MANNHEIM (dpa/lsw) — Seit 1972 war das Mannhei­mer Rathaus ununter­bro­chen in SPD-Hand. Damit ist nun Schluss: Der CDU-Kandi­dat konnte sich am Sonntag in einem knappen Rennen durch­set­zen. Nicht der einzi­ge Sieg der Christ­de­mo­kra­ten an diesem Abend im Südwesten.

Die Südwest-CDU frohlockt: Bei allen drei Oberbür­ger­meis­ter­wah­len in Baden-Württem­berg am Sonntag haben ihre Kandi­da­ten gewon­nen. Am meisten dürften sich die Christ­de­mo­kra­ten über den Sieg in Mannheim freuen, wo sie nun nach mehr als 50 Jahren die SPD aus dem Chefses­sel im Rathaus verdrän­gen. Ein Pauken­schlag für die Sozial­de­mo­kra­ten in der zweit­größ­ten Stadt des Landes.

«Das ist ein histo­ri­scher Tag — für Mannheim und für die CDU», erklär­te Landes­chef Thomas Strobl daher auch ruckzuck, als die Stimmen am Abend ausge­zählt waren. «Der heuti­ge Abend zeigt auch einmal mehr: Die CDU kann Großstadt! Wir sind die Kommunalpartei.»

Weiter jubel­te Strobl: «Nach Stutt­gart konnten wir auch Mannheim mit einem klasse Kandi­da­ten erobern — und das ist histo­risch: Die CDU stellt in der größten und der zweit­größ­ten Stadt des Landes den OB!» In der Landes­haupt­stadt hatte Frank Nopper 2020 die Wahl gewon­nen. Er wurde Nachfol­ger des nicht mehr angetre­te­nen Fritz Kuhn (Grüne).

In Mannheim erhielt der Erste Bürger­meis­ter Chris­ti­an Specht am Sonntag­abend 49,9 Prozent der Stimmen. SPD-Kandi­dat Thors­ten Riehle lande­te mit 48,7 Prozent knapp dahin­ter. Der Abstand beträgt laut vorläu­fi­gem amtli­chen Endergeb­nis gerade einmal 860 Stimmen.

Specht zeigte sich glück­lich, «dass unser Angebot der Politik der Mitte zu einem Wechsel hier in Mannheim nach vielen Jahrzehn­ten führt». Es gehe darum, dass mal jemand aus einer anderen politi­schen Ecke die Stadt führe und andere Akzen­te etwa bei der Kinder­be­treu­ung und der ökolo­gi­schen Trans­for­ma­ti­on setzen könne. Specht dankte auch der Mannhei­mer Liste und der FDP, die ihn unter­stützt hatten.

Die SPD wird nun analy­sie­ren müssen, woran es lag. Gemein­hin gelten Oberbür­ger­meis­ter­wah­len als Perso­nen­wah­len. Aber womög­lich spiel­te auch die steigen­de Unzufrie­den­heit in der Bevöl­ke­rung mit der Politik der SPD-geführ­ten Bundes­re­gie­rung eine Rolle.

Immer­hin: Im Vergleich zum ersten Wahlgang Mitte Juni konnte Riehle deutlich zulegen und den damali­gen Abstand von rund 15 Prozent­punk­ten auf nunmehr gut einen Prozent­punkt einschmel­zen. Aller­dings waren Grüne und Links­par­tei jetzt nicht mehr mit eigenen Leuten angetre­ten und hatten für Riehle bezie­hungs­wei­se gegen Specht geworben.

Der nach 16 Jahren schei­den­de Amtsin­ha­ber Peter Kurz (SPD) sprach zwar angesichts des knappen Ergeb­nis­ses von einem erhobe­nen Haupt, unter Strich stehe aber die Nieder­la­ge. «Das ist natür­lich für die Sozial­de­mo­kra­ten sehr bitter.» SPD-Kandi­dat Riehle wieder­um gratu­lier­te Specht mit den Worten: «Machen Sie etwas daraus.»

Der Wahlsie­ger will jetzt eine Mehrheit finden, «die bereit ist, an den Zukunfts­the­men dieser Stadt zu arbei­ten». Er reprä­sen­tie­re als Oberbür­ger­meis­ter auch all jene, die ihn nicht gewählt hätten.

Ferner wählten die Menschen in Kornwest­heim (Landkreis Ludwigs­burg) am Sonntag CDU-Politi­ker Nico Lauxmann zum neuen Oberbür­ger­meis­ter. Er setzte sich im zweiten Wahlgang klar mit 63,4 Prozent der abgege­be­nen Stimmen durch. In Filder­stadt (Landkreis Esslin­gen) wieder­um wurde Chris­toph Traub (CDU) mit 70,5 Prozent der Stimmen für weite­re acht Jahre als Oberbür­ger­meis­ter im Amt bestätigt.