen­nin­gen — Nach Abschluss der Verhand­lun­gen zwischen Unter­neh­mens­lei­tung und Arbeit­neh­mer­ver­tre­tern steht fest: Um notwen­di­ge Kosten­an­pas­sun­gen zu erzie­len, kommt das Unter­neh­men um einen betriebs­be­ding­ten Stellen­ab­bau zwar nicht herum, er fällt aber deutlich niedri­ger aus als ursprüng­lich prognostiziert

Um seine Kosten­struk­tur an die aktuel­le Markt­si­tua­ti­on anzupas­sen und die Wettbe­werbs­fä­hig­keit des Unter­neh­mens sicher­zu­stel­len, hatte der Zahnrad- und Getrie­be­spe­zia­list IMS Gear im Mai einen betriebs­be­ding­ten Abbau von bis zu 350 Arbeits­plät­zen an seinen deutschen Stand­or­ten angekün­digt. Unter­neh­mens­lei­tung und Arbeit­neh­mer­ver­tre­ter sind im Juni in Verhand­lun­gen einge­stie­gen. Diese Gesprä­che sind jetzt abgeschlos­sen, die Ergeb­nis­se in verbind­li­che Verein­ba­run­gen gegos­sen. Wie das Manage­ment, der Betriebs­rat und die Indus­trie­ge­werk­schaft Metall (IG Metall) jetzt gemein­sam mitteil­ten, fällt der betriebs­be­ding­te Arbeits­platz­ab­bau mit 144 Stellen deutlich gerin­ger aus als prognos­ti­ziert. Mit Blick auf die Sozial­ver­träg­lich­keit setzt das Unter­neh­men zudem auf die einver­nehm­li­che Beendi­gung von Arbeits­ver­hält­nis­sen in Kombi­na­ti­on mit angemes­se­nen Abfin­dungs­re­ge­lun­gen und bietet allen vom Stellen­ab­bau betrof­fe­nen Mitar­bei­te­rin­nen und Mitar­bei­tern den Übergang in eine Trans­fer­ge­sell­schaft an.

„Das Ziel unserer Verhand­lun­gen war es, unsere Kosten­struk­tur an die geänder­te Markt­si­tua­ti­on anzupas­sen. Es galt, die Perso­nal­kos­ten um 25 Millio­nen Euro zu reduzie­ren, was rein rechne­risch einem Abbau von bis zu 350 Stellen entspro­chen hätte. Dabei mussten wir einer­seits sicher­stel­len, dass die Kernkom­pe­ten­zen von IMS Gear und damit die Wettbe­werbs­fä­hig­keit des Unter­neh­mens – Stich­wor­te: tiefes Entwick­lungs-Know-how, eine große Ferti­gungs­tie­fe, Prozess­kom­pe­tenz und Inter­na­tio­na­li­sie­rung – erhal­ten bleiben. Anderer­seits sollte der unver­meid­li­che Stellen­ab­bau möglichst sozial­ver­träg­lich ausfal­len“, erklärt IMS Gear-Vorstand Wolfgang Weber. Dieser Inter­es­sen­aus­gleich sei, so Weber weiter, mit den zwischen Unter­neh­mens­lei­tung und Arbeit­neh­mer­ver­tre­tung getrof­fe­nen Verein­ba­run­gen gewährleistet.

Das bestä­tigt der IMS Gear-Betriebs­rats­vor­sit­zen­de Wolfgang Harter: „IMS Gear bewegt sich derzeit in einem schwie­ri­gen konjunk­tu­rel­len Fahrwas­ser und muss wieder stabil auf Kurs gebracht werden. Dennoch war es unsere feste Absicht, möglichst viele Arbeits­plät­ze zu sichern, den Stellen­ab­bau auf ein absolut erfor­der­li­ches Minimum zu reduzie­ren und sozia­le Härten weitest­ge­hend auszu­schlie­ßen. Das ist uns, denke ich, gelungen.“

Ähnlich beurteilt auch IG Metall-Gewerk­schafts­se­kre­tär Franz Ritter das Verhand­lungs­er­geb­nis: „Aus Gewerk­schafts­sicht fällt es natür­lich immer schwer, einen Stellen­ab­bau mitzu­tra­gen. Das Unter­neh­men befin­det sich aber zweifel­los in einer schwie­ri­gen wirtschaft­li­chen Situa­ti­on. Insofern haben wir mit den jetzt getrof­fe­nen Verein­ba­run­gen das Maximum im Sinne der Mitar­bei­te­rin­nen und Mitar­bei­ter heraus­ge­holt.“ Die IG Metall habe, so Ritter weiter, bei den Gesprä­chen insbe­son­de­re darauf gedrun­gen, eine Trans­fer­ge­sell­schaft ins Leben zu rufen, um vom Stellen­ab­bau bei IMS Gear betrof­fe­ne Mitar­bei­te­rin­nen und Mitar­bei­tern möglichst schnell, zielge­rich­tet und nachhal­tig in neue Arbeits­plät­ze vermit­teln zu können.

