MANNHEIM (dpa/lsw) — Der Wettbe­werb unter den Bundes­län­dern ist hart. Vor allem, wenn es um Stand­or­te für Großkon­zer­ne geht. Der Südwes­ten zieht nun Konsequenzen.

Die von Grün-Schwarz geplan­te Ansied­lungs­stra­te­gie, um gezielt auslän­di­sche Inves­to­ren anzulo­cken oder auf Expan­si­on drängen­de Firmen zu halten, ist aus Sicht von Ökono­men sinnvoll. Der Volks­wirt Fried­rich Heine­mann vom Zentrum für Europäi­sche Wirtschafts­for­schung (ZEW) sagte in Mannheim: «Das Land tut gut daran, sich um die Ansied­lungs­stra­te­gie zu kümmern. Bei solchen Entschei­dun­gen muss es schnell gehen und man muss wissen, wo sind die freien Flächen.»

In einem Vorschlag für das Kabinett von Wirtschafts­mi­nis­te­rin Nicole Hoffmeis­ter-Kraut (CDU) heißt es: «Die rasche Bereit­stel­lung und Koordi­nie­rung von quali­ta­tiv hochwer­ti­gen Angebo­ten für die jewei­li­gen Bedar­fe der Unter­neh­men» bei Neuan­sied­lun­gen und Auswei­tun­gen bestehen­der Stand­or­te sei ein zentra­les Ziel der Strate­gie. Dazu solle etwa eine digita­le Daten­bank mit verfüg­ba­ren Großflä­chen aufge­baut sowie das Poten­zi­al brach­lie­gen­der Flächen ermit­telt werden.

Heine­mann sagte: «Jahre­lang hat man sich nur um Start-ups geküm­mert.» Aber die Zeiten hätten sich geändert. «Wir stehen gerade vor einer neuen Gründungs­wel­le von Unter­neh­men im digita­len und grünen Bereich. Da geht es um ganz andere Gründungs­ty­pen. Da geht es um Batte­rie- und Chipfa­bri­ken mit vielen Arbeits­plät­zen und hoher Wertschöp­fung.» Bei solchen Neuan­sied­lun­gen gebe es ein Wettren­nen der Bundes­län­der, wer das größte Stück vom Kuchen bekom­me. Es würden Weichen­stel­lun­gen für ein oder zwei Genera­tio­nen getroffen.

Heine­mann sieht Wettbe­werbs­nach­tei­le für Süddeutsch­land. «Bei Neuan­sied­lun­gen punkten die neuen Bundes­län­der sehr stark. Sie haben die Flächen und zugleich niedri­ge­re Kosten.» Hier seien die Arbeits­kos­ten gerin­ger sowie die Mieten. «Die Großräu­me Stutt­gart und München können da nicht mithal­ten.» Es gebe auch steuer­li­che Gründe, etwa nach Branden­burg zu gehen. In dem Land seien die Gewer­be­steu­er­he­be­sät­ze im deutsch­land­wei­ten Vergleich am gerings­ten. Baden-Württem­berg liege da eher im Mittelfeld.

In Weilheim (Kreis Esslin­gen) hat ein Bürger­ent­scheid erst vor wenigen Tagen den Weg für den Bau einer Brenn­stof­fen­zel­len-Fabrik freige­macht. Zuvor zog der Südwes­ten aber bei mehre­ren milli­ar­den­schwe­ren Inves­ti­tio­nen den Kürze­ren — unter anderem wegen fehlen­der Flächen.