STUTTGART (dpa) — Baden-Württem­bergs Gesund­heits­mi­nis­ter Manfred Lucha (Grüne) fordert die erst vor kurzem ausge­lau­fe­ne «epide­mi­sche Lage natio­na­ler Tragwei­te» noch in den kommen­den Tagen zurück, um in der Corona-Lage über schär­fe­re Maßnah­men entschei­den zu können. Er sprach sich am Montag zudem dafür aus, eine Bundes­not­brem­se, wie sie von Ende April bis Ende Juni 2021 in Kraft war, ebenfalls in der laufen­den Woche zu verhän­gen. «Dann wäre für alle klar, was gilt», sagte Lucha am Montag dem Deutsch­land­funk. Nur in einer erklär­ten Notla­ge können Landes­re­gie­run­gen auf einfa­chem Verord­nungs­weg weitrei­chen­de Maßnah­men ergreifen.

Der Minis­ter erwar­tet auch weite­re Verschär­fun­gen in Baden-Württem­berg. Kontak­te müssten um 70 bis 90 Prozent zurück­ge­fah­ren werden, um Kranken­häu­ser nicht weiter zu überlas­ten, sagte er und fügte hinzu: «Das müssen wir jetzt signi­fi­kant reduzie­ren. Die Grund­bot­schaft lautet, Kontak­te, die nicht nötig sind, nicht zu machen.» Unter anderem könnten Großver­an­stal­tun­gen abgesagt werden.

Eine bundes­wei­te Impfpflicht hält Lucha außer­dem ebenso für unabding­bar wie die schnel­le Beset­zung des Gesund­heits­mi­nis­te­ri­ums in Berlin. Den von der neuen Ampel-Koali­ti­on und designier­ten Bundes­re­gie­rung angekün­dig­ten weite­ren Corona-Krisen­stab bezeich­ne­te der Minis­ter dagegen also unnötig. «Wir brauchen auch jetzt keinen General unbedingt, der uns sagt, was wir zu tun haben», meinte er.

Die «epide­mi­sche Lage natio­na­ler Tragwei­te» war nach dem Entschluss der Ampel­ko­ali­ti­on einen Tag nach Inkraft­tre­ten des neuen Infek­ti­ons­schutz­ge­set­zes im Bund am vergan­ge­nen Donners­tag ausge­lau­fen. Das geänder­te Infek­ti­ons­schutz­ge­setz sieht keine Lockdown-Maßnah­men mehr vor, bis die epide­mi­sche Lage erneut vom Bundes­tag festge­stellt oder das Infek­ti­ons­schutz­ge­setz ein weite­res Mal verän­dert wird.