LAUPHEIM — Am Freitag, dem 22. März wurde im Schloss Großlaup­heim hoher Besuch erwar­tet: Minis­ter­prä­si­dent Winfried Kretsch­mann besuch­te das Museum zur Geschich­te von Chris­ten und Juden. „Nachdem ich die Stadt 2016 zur Großen Kreis­stadt und den Bürger­meis­ter zum Oberbür­ger­meis­ter gemacht habe, freue ich mich sehr, nun wieder in Laupheim zu sein. Damals konnte ich mich bereits von der Hochwer­tig­keit des Museums überzeu­gen und bin sehr auf die neue Dauer­aus­stel­lung gespannt“, betont Minis­ter­prä­si­dent Kretschmann. 

„Die neue Dauer­aus­stel­lung verdeut­licht anhand der gemein­sa­men Geschich­te des Lauphei­mer Chris­ten und Juden wie gut ein Zusam­men­spiel zwischen einer gesell­schaft­li­chen Mehrheit und einer Minder­heit funktio­nie­ren kann. Doch genau­so wird deutlich, welche fatalen Folgen aus Diskri­mi­nie­rung, Gering­schät­zung und Ideolo­gien entste­hen. Diese Lehren aus der Vergan­gen­heit sind aktuel­ler und wichti­ger denn je“, unter­streicht Oberbür­ger­meis­ter Ingo Bergmann. Beglei­tet wurde der Besuch des Landes­va­ters durch weite­re hochran­gi­ge politi­sche Vertre­te­rin­nen und Vertre­ter. So waren ebenfalls Arne Braun, Staats­se­kre­tär im Minis­te­ri­um für Wissen­schaft, Forschung und Kunst Baden-Württem­berg, Landrat Mario Glaser, die Mitglie­der des Bundes­ta­ges Prof. Dr. Anja Reinal­ter und Martin Gerster, Petra Krebs als Mitglied des Landta­ges sowie Mitglie­der des Gemein­de­ra­tes vertreten. 

„Das Museum zur Geschich­te von Chris­ten und Juden ist seit seiner Gründung einzig­ar­tig im gesam­ten deutsch­spra­chi­gen Raum. Die Unter­stüt­zung der neuen Dauer­aus­stel­lung war uns auch deswe­gen so wichtig, weil nirgend­wo sonst die jüdische Geschich­te als selbst­ver­ständ­li­cher Bestand­teil der allge­mei­nen deutschen Geschich­te präsen­tiert und die lokale Geschich­te als die gemein­sa­me Geschich­te von Mehrheit und Minder­heit erzählt wird. Das Museum leistet insofern eine beson­ders wichti­ge Vermitt­lungs­ar­beit. Deshalb können wir in Baden-Württem­berg stolz sein auf dieses Museum“, sagte Kunst­staat­s­e­kre­tär Arne Braun. Museums­lei­ter Dr. Micha­el Niemetz führte durch die Laemm­le Abtei­lung und präsen­tier­te ein selte­nes Exponat, welches das Museum erst kürzlich erwor­ben hatte. „Museen sind Bewah­rer dessen was war und bieten dadurch Orien­tie­rung für die Zukunft. Sie sind Bildungs- und Begeg­nungs­or­te und daher für die Gesell­schaft unver­zicht­bar“, so Dr. Micha­el Niemetz. 

Danach führten Prof. Dr. Paula Lutum-Lenger, Direk­to­rin des Hauses der Geschich­te Baden-Württem­berg und Dr. Corne­lia Hecht-Zeiler, Kurato­rin und Projekt­lei­tung vom Haus der Geschich­te Baden-Württem­berg, durch die neue Dauer­aus­stel­lung „Jüdische Bezie­hungs­ge­schich­ten“. Dr. Corne­lia Hecht-Zeiler erklärt: „Die Konzep­ti­on zeigt auf einzig­ar­ti­ge Weise, dass sowohl Chris­ten als auch Juden Akteu­re der gemein­sa­men Geschich­te waren. Der lokale Bezug ist umso wichti­ger, da im Kleinen deutlich wird, was im Großen entstan­den ist“. Die Bezie­hun­gen, die die jewei­li­gen Akteu­re mitein­an­der einge­gan­gen sind, spannen ein reiches Bezie­hungs­ge­flecht auf, welches vor allem durch das Materi­al Textil versinn­bild­licht wird. Dass dieses Bezie­hungs­ge­we­be beansprucht, verletzt und letzt­end­lich reißt, liegt an den Störfak­to­ren Antise­mi­tis­mus und Judenfeindschaft. 

Prof. Dr. Paula Lutum-Lenger ergänzt: „In der Ausstel­lung wird kennt­lich gemacht, dass Antise­mi­tis­mus nicht erst seit 1933 entstan­den ist, sondern von Anfang an da war und sich genau­so heute noch auswirkt.“ Neben der handwerk­lich anspruchs­vol­len sowie szeno­gra­fisch äußerst anspre­chen­den Umset­zung, waren die Besuche­rin­nen und Besucher beson­ders durch die Darstel­lung der Leerstel­len berührt. „Die Leerstel­len sind ein Thema, welches sich sowohl auf lokaler Ebene als auch auf Landes­ebe­ne auswirkt. So müssen wir uns inten­si­ver mit dem Thema NS Raubkunst ausein­an­der­set­zen und hier eine Form von Gerech­tig­keit wiederherstellen. 

Die Unter­stüt­zung der neuen Dauer­aus­stel­lung war uns auch deswe­gen so wichtig, da zum einen relevan­te gesell­schaft­li­che Prozes­se aufge­zeigt und so auch eine Form von Gerech­tig­keit entsteht“, sagt Staats­se­kre­tär Arne Braun. Minis­ter­prä­si­dent Winfried Kretsch­mann fasst zusam­men: „Diese Ausstel­lung ist außer­or­dent­lich wichtig, da sie den Wert der Freiheit betont. Und zwar nicht die Freiheit für ausge­such­te Gruppen, sondern die Freiheit für alle.“ Zum Abschluss des Besuches trug sich Minis­ter­prä­si­dent Winfried Kretsch­mann in das Golde­ne Buch der Stadt Laupheim ein.