Aus der deutschen Modebran­che häufen sich die Hiobs­bot­schaf­ten seit Jahren, auch renom­mier­ten Herstel­lern und Händlern geht es seit langem nicht gut. Jetzt hat es auch die Adler Modemärk­te erwischt: Wegen Überschul­dung stell­te das Unter­neh­men Antrag auf Insolvenz.

Die Insol­venz des inter­na­tio­nal tätigen Modehänd­lers Adler Modemärk­te nimmt ihren Lauf: Das Landge­richt Aschaf­fen­burg hat am Montag den Eingang eines Insol­venz­an­tra­ges der Adler Modemärk­te AG bestä­tigt. Es sei ein Gutach­ter damit beauf­tragt worden zu prüfen, ob die Abwick­lung der Insol­venz in Eigen­ver­ant­wor­tung möglich sei, sagte der zustän­di­ge Insol­venz­rich­ter Jürgen Roth der Deutschen Presse-Agentur.

Das börsen­no­tier­te Unter­neh­men hatte am Sonntag mitge­teilt, wegen Überschul­dung einen Antrag auf Eröff­nung eines Insol­venz­ver­fah­rens in Eigen­ver­wal­tung gestellt zu haben. Grund dafür sei der Corona-Lockdown. Ziel sei es, das Unter­neh­men über einen Insol­venz­plan zu sanie­ren. Dabei soll der Geschäfts­be­trieb in vollem Umfang fortge­führt werden.

«Trotz inten­si­ver Bemühun­gen war es der Gesell­schaft nicht möglich, die entstan­de­ne Liqui­di­täts­lü­cke über eine Kapital­zu­fuhr durch staat­li­che Unter­stüt­zungs­fonds durch Inves­to­ren zu schlie­ßen», heißt es vom Unternehmen.

Der Vorstand bleibe weiter­hin verwal­tungs- und verfü­gungs­be­fugt. Zur Unter­stüt­zung habe der Vorstand den Rechts­an­walt Chris­ti­an Gerloff zum General­be­voll­mäch­tig­ten bestellt. Auch die Adler Mode GmbH, die Adler Orange GmbH & Co. KG und die Adler Orange Verwal­tung GmbH — jeweils 100-prozen­ti­ge Tochter­ge­sell­schaf­ten — hätten beschlos­sen, beim Amtsge­richt Aschaf­fen­burg einen Antrag auf Eröff­nung von Insol­venz­ver­fah­ren in Eigen­ver­wal­tung zu stellen.

Die Adler Modemärk­te AG mit Sitz in Haibach bei Aschaf­fen­burg gehören zu den größten Textil­ein­zel­händ­lern in Deutsch­land. Die Gruppe setzte 495,4 Millio­nen Euro im Jahr 2019 um. Adler beschäf­tig­te zuletzt 3350 Mitar­bei­ter und betreibt 171 Modemärk­te, davon 142 in Deutsch­land. Die auslän­di­schen Töchter seien nicht von der Insol­venz betrof­fen, hieß es.

Wie andere Unter­neh­men aus der Modebran­che hat Adler, einst im sächsi­schen Annaberg gegrün­det, eine beweg­te Geschich­te hinter sich. Firmen­grün­der Wolfgang Adler verkauf­te sein Unter­neh­men Anfang der 1980er Jahre an den Metro-Konzern. Später wechsel­te Adler mehrmals den Besit­zer, unter anderem griffen Finanz­in­ves­to­ren zu.

Vielen Unter­neh­men aus der Modebran­che war es schon vor der Corona-Krise nicht gut gegan­gen. Dem Sieges­zug des Online­han­dels und dem Erfolg von Fast-Fashion-Anbie­tern wie Primark oder Zara hatten sie nur wenig entge­gen­zu­set­zen. Große Marken wie Hugo Boss, S. Oliver oder Esprit mussten Federn lassen, andere wie der Ex-Adler-Eigner Steil­mann gingen in die Insol­venz. Das Corona­vi­rus traf, als es erstmals im Frühjahr 2020 für flächen­de­cken­de Laden­schlie­ßun­gen in Deutsch­land sorgte, auf eine Branche mit bereits geschwäch­ten Herstel­lern und Händlern.