Weber, Harter und Ritter ließen durch­bli­cken, dass bei den Verhand­lun­gen phasen­wei­se sehr hart und kontro­vers disku­tiert wurde, die Gesprä­che aber von vornher­ein in konstruk­ti­ven, sachlich gepräg­ten Bahnen verlau­fen und von gegen­sei­ti­ger Wertschät­zung geprägt gewesen seien.

„Wir legen großen Wert darauf, die vom Stellen­ab­bau betrof­fe­nen Mitar­bei­te­rin­nen und Mitar­bei­tern im persön­li­chen Gespräch zu infor­mie­ren und mit den Optio­nen, die ihnen jetzt offen­ste­hen, vertraut zu machen“, betonen die beiden IMS Gear-Perso­nal­lei­ter Benedikt Lenhart und Kristin Schäkel. Diese Gesprä­che sollen bis Ende Septem­ber abgeschlos­sen sein. „Wir haben“, so Lenhart und Schäkel weiter, „gemein­sam mit dem Betriebs­rat alles daran­ge­setzt, bei der unver­meid­li­chen Reduzie­rung der Arbeits­plät­ze die Größen­ord­nung des betriebs­be­ding­ten Stellen­ab­baus zu minimie­ren.“ Tatsäch­lich werde die Mitar­bei­ter­zahl an den deutschen Stand­or­ten von rund 2.000 im Mai dieses Jahres auf künftig rund 1.700 sinken.

Hinter­grund

Die seit mittler­wei­le gut zwei Jahren anhal­ten­de konjunk­tu­rel­le Abküh­lung in der Automo­ti­ve-Branche hat sich auch bei IMS Gear nieder­ge­schla­gen: „Wir mussten im Jahr 2019 einen Umsatz­ein­bruch von 80 Millio­nen Euro verkraf­ten, unser Budget hat sich von ursprüng­lich geplan­ten 580 Millio­nen Euro auf 500 Millio­nen Euro reduziert. Diese Belas­tung konnten wir mit einem Kosten­pro­gramm jedoch teilwei­se kompen­sie­ren. Was die Umsatz­ent­wick­lung für das Jahr 2020 anbelangt, sind wir zunächst vorsich­tig optimis­tisch von einer im Vergleich zum Vorjahr leich­ten Steige­rung von 500 Millio­nen auf rund 520 Millio­nen Euro ausge­gan­gen. Dann hat uns die Corona-Pande­mie mit voller Wucht getrof­fen, weshalb wir für das laufen­de Jahr nicht mit einem leich­ten Wachs­tum rechnen können, sondern müssen einen erneu­ten Umsatz­ein­bruch mit einem Volumen von zirka 90 Millio­nen Euro verkraf­ten müssen. Unser Jahres­um­satz wird sich in einer Größen­ord­nung von höchs­tens 430 Millio­nen Euro bewegen und wir werden einen hohen Jahres­ver­lust verzeich­nen“, erklärt IMS Gear-Vorstand Dieter Lebzel­ter. „Um IMS Gear auch weiter­hin auf einer gesicher­ten finan­zi­el­len Basis und dauer­haft wettbe­werbs­fä­hig zu halten, müssen wir unser Unter­neh­men wieder in eine Struk­tur überfüh­ren, die dieser Umsatz­ent­wick­lung entspricht und Kosten­ein­spa­run­gen in einer Größen­ord­nung von mindes­tens 35 Millio­nen Euro erzie­len. Davon entfal­len rund 25 Millio­nen Euro auf Perso­nal­kos­ten­an­pas­sun­gen in Deutsch­land“, so Lebzel­ter weiter.

Mit den jetzt erfolg­ten harten Einschnit­ten habe das Unter­neh­men die Weichen dafür gestellt, in den Jahren ab 2021 wieder einen – wenn auch zunächst modera­ten – Wachs­tums­kurs einzu­schla­gen, blickt IMS Gear-Vorstand Bernd Schil­ling in die nähere Zukunft.