LEUTKIRCH — Die Kosten für Heizwär­me und Strom steigen, weil Energie als Folge des russi­schen Angriffs­kriegs auf die Ukrai­ne knapp gewor­den ist. Die Stadt Leutkirch ruft zum Energie­spa­ren auf – und geht selbst mit gutem Beispiel voran. 

Niemand kann in diesem Spätsom­mer genau wissen, wie brenz­lig die Lage im Herbst und Winter tatsäch­lich werden wird. Bei der für die Energie­be­reit­stel­lung zustän­di­gen Bundes­netz­agen­tur geht man davon aus, dass es notwen­dig werden könnte 20 Prozent Energie einzu­spa­ren. Damit, glauben die Exper­ten, käme man einiger­ma­ßen gut über den nächs­ten Winter.

Vor diesem Hinter­grund bittet Oberbür­ger­meis­ter Hans-Jörg Henle alle Bürge­rin­nen und Bürger der Großen Kreis­stadt um eine gemein­sa­me Anstren­gung. „Bitte treffen Sie schon jetzt Vorsor­ge und senken Sie Ihren Energie­ver­brauch, wo immer dies möglich ist“, so der Oberbürgermeister.

Die Stadt selbst möchte mit gutem Beispiel voran­ge­hen und ist dazu wegen enorm anstei­gen­der Kosten auch gezwun­gen: In der Kämme­rei rechnet man damit, dass sich die Kosten für Heizwär­me und Strom verdrei­fa­chen werden. Wurden für das Jahr 2021 für das Heizen und die Strom­ver­sor­gung in städti­schen Gebäu­den und Einrich­tun­gen knapp 600.000 Euro bezahlt, so ist für 2023 – nach Hochrech­nun­gen verschie­de­ner Energie­lie­fe­ran­ten der Stadt – mit Ausga­ben von mehr als zwei Millio­nen Euro für Strom und Heizwär­me zu rechnen. 

Schwimm­hal­le im Septem­ber geschlossen

Die Stadt­ver­wal­tung hat auf diese zu erwar­ten­den Kosten­stei­ge­run­gen bereits reagiert. An den Wasch­be­cken in allen städti­schen Gebäu­den und Einrich­tun­gen fließt kein warmes Wasser mehr, die Boiler sind in allen Einrich­tun­gen und Verwal­tungs­ge­bäu­den nicht mehr am Strom­netz. Aus den Duschen in den Sport­hal­len wird in den Sommer­fe­ri­en nur kaltes Wasser fließen. Zudem bleibt das Lehr-Schwimm­be­cken am Oberen Graben im August und Septem­ber geschlos­sen; es soll aber für Schwimm­kur­se, das Schul­schwim­mern und weite­re Nutzer ab Oktober wieder zur Verfü­gung stehen.

In der kommen­den Heizpe­ri­ode soll in den öffent­li­chen Gebäu­den (Ausnah­men Schulen und Kinder­ta­ges­ein­rich­tun­gen) zurück­hal­tend geheizt werden. Disku­tiert wird über eine Raumtem­pe­ra­tur von maximal 19 Grad. Über weiter­ge­hen­de Maßnah­men wird im Herbst der Gemein­de­rat entscheiden.

Oberbür­ger­meis­ter Hans-Jörg Henle hofft auf Verständ­nis für diese Sparmaß­nah­men: „Energie, die wir jetzt einspa­ren, steht im Winter zur Verfü­gung, wir unter­stüt­zen damit unsere Betrie­be, sichern Arbeits­plät­ze und leisten einen Beitrag zum Klima­schutz. Zudem können wir dadurch den städti­schen Haushalt und damit alle Steuer­zah­ler entlas­ten.“ Henle weiß, dass diese Entschei­dun­gen nicht populär sind, „aber wir müssen das Energie­spa­ren als gemein­sa­me Aufga­be betrach­ten und können als Leutkir­che­rin­nen und Leutkir­cher auch auf diesem Feld jenen Zusam­men­halt zeigen, der uns schon so oft ausge­zeich­net hat.“ 

Nahwär­me­netz wird erweitert

Ein in diesem Zusam­men­hang sehr zukunfts­fä­hi­ges Projekt der Stadt ist es, den Ausbau des seit vielen Jahren bestehen­den Leutkir­cher Nahwär­me­net­zes weiter voran­zu­trei­ben. Bereits jetzt werden etliche Bauge­bie­te im Süden der Stadt und viele öffent­li­che Liegen­schaf­ten klima­freund­li­cher Energie aus überwie­gend regio­na­len Energie­trä­gern versorgt. Im Bereich des neuen Wohnquar­tiers „Storchen­gär­ten“ wird das Netz derzeit kräftig erwei­tert. Der Anschluss weite­rer Wohn- und Gewer­be­ge­bie­te wird aktuell vorbereitet.