TUTTLINGEN — 21. Dezem­ber 2020 Im Dezem­ber wurde das Hörhaus Tuttlin­gen mit dem Smart Hearing Award für das Projekt „Dämmwir­kung von Masken und deren Neben­wir­kun­gen“ ausge­zeich­net. Der renom­mier­te Branchen­preis ehrt Hörakus­tik-Fachge­schäf­te für beson­de­re Leistun­gen. Er wird vom führen­den Hörge­rä­te-Herstel­ler GN Hearing organi­siert und von einer Jury aus namhaf­ten Hör-Exper­ten und Hörge­rä­te-Trägern vergeben.

Gutes Hören zählt gerade jetzt. Ob TV-Nachrich­ten, Telefo­na­te mit der Familie oder persön­li­che Gesprä­che durch Masken … – nur so kann man die Zeit der Pande­mie gelas­sen und auch mental gesund überste­hen. Für die meisten ist das Tragen einer Maske kein Problem – bei Menschen mit Hörschwä­che, Schwer­hö­ri­gen und Gehör­lo­sen sieht das anders aus.

Das haben die wissen­schaft­li­chen Messun­gen ergeben, die das Hörhaus Tuttlin­gen durch­ge­führt hat. Inhaber und Hörin­ge­nieur Torsten Saile und Mitar­bei­te­rin Janina Grego­ri haben dazu die Dämmwir­kung von Masken unter­sucht. Fazit: Schon bei einer mittel­gra­di­gen Hörschä­di­gung ist es nicht mehr möglich, Gesprä­chen zu folgen, wenn der Sprecher eine Maske trägt. Davon sind auch Menschen betrof­fen, die bereits Hörge­rä­te tragen.

Da das Gehör bereits ab 40 Jahren nachlas­sen kann, ist die Menge der Betrof­fe­nen groß. „Beim Einkau­fen oder beim Arzt – wer da nicht alles versteht, kommt in unange­neh­me Situa­tio­nen. Denn meist traut man sich nicht, noch einmal nachzu­fra­gen“, erklärt Torsten Saile. Im Hörhaus Tuttlin­gen hat man schon im Frühjahr erkannt, dass es hier ein Problem gibt. Mit komple­xen Messun­gen konnten Torsten Saile und Janina Grego­ri nachwei­sen, dass die Dämmwir­kung von Masken deutlich höher ist als erwar­tet. „Für viele Menschen wirklich eine große Herausforderung.“

Als Konse­quenz hat das Hörhaus Tuttlin­gen zwei Lösun­gen erarbei­tet: Masken mit Sicht­fens­tern sowie ein spezi­el­les Hörgeräte-Maskenprogramm.

„Masken mit Sicht­fens­tern helfen, die Gesichts­mi­mik und die Lippen des Gesprächs­part­ners zu sehen. Und genau das braucht man, um sein Gegen­über besser zu verste­hen.“ Seit dem Frühjahr