LAUPHEIM — Nicht alles, was Notfall­sa­ni­tä­ter in ihrer Ausbil­dung lernen, haben sie bislang im Arbeits­all­tag anwen­den können. Erst im vergan­ge­nen Jahr wurde die Gesetz­ge­bung dahin­ge­hend geändert, dass Notfall­sa­ni­tä­ter eigen­ver­ant­wort­lich beispiels­wei­se schmerz­lin­dern­de Medika­men­te verab­rei­chen dürfen, noch ehe ein Notarzt einge­trof­fen ist. Der DRK-Kreis­ver­band Biber­ach setzt diese sogenann­te Vorab­de­le­ga­ti­on nun Schritt für Schritt um und schult seine rund 110 Notfall­sa­ni­tä­ter. Die erste Schulung fand jetzt in den Räumen der DRK-Bereit­schaft Laupheim statt. 

Dreh- und Angel­punkt der Vorab­de­le­ga­ti­on sind die in einer Fünf-Länder-Arbeits­grup­pe erarbei­te­ten Standard­ar­beits­an­wei­sun­gen und Behand­lungs­pfa­de im Rettungs­dienst (SAA & BPR). Bis 2025 sollen diese schritt­wei­se in den Rettungs­diens­ten etabliert werden. Micha­el Mutsch­ler, Geschäfts­füh­rer Rettungs­dienst beim DRK-Kreis­ver­band Biber­ach, begrüßt, dass Notfall­sa­ni­tä­ter nun nach Ertei­lung der entspre­chen­den Befug­nis­se durch einen Arzt heilkund­lich tätig werden und definier­te Krank­heits­bil­der behan­deln dürfen. „Dadurch wird das thera­pie­freie Inter­vall verkürzt und dem Patien­ten kann schnel­ler gehol­fen werden.“ Gerade in einem Flächen­land­kreis wie dem hiesi­gen mit langen Anfahrts­we­gen sei dies beson­ders wichtig. 

Wie Micha­el Mutsch­ler betont, ist es den Verant­wort­li­chen des Kreis­ver­bands und der Ärztli­chen Verant­wort­li­chen wichtig, die Notfall­sa­ni­tä­ter in einer weite­ren Fortbil­dungs­ver­an­stal­tung zu schulen und auf die verän­der­ten Rahmen­be­din­gun­gen im Alltag einzu­stim­men. Diese Schulun­gen werden sich künftig jährlich wieder­ho­len. „Die Vorga­ben sollen schließ­lich rechts­si­cher umgesetzt werden“, so Mutsch­ler. Dazu gehör­ten auch die Berei­che Aufklä­rung und Dokumentation. 

Gelei­tet werden die Schulun­gen von den beiden Ärztli­chen Verant­wort­li­chen im Rettungs­dienst, den Notärz­ten Ulf Schürch und Philipp Ganter. Beide sind Oberärz­te der Anästhe­sie­ab­tei­lung im Biber­acher Sana Klini­kum. Sie thema­ti­sie­ren in den Schulun­gen unter anderem die elf verschie­de­nen Krank­heits­bil­der sowie die Vermitt­lung von Wirkun­gen und Neben­wir­kun­gen von Medikamenten.
„Notfall­sa­ni­tä­ter haben eine hochqua­li­fi­zier­te Ausbil­dung“, sagt Ulf Schürch, „endlich werden diese Kompe­ten­zen voll ausge­schöpft“. Es gehe nicht darum, den Notarzt zu erset­zen. Vielmehr müsse dieser künftig selte­ner zu kleine­ren Einsät­zen und könne sich auf wirklich lebens­be­droh­li­che Notfäl­le konzen­trie­ren. „Wir können die wertvol­le Ressour­ce Notarzt geziel­ter einset­zen“, fasst Micha­el Mutsch­ler zusammen. 

Am Ende der Schulung wartet auf die Notfall­sa­ni­tä­ter ein Abschluss­ge­spräch mit einem Fallbei­spiel, das von ärztli­chen Verant­wort­li­chen geführt wird. Bis zu 20 Schulun­gen werden laut Jens Thoma, Leiter des Fachbe­reichs Aus- und Fortbil­dung beim DRK-Kreis­ver­band, in den kommen­den Wochen angebo­ten. Ziel sei es, bis Ende April fertig zu sein. Dann sollen alle Notfall­sa­ni­tä­ter die freige­ge­be­nen Maßnah­men in der Praxis umset­zen dürfen.