BIBERACH — Die Corona-Pandemie ist dafür verantwortlich, dass die ursprünglich für Juni vorgesehene 23. Hauptversammlung der Öchsle Bahn AG am 12. Oktober als virtuelle Hauptversammlung abgehalten wurde. Dazu hatten sich 101 Aktionäre angemeldet, teilte der Stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Bürgermeister Andreas Denzel mit, der auch die Versammlung leitete.
„Für die Durchführung gelten die selben Regeln wie für einen börsennotierten Großkonzern“, erläuterte Vorstand Michael Schieble das Verfahren. „Die elektronische Form hat aber zumindest den Vorteil, dass Aktionäre teilnehmen können, für die eine Versammlung vor Ort zu beschwerlich wäre.“
Seit der letzten Hauptversammlung im Juni 2019 wurde bei der Öchsle Bahn AG viel gearbeitet und bewegt. Die turnusmäßige Prüfung der Landeseisenbahnaufsicht im März 2020 bescheinigte der Schienenstrecke einen guten Zustand, so dass die Freigabe pünktlich zum Saisonstart erfolgte. „In absehbarer Zeit stehen keine größeren Sanierungsmaßnahmen an, sondern lediglich normale Unterhaltungsmaßnahmen“, berichtete Michael Schieble und lud sogleich zu den Aktionärstagen am 7. und 14. November ein.
Der geplante Bau der Wagenhalle in Warthausen komme nun voran. Aufwändige Abstimmungen mit den Trägern öffentlicher Belange bis zur Umsiedlung von Eidechsen auf dem Bahnhofsgelände, für die ein Reservoir geschaffen werden musste, verzögerten den Baubeginn immer wieder. Doch im Winterhalbjahr solle es endlich losgehen. Zunächst werde die Fahrzeughalle erstellt. Die Sanitäranlage folge später.
Wirtschaftlich stehe die Bahn AG gut da und sie sei auch für die Zukunft gut gerüstet. Wie schon das Vorjahr war 2019 aus finanzieller Sicht ein unauffälliges Jahr mit einem in etwa ausgeglichenen Ergebnis, einer roten Null, informierte Schieble weiter. Anstatt der Dividende, die es bei der gemeinnützigen Aktiengesellschaft nicht gibt, schlug der Vorstand vor, den Aktionären die Öchsle-Fahrt wieder mit 1,50 Euro zu rabattieren. Darüber wurde im Vorfeld schriftlich ab- und zugestimmt. Am Briefwahlverfahren nahmen 242 Aktionäre teil. Auch die Entlastung von Aufsichtsrat und Vorstand erfolgte elektronisch und schriftlich. Widersprüche gab es keine.
Die Zahl der Fahrgäste konnte erneut gesteigert werden, berichtete Andreas Albinger, Geschäftsführer der Öchsle Bahnbetriebsgesellschaft. Rund 48.000 Fahrgäste seien 2019 unfallfrei unterwegs gewesen. Mit 15.000 Followern auf Facebook sei eine gute Werbequelle erschlossen worden, die zu regelmäßigen Rückmeldungen von Fahrgästen führen.
Mit dem Verlauf der Saison 2020 sind die Verantwortlichen in Anbetracht der widrigen Umstände relativ zufrieden. So durften die Züge erst ab dem 5. Juli fahren. Es wurde ein Hygienekonzept erstellt, die Fahrtage aufgrund ausbleibender Bustouristen reduziert und alle Sonderveranstaltungen abgesagt. Doch trotz Maskenplicht waren die angebotenen Fahrten gut besucht. An manchen Betriebstagen hatte das Öchsle beinahe 1000 Fahrgäste.
Die Öchsle Bahn AG ist das Infrastrukturunternehmen des Öchsle. Ausschüttungen darf die 1995 gegründete Aktiengesellschaft aufgrund ihres gemeinnützigen Status nicht vornehmen. Sie hat 2202 Aktionäre aus 15 Ländern. Neben diesen sind der Landkreis mit 34,75 Prozent und die Kreissparkasse Biberach mit 25 Prozent Hauptaktionäre. Die übrigen Anteile gehören den Anliegergemeinden Ochsenhausen, Maselheim und Warthausen.