KREIS BIBERACH — Gemeinsame Botschaft von Landrat Dr. Heiko Schmid, Peter Diesch, Kreisvorsitzender der Bürgermeister, Dekan Sigmund F. Schänzle, Dekan Matthias Krack, Polizeipräsident Bernhard Weber, Elisabeth Strobel, Präsidentin des Sportkreises, Michael Ziesel, Vorsitzender des Blasmusik-Kreisverbands:
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
am kommenden Sonntag feiern wir nicht nur das Pfingstfest, sondern auch den Tag des Grundgesetzes. Dieser findet jedes Jahr am 23. Mai statt und geht auf die Verkündigung des Grundgesetzes vor inzwischen 72 Jahren zurück. Seit 1949 sichert uns die Verfassung umfangreiche Rechte, verpflichtet uns aber auch dazu, auf einander Rücksicht zu nehmen.
In den vergangenen 15 Monaten haben Bundes- und Landesregierung viele Grundrechte aufgrund der Corona-Pandemie eingeschränkt. Polizei und Ordnungsämter mussten das Leben zuweilen bis in die privatesten Bereiche hinein überprüfen und fühlten sich oft zerrieben zwischen dem Verständnis für die natürlichen Bedürfnisse einzelner und dem bisweilen abstrakten Ziel, die Pandemie in den Griff zu bekommen. Die Schulen und Kitas blieben wochenlang zu, Restaurants und Cafés sind seit November geschlossen. Das alles war (und ist) nötig, um Artikel 2, Absatz 2 des Grundgesetzes, dem Recht auf körperliche Unversehrtheit, zu entsprechen. Mit den Eingriffen in die Freiheit des Einzelnen hat der Staat viel Schaden von der Bevölkerung abgewendet, das Gesundheitssystem nicht überlastet und dazu beigetragen uns vor gesundheitlichen Gefahren zu schützen.
Es ist sehr traurig, dass trotz aller Maßnahmen bislang 87.000 Menschen in Deutschland an einer Corona-Infektion gestorben sind. Im Landkreis Biberach trauern wir um 167 Frauen und Männer. Ihren Angehörigen gilt unser tiefes Mitgefühl.
In den vergangenen Tagen und Wochen ist nach einem langen, steinigen Weg auch die Inzidenz im Landkreis deutlich zurückgegangen, und der Trend ist weiter positiv. Zudem wirken die Impfungen. Und so werden die Einschränkungen von Grundrechten nach und nach wieder gelockert oder sogar gänzlich aufgehoben.
Diese Entwicklung lässt uns aufatmen. Wir alle freuen uns nach Monaten der Entbehrung darauf, wieder Musik, Kunst und Theater zu genießen, gemeinsam Sport zu treiben, einen Einkaufsbummel zu unternehmen, im Restaurant um die Ecke oder im Biergarten am Ausflugsziel gemütlich beieinander zu sitzen. Kinder und Jugendliche kehren bald in die Kitas und Schulen, in die Musikschulen und Sporthallen zurück und füllen die Räume mit Leben.
Trotz allen berechtigten Optimismus dürfen wir aber nicht leichtsinnig werden. Zu schnell könnten die hart erkämpften Erfolge wieder gefährdet werden. Wir bitten Sie daher herzlich, die geltenden Abstands- und Hygieneregeln zur Bewältigung der Corona-Pandemie weiter einzuhalten, Testmöglichkeiten wahrzunehmen, sich impfen zu lassen, sobald dies für Sie möglich wird. Nur als Gemeinschaft werden wir diese Krise bewältigen und in ein fröhlicheres, freieres Leben zurückkehren können.
An diesem Sonntag und Montag begehen Christinnen und Christen auf der ganzen Welt das Pfingstfest. An Pfingsten feiern wir die Aussendung des Heiligen Geistes Gottes und Jesu bleibende Gegenwart in der Kirche. In der Apostelgeschichte heißt es: „Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und began-nen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.“
Wäre es nicht, gerade nach dieser Zeit, die so viele Wunden geschlagen hat, etwas Wunderbares, wenn wir die Sprache des anderen, die Sprache der anderen sprechen? Wir brauchen dazu gar nicht viel. Wir müssen nur zuhören, um einander zu verstehen.
In seiner Rede zum Abschluss des Ökumenischen Kirchentages hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier diese Bitte in folgende Worte gekleidet: „Wir müssen wieder Brücken bauen zwischen Menschen und Gruppen, die die Pandemie verfeindet hat. Wir müssen nicht alle einer Meinung sein – aber wir brauchen einander.“
Gemeinsam schaffen wir das.