Friedrichshafen — Am 25. Februar 1945 kamen beim Luftangriff drei Menschen in Ittenhausen ums Leben. Der amerikanische Bombenangriff mit 63 Flugzeugen galt eigentlich dem Maybach Motorenbau.
Die Dorfgemeinschaft Ittenhausen hatte zum Gedenken an die Bombardierung Ittenhausens am 25. Februar 1945 mehrere Veranstaltungen geplant. Doch das Corona-Virus hat alle Planungen durchkreuzt. Die Veranstaltungen wurden als Schutzmaßnahme zur Eindämmung der hohen Infektionsgefahr abgesagt.
Seit 1972 gibt es die Dorfgemeinschaft Ittenhausen. Begonnen hatte alles mit der Organisation des Narrenbaumsetzens in Ittenhausen. 1998 feierte Ittenhausen sein 800-jähriges Bestehen. „In diesem Jahr waren wir sehr aktiv und haben die Geschichte Ittenshausens aufgearbeitet und in einem Buch niedergeschrieben“, berichten Irmgard Steinberger und Hugo Glückler von der Dorfgemeinschaft. Deshalb wollten sie mit einer Gedenkfeier an die Bombardierung Ittenhausens vor 75 Jahren erinnern. „Uns ist es wichtig, daran zu erinnern, dass wir wach bleiben müssen, um auch künftig in Frieden leben zu können“, so Steinberger und Glückler.
Der Sonntag, 25. Februar 1945, wurde für Ittenhausen zu einem Schicksalstag. Es war ein nebliger Sonntag. Dies war die Ursache dafür, dass ein amerikanisches Bombergeschwader mit 63 Flugzeugen „Flying Fortresses“ (Fliegende Festungen) mit dem Auftrag, die Maybach Motorenwerke („Friedrichshafen-Maybach Tank Engine Plant“, Panzermotorenfabrik) anzugreifen, seine Bombenlasten von insgesamt 850 Brand- und Sprengbomben oberhalb einer dichten Wolkendecke weiter nördlich ablud. Sie verfehlten die Maybach Motorenwerke, und die Bomben trafen vor allem die Wohnplätze Allmannsweiler mit dem Zwangsarbeiter-Lager der Zahnradfabrik, Seemoos, Bunkhofen und Ittenhausen. Bei dem Angriff starben bis zu zehn Menschen und 22 wurden verletzt.
Ittenhausen, das damals zur selbstständigen Gemeinde Ailingen gehörte, wurde an diesem Sonntagvormittag kurz vor 10.45 Uhr von Spreng- und Brandbomben erschüttert. Fünf Großbrände zerstörten die Anwesen Wengle, Birnbaum, Eberle und Rauch. Eine Sprengbombe schlug beim Gut Birnbaum direkt in die Stallungen ein. Dabei wurden zwei Pferde getötet. Weitere 23 Stück Großvieh kamen dem Brand um.
Drei Menschen verloren bei dem Angriff, der ungefähr zehn Minuten andauerte, ihr Leben. Die 62jährige Anna Sutter, geborene Hager, aus Meistershofen war gerade mit ihrem Fahrrad aus Jettenhausen vor dem Luftangriff geflüchtet. Getötet wurde auch der 66jährige Maurer Bernhard Brugger aus Ittenhausen, dessen Tochter zudem schwer verwundet wurde. Das dritte Opfer war der 33jährige russische Zwangsarbeiter Maxim Tschugunow, ein Beifahrer aus dem Lager „Seeblick“ an der Hochstraße. Tschugunow war gebürtig aus Strelna, Kreis Leningrad westlich von St. Petersburg.
Bei allen drei Personen ist der Todeszeitpunkt mit 10 Uhr 50 angegeben. Dieser letzte Luftangriff auf die Stadt Friedrichshafen wurde vom Historiker Raimund Hug-Biegelmann als „überflüssiger Fehlschlag“ gewertet, der weder strategischen noch taktischen Überlegungen entsprang.
Aus Gesprächen mit Zeitzeugen berichtete Hugo Glückler: „Die Tage danach war ein großes Durcheinander. Die toten Tiere wurden in den Bombenlöchern begraben“. Schwer, so erzählte ihm die Menschen, die den Angriff miterlebt hatten, war es, Material zu beschaffen, um die zerstörten Gebäude wieder auf zu bauen. „Besonders die Frauen hätten damals viel Aufbauarbeite leisten müssen, da die Männer im Krieg waren“, so Irmgard Steinberger. Eindrücklich in der Erinnerung der Menschen sei aber geblieben, dass man sich damals gegenseitig geholfen habe. Dass insgesamt drei Zwangsarbeiter bei dem Angriff starben, ermahnt zudem an das Wesen des Zweiten Weltkriegs, dem die deutsche Wehrmacht gemäß der Nazi-Politik einen bislang noch nie dagewesenen Raub‑, Rasse- und Vernichtungswahn verlieh. In Friedrichshafen wurde der Zweite Weltkrieg vor 75 Jahren mit dem Einmarsch der alliierten Franzosen beendet.