BAD SCHUSSENRIED – Ein Jahr auf einer Stati­on mitar­bei­ten, sich persön­lich weiter­ent­wi­ckeln und neue Erfah­run­gen sammeln – das hat Marle­ne Oser während ihres Freiwil­li­gen Sozia­len Jahres erlebt. Und das FSJ hat sie auch beruf­lich weitergebracht. 

Das Jahr nach dem Abitur sinnvoll als Orien­tie­rung nutzen – das wollte die 19-jähri­ge Marle­ne Oser, die deshalb ein Freiwil­li­ges Sozia­les Jahr (FSJ) im ZfP Südwürt­tem­berg begann. Seit vergan­ge­nem Septem­ber arbei­te­te die junge Frau auf einer Stati­on in der Sucht­ab­tei­lung am ZfP-Stand­ort Bad Schus­sen­ried mit – und sie würde jeder­zeit wieder ein Freiwil­li­gen­jahr machen. „Die Patien­ten sind alle sehr nett und es sind viele lusti­ge und sympa­thi­sche Menschen dabei“, erzählt die FSJ-lerin zufrieden. 

Auf der Stati­on 1031, Sucht und Komor­bi­di­tät, arbei­te­te Marle­ne Oser im Schicht­dienst mit und unter­stütz­te das Stati­ons­per­so­nal. Nacht­diens­te musste sie keine überneh­men. Sie kümmer­te sich um die Essens­be­stel­lun­gen, um die Wäsche­lie­fe­run­gen, die Bestel­lun­gen an den Zentral­ein­kauf und für den Stati­ons­be­darf. Neben der organi­sa­to­ri­schen und hauswirt­schaft­li­chen Tätig­kei­ten verbrach­te die FSJ-lerin viel Zeit mit den Patien­tin­nen und Patien­ten. Außer­dem durfte die Freiwil­li­ge in den unter­schied­li­chen Thera­pie­grup­pen wie der gemein­sa­men Kochgrup­pe dabei sein und lernte die verschie­de­nen Berufs­grup­pen, die auf der Stati­on beschäf­tigt sind, näher kennen. 

Beein­dru­cken­de Gespräche 

Auf der Stati­on 1031 werden abhän­gig­keits­kran­ke Erwach­se­ne behan­delt, die zusätz­lich unter psych­ia­tri­schen, neuro­lo­gi­schen oder körper­li­chen Begleit- und Folge­er­kran­kun­gen leiden. Die Gesprä­che mit den behan­del­ten Menschen waren es, die die FSJ-lerin beson­ders beein­druck­ten. Im Spätdienst hatte sie Zeit für gemein­sa­me Spiele und Beschäf­ti­gungs­an­ge­bo­te mit den Behan­del­ten, Spazier­gän­ge und kleine­re Unter­neh­mun­gen. „Eine Sucht­er­kran­kung ist oft versteckt und kann in allen Gesell­schafts­schich­ten vorkom­men“, lernte die 19-Jähri­ge durch ihr Freiwil­li­gen­jahr. Sucht­er­kran­kun­gen seien ein wichti­ges gesell­schaft­li­ches Thema: „Die Infor­ma­tio­nen darüber geben mir viel mit auf den Lebens­weg“, ist sie sich sicher. Was sie auch lange mitneh­men werde, sei ihr schöns­tes Erleb­nis bei der Arbeit: Beim Kogni­ti­ven Training übernahm sie die 1‑zu-1-Betreu­ung eines Patien­ten und unter­stütz­te ihn bei den Übungen. „Hinter­her bedank­te er sich bei mir, dass ich ihm eine echte Hilfe war“, erzählt sie mit einem Lächeln.

Ursprüng­lich wollte Marle­ne Oser nach dem Abitur Psycho­lo­gie studie­ren – aber nicht sofort, sondern sie wollte erst ein Jahr lang arbei­ten und sich weiter orien­tie­ren. Das FSJ kann sie sich als Warte­se­mes­ter anrech­nen lassen. Mittler­wei­le hat sie sich für ein Studi­um der Kogni­ti­ons­wis­sen­schaf­ten nach ihrem FSJ ab Oktober entschie­den. „Das Jahr in der Psych­ia­trie abzuleis­ten, war mein Wunsch gewesen“, berich­tet die 19-Jähri­ge. Sie inter­es­sier­te sich für den Bereich und hatte in der Oberstu­fe Psycho­lo­gie als Wahlfach. Die Freun­din einer Mutter arbei­tet auch in der Psych­ia­trie und aus Inter­es­se kam Marle­ne Oser schließ­lich zum ZfP Südwürt­tem­berg als Einsatzstelle.

Gut beglei­tet

Die junge Frau stammt eigent­lich aus Esslin­gen. „Es war aber meine aktive Entschei­dung gewesen, etwas weiter weg zu gehen, um selbstän­di­ger zu werden“, berich­tet sie. Während des FSJ konnte sie im Mitar­bei­ter­wohn­heim des ZfP direkt in Bad Schus­sen­ried wohnen, was für sie als Auswär­ti­ge äußerst praktisch war. An den Wochen­en­den und an Feier­ta­gen hatte sie keinen Dienst auf der Stati­on und konnte nach Hause zu ihrer Familie fahren. Als einzi­ge FSJ-lerin auf der Stati­on wurde sie von den Stati­ons­mit­ar­bei­ten­den geschätzt und gut aufgenommen. 

Die Pädago­gi­sche Betreu­ung während des FSJ erfolg­te über die akade­mie südwest, die hausei­ge­ne Bildungs­ein­rich­tung des ZfP Südwürt­tem­berg. Die Seminar­wo­chen zusam­men mit vielen anderen FSJ-ler:innen der anderen Stand­or­te konnten glück­li­cher­wei­se alle in Präsenz statt­fin­den. Während der FSJ-Zeit hat sich Marle­ne Oser immer gut beglei­tet gefühlt und hatte für ihre Fragen gut erreich­ba­re Ansprech­part­ner. Beson­ders gefiel ihr die gemein­sa­me Abschluss­fahrt mit dem Kurs nach Freiburg in den Pfingst­fe­ri­en. Ursprüng­lich sollte es nach Budapest gehen, dies konnte wegen der Pande­mie jedoch nicht reali­siert werden. Die Fahrt kam trotz­dem super bei allen an, erzählt Marle­ne Oser. 

Ihr Freiwil­li­gen­jahr hat die 19-Jähri­ge nicht bereut, im Gegen­teil: „Es war total eindrück­lich zu sehen, wie viele verschie­de­ne Menschen es gibt. Die Menschen kennen­zu­ler­nen hat mir am meisten Spaß gemacht“, sagt sie im Nachgang. Manche Bekann­te wären im Vorfeld skeptisch gewesen und hätten sie gefragt: „Willst du das FSJ wirklich in der Psych­ia­trie machen?“ Für sie war es jedoch „die beste Entschei­dung und eine echte Berei­che­rung“. Sie sei durch das allei­ne Wohnen eigen­stän­di­ger gewor­den und konnte viele Erfah­run­gen im Umgang mit Menschen sammeln. „Ich würde das FSJ auf jeden Fall wieder machen anstatt gleich an die Uni zu gehen.“ Für alle, die nach der Schule noch nicht weiter wissen, sei das FSJ eine gute und sinnvol­le Orien­tie­rung. „Man muss sich nur trauen und auf die Menschen zugehen“, lautet der Rat der FSJ-lerin.

Das ZfP Südwürt­tem­berg bietet spannen­de Stellen für das Freiwil­li­ge Sozia­le Jahr (FSJ). Die Einsatz­or­te erstre­cken sich über das gesam­te Einzugs­ge­biet des ZfP, von Stutt­gart bis zum Boden­see. Mehr Infor­ma­tio­nen gibt es unter www.zfp-karriere.de/voll-wert