Der Autobau­er Merce­des-Benz kann trotz der unsiche­ren Konjunk­tur­la­ge weiter auf hohe Verkaufs­prei­se setzen und hat seinen Ergeb­nis­aus­blick für das Gesamt­jahr erneut erhöht. Der Konzern­ge­winn verdop­pel­te sich im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjah­res­zeit­raum auf knapp vier Milli­ar­den Euro. Die Nachfra­ge sei robust geblie­ben, sagte Finanz­chef Harald Wilhelm am Mittwoch in Stuttgart.

Den Konzern­um­satz aus fortge­führ­ten Geschäf­ten steiger­te Merce­des-Benz im dritten Quartal um 19 Prozent auf 37,7 Milli­ar­den Euro. Das um Sonder­ef­fek­te berei­nig­te Ergeb­nis vor Zinsen und Steuern zog um fast drei Viertel auf 5,3 Milli­ar­den Euro an. Das Umsatz­plus war dem gestie­ge­nen Absatz zu verdan­ken, aber auch einem höheren Anteil teure­rer Autos und der «guten Preis­durch­set­zung», wie der Konzern es formulierte.

Vor einem Jahr hatten fehlen­de Elektro­nik­chips die Produk­ti­on und die Verkäu­fe des Autobau­ers deutlich einge­schränkt. Der Absatz legte im dritten Quartal um 38 Prozent auf 530 414 Autos zu. Derje­ni­ge von vollelek­tri­schen Autos verdop­pel­te sich.

Für das Gesamt­jahr erwar­ten die Stutt­gar­ter in der Pkw-Sparte nun eine um Sonder­ef­fek­te berei­nig­te Umsatz­ren­di­te vor Zinsen und Steuern von 13 bis 15 Prozent statt bisher 12 bis 14 Prozent, wie der Dax-Konzern mitteil­te. Auch bei den Vans und im Gesamt­kon­zern sollen die Ergeb­nis­se besser ausfal­len als bisher gedacht.

Treiber der besse­ren Aussich­ten für 2022 ist der gute Absatz von teuren Autos. Vorstands­chef Ola Källe­ni­us will den Konzern nach der Trennung vom Nutzfahr­zeug­ge­schäft viel stärker auf Luxus trimmen, um die Rendi­te hochzu­trei­ben. Im dritten Quartal hatte Merce­des zwar leich­te Proble­me bei der Endkun­den-Auslie­fe­rung von Top-End-Luxus­mo­del­len, wie das Unter­neh­men seine teuers­ten und rendi­te­träch­tigs­ten Model­le nennt. Aller­dings setzte Merce­des neben mehr Autos im unteren und mittle­ren Segment auch mehr Top-Model­le ab. Die Nachfra­ge übersteigt dem Unter­neh­men zufol­ge zudem weiter das Angebot. So muss Merce­des bei langen Warte­zei­ten wenig Rabat­te geben.

Nach neun Monaten stehen bei der berei­nig­ten opera­ti­ven Marge im Pkw-Geschäft 15 Prozent zu Buche, also bereits das obere Ende der nun erhöh­ten Progno­se. Im dritten Quartal erreich­te Merce­des hier 14,5 Prozent. Das ist ein Niveau, wie es norma­ler­wei­se nur Autobau­er im reinen Luxus­be­reich errei­chen, die Autos mit einem deutlich höheren durch­schnitt­li­chen Preis verkau­fen. Der Marge kommt auch das von Källe­ni­us nach seinem Amtsan­tritt angescho­be­ne Sparpro­gramm zugute, das die struk­tu­rel­len Kosten von Merce­des auch durch den Abbau tausen­der Stellen deutlich senken soll.

Die Unsicher­hei­ten in der Energie­ver­sor­gung in Europa und die anhal­ten­den Covid-Heraus­for­de­run­gen in Asien wirkten sich weiter­hin auf die Verbrau­cher­stim­mung aus. Daher bleibe Merce­des wachsam, siche­re seine Liefer­ket­ten ab und arbei­te an der Reduzie­rung oder dem Ersatz von Erdgas in der Produk­ti­on. Merce­des hält es für möglich, den Gasver­brauch um mehr als 50 Prozent zu senken.

Angesichts des russi­schen Angriffs auf die Ukrai­ne wolle Merce­des seine Antei­le an russi­schen Tochter­ge­sell­schaf­ten an einen lokalen Inves­tor veräu­ßern, sagte Finanz­chef Wilhelm. Bei dem Inves­tor hande­le es sich um den lokalen Händler Avtodom. Der Vollzug der Trans­ak­ti­on stehe aller­dings noch unter dem Vorbe­halt behörd­li­cher Geneh­mi­gun­gen. Wilhelm sprach von einem «konse­quen­ten Schritt», nachdem das Unter­neh­men bereits den Export von Fahrzeu­gen nach Russland sowie die lokale Ferti­gung einge­stellt hatte.