BERLIN (dpa/lsw) — Über ganz Deutsch­land verteilt stehen 1900 Behäl­ter mit Atommüll. Irgend­wo müssten sie langfris­tig gelagert werden, aber niemand will sie haben. Ein Bericht zeigt nun, welche Gegen­den geolo­gisch — ganz grund­sätz­lich — in Frage kämen. Wirklich klar wird dadurch wenig.

Aus dem Bericht der Bundes­ge­sell­schaft für Endla­ge­rung (BGE) geht hervor, dass auch Teile der Kreise Konstanz und Biber­ach als poten­zi­el­le Atommüll-Endla­ger infra­ge kommen. Danach gibt es rund um Hilzin­gen im Kreis Konstanz und zwischen Bad Schus­sen­ried, Biber­ach und Laupheim geeig­ne­te Ton- oder Kristal­lin­ge­steins-Schich­ten, in denen hochra­dio­ak­ti­ver Müll gelagert werden könnte.

Bei der Suche nach einem Atommüll-Endla­ger in Deutsch­land schließt eine erste Auswahl auch weite Gebie­te Baden-Württem­bergs als mögli­chen Stand­ort nicht aus. Sogenann­te Teilge­bie­te liegen auch etwa in Bayern und Nieder­sach­sen, ebenso in den ostdeut­schen Ländern. Insge­samt haben 90 Regio­nen in Deutsch­land nach Erkennt­nis­sen der Bundes­ge­sell­schaft für Endla­ge­rung (BGE) günsti­ge geolo­gi­sche Voraus­set­zun­gen für ein Atommüll-Endlager.

Der Südwes­ten kommt demnach unter anderem bei Tonge­stein an der baden-württem­ber­gisch-bayeri­schen Grenze infra­ge. Ein weite­res sehr großes sogenann­tes Teilge­biet erstreckt sich von Baden-Württem­berg und Bayern über Thürin­gen, Sachsen-Anhalt, das südli­che Branden­burg und Sachsen im Nordos­ten von Deutsch­land. Ebenfalls möglich wäre ein Stand­ort im Schwarz­wald als Teil einer Region, die sich Richtung Osten über Bayern bis an die tsche­chi­sche Grenze zieht. Konkre­te Regio­nen werden in dem Bericht nicht genannt.

Berück­sich­tigt man die Überla­ge­rung einiger Gebie­te, ist laut Bericht in Deutsch­land ein Anteil von 54 Prozent der Landes­flä­che als Teilge­biet ausge­wie­sen. Eine Vorfest­le­gung auf einen Stand­ort ist damit aber noch nicht verbun­den. In den kommen­den Monaten und Jahren werden die mögli­chen Stand­or­te nach und nach weiter einge­grenzt, indem weite­re Krite­ri­en — etwa die Bevöl­ke­rungs­dich­te — berück­sich­tigt werden.

Dennoch dürfte die Debat­te über die Endla­ge­rung von hoch radio­ak­ti­vem Atommüll damit in Fahrt kommen — vor allem in den Gebie­ten, die nun näher unter die Lupe genom­men werden sollen. «Mir ist auch klar, dass es da heute einiges an Unruhe geben wird», sagte der baden-württem­ber­gi­sche Umwelt­mi­nis­ter Franz Unter­stel­ler (Bündnis90/Grüne) dem Südwestrundfunk.

Das Endla­ger soll unter­ir­disch in Salz, Ton oder Kristal­lin, also vor allem Granit, entste­hen. 2031 soll der Stand­ort gefun­den sein, ab 2050 sollen Behäl­ter mit strah­len­dem Abfall unter­ir­disch einge­la­gert werden. Die bundes­wei­te Endla­ger­er­kun­dung war angesichts des jahrzehn­te­lan­gen hartnä­cki­gen Wider­stands gegen den Ende der 1970er Jahre ins Auge gefass­ten Stand­ort im nieder­säch­si­schen Gorle­ben gestar­tet worden.

Der BGE-Bericht listet erst einmal alle Regio­nen in Deutsch­land auf, «die günsti­ge geolo­gi­sche Voraus­set­zun­gen für die siche­re Endla­ge­rung radio­ak­ti­ver Abfäl­le erwar­ten lassen», so schreibt es das entspre­chen­de Gesetz vor. Deswe­gen sind es noch ziemlich viele und teils auch recht große Gebie­te. In den kommen­den Jahren werden aus den Teilge­bie­ten sogenann­te Stand­ort­re­gio­nen ausge­wählt, die übertä­gig genau­er erkun­det werden. Einige davon werden dann auch unter­tä­gig erforscht.

Die FDP kriti­siert das bishe­ri­ge Verfah­ren als intrans­pa­rent. «Das ist eine Überra­schungs­tü­te», sagte der baden-württem­ber­gi­sche Frakti­ons­chef Hans-Ulrich Rülke der Deutschen Presse-Agentur. «Durch die mangeln­de Trans­pa­renz verspielt die Bundes­ge­sell­schaft für Endla­ge­rung die Chance, dass eine solche Suche und ihr Ergeb­nis auch akzep­tiert werden.» Ein Endla­ger könne aber nur durch­ge­setzt werden, wenn in dem Bundes­land und auch in der Region, in der es gebaut werden solle, die Akzep­tanz und das Vertrau­en der Bevöl­ke­rung vorhan­den seien.