BIBERACH – Oberbür­ger­meis­ter Norbert Zeidler hat am Montag­abend in der Gemein­de­rats­sit­zung drei Gemein­de­rä­te vorzei­tig verab­schie­det: Herbert Pfender und Johan­nes Walter für die CDU und Peter Grunwald für die Grünen. Das sind bereits die Wechsel Nummer vier, fünf und sechs in der laufen­den Legis­la­tur­pe­ri­ode. Nachge­rückt sind dafür Petra Jung (Grüne), Andre­as Holland und Paul Lahode (beide CDU). 

Gemein­de­rat zu sein erfor­de­re ein hohes Maß an persön­li­chem Einsatz, an Zeit vor allem, auch an Nerven, sagte der OB in seiner Würdi­gung. Das gelte beson­ders in einer Stadt wie Biber­ach, in der die Projekt­schlag­zahl eine enorme Höhe erreicht habe. Den Schritt zu gehen und um Entlas­sung aus dem Gemein­de­rat zu bitten, sei für ihn durch­aus Ausdruck des Wissens um die hohe Bedeu­tung dieses Gremi­ums und seiner Arbeit. 

Herbert Pfender sei ein Gemein­de­rats-Langstre­cken­läu­fer, 22 Jahre habe er dem Gremi­um angehört, sagte Norbert Zeidler. 22 Jahre, die arbeits­tech­nisch von einer hohen Konstanz geprägt gewesen seien, denn Pfender sei über die gesam­te Zeit Mitglied im Bauaus­schuss gewesen und habe dort als „Mann des Verkehrs­flus­ses und der Ampel­schal­tung“ gegol­ten. Der OB erwähn­te Pfenders großes Engage­ment für die Stadt­pfarr­kir­che, er sei Vorstands­mit­glied beim Verein Bauhüt­te Simul­ta­ne­um und städti­scher Vertre­ter im Stiftungs­rat Gemein­schaft­li­che Kirchen­pfle­ge. Bei den St.-Martins-Chorknaben sei er Vorstands­mit­glied im Freun­des- und Förder­ver­ein. Außer­dem engagie­re er sich jeweils als Vorsit­zen­der im Stiftungs­rat der Bischof-Sproll-Schul­stif­tung und des Kurato­ri­ums der Wieland-Stiftung; hier habe er sich immer für Wielands Erbe in Biber­ach einge­setzt. Weiter skizzier­te er seine große Leiden­schaft für Pferde. Beim Schüt­zen­fest ziehe er alljähr­lich den Hospi­tal­wa­gen, außer­dem sei er jedes Jahr in Weingar­ten beim Blutritt anzutref­fen. „Vielleicht kommt Ihre große Ausge­gli­chen­heit, die Sie auszeich­net, auch vom Umgang mit Ihren tief entspann­ten und ausge­gli­che­nen Kutsch­pfer­den.“ Mit Herbert Pfender verlas­se ein Medizi­ner das Gremi­um – aber die CDU habe vorge­sorgt: „Für einen ausschei­den­den Arzt rücken heute gleich zwei nach, nämlich Paul Lahode und Andre­as Holland.“ 

Er wisse, dass der Rallye­sport ihn immer begeis­tert habe und Walter Röhrl bis heute auf ihn eine beson­de­re Faszi­na­ti­on ausübe, bemerk­te der OB zur Verab­schie­dung von Johan­nes Walter. „Ich bin mir sicher: Die vergan­ge­nen zwölf Jahre Engage­ment im Gemein­de­rat waren strecken­wei­se ähnlich aufre­gend, spannend und manch­mal auch nerven­zeh­rend wie eine Rallye­fahrt.“ In Arbeit und Wesen von Johan­nes Walter finde er die drei Grund­pfei­ler der Christ­de­mo­kra­tie wieder: konser­va­tiv, sozial, liberal. Im besten Sinne konser­va­tiv sei sein Werte­ge­rüst, mit dem er alle Aufga­ben anpacke. Themen­fel­der wie Familie, Bildung, Betreu­ung, der Umgang mit älteren Mitbür­ge­rin­nen und Mitbür­gern im sozia­len Bereich: All das sei für ihn immer klar gesetzt. Ebenso die Verpflich­tung, Kultur als Identi­täts­merk­mal auszu­bau­en und weiter­zu­ent­wi­ckeln. In seinem engagier­ten Einsatz für den Hospi­tal, der nach unruhi­gen Jahren mittler­wei­le sehr gut struk­tu­riert und trans­pa­rent aufge­stellt sei, zeige sich sein sozia­les Engage­ment. „Aber auch Ihr immenser persön­li­cher Einsatz für den Ausbau des ÖPNV und möglichst günsti­ge und attrak­ti­ve Angebo­te für alle, auch für die, die vielleicht nicht nur auf der Sonnen­sei­te stehen, fällt für mich unter diese Katego­rie“, so Zeidler. Geisti­ge Weite, ein breites Inter­es­se und Wissen an den Dingen, Gesprä­che über Gott und die Welt, ein gesun­des „leben und leben lassen“ – alles das zeich­ne Johan­nes Walter in seiner Libera­li­tät aus. Neben der Ausübung seines Mandats habe Walter in der CDU auch Verant­wor­tung übernom­men: 2011 zunächst als stell­ver­tre­ten­der Frakti­ons­vor­sit­zen­der und ab 2017 als Vorsit­zen­der. Diese Rolle habe durch­aus mehre­re Dimen­sio­nen: Man sei Reprä­sen­tant der Frakti­on gegen­über der Verwal­tung, müsse in dieser Rolle aus beiden Richtun­gen so manches aushal­ten, man sei häufig genug auch Firewall – aber auch die Seele einer Frakti­on. Langwei­lig werde es Johan­nes Walter auch in Zukunft sicher nicht, bemerk­te der OB abschlie­ßend, er habe weiter­hin Ehren­äm­ter, die ihn forder­ten: die Stiftung Martins-Chorkna­ben und die Bauhüt­te Simultaneum.

Zwei Eigen­schaf­ten seien es, die Peter Grunwald von den Grünen charak­te­ri­sier­ten, sagte der OB bei dessen Würdi­gung. Erstens nehme er ihn als authen­ti­schen Menschen wahr. Er rede nicht nur über die Notwen­dig­keit von fairem Handel, sondern er habe sich dieses Prinzip in seinem eigenen Laden zu eigen gemacht. Und er habe gemein­sam mit seiner Partne­rin einen afgha­ni­schen minder­jäh­ri­gen Flücht­ling bei sich aufge­nom­men und ihm so einen guten Start ermög­licht. Das zweite Stich­wort sei die Fairness. Einer­seits natür­lich, weil Grunwald sich, wie schon gesagt, für den fairen Handel einset­ze. Anderer­seits, weil Zeidler ihn als einen Menschen kennen­ge­lernt habe, dem diese Fairness im Umgang mitein­an­der auch sehr wichtig sei: „Offener Austausch, ein faires Ringen um das besse­re Argument, das Denken auch über einge­spur­te Grenzen und Raster hinweg“, das liege Grunwald am Herzen – „und alles das kam, ich glaube, das ist auch Ihr Eindruck, in den letzten Monaten unserer Arbeit manch­mal etwas kurz. Wir waren, zwangs­läu­fig, schon sehr in unseren Blasen unterwegs.“ 

Oberbür­ger­meis­ter Norbert Zeidler dankte den drei Ausschei­den­den für ihren Einsatz zum Wohl der Stadt Biber­ach und ihrer Bürge­rin­nen und Bürger mit Kultur­gut­schei­nen und Fotobü­chern zu ihrer Amtszeit. Anschlie­ßend verei­dig­te er die neuen Mitglie­der Paul Lahode, Andre­as Holland (beide CDU) und Petra Jung (für die Grünen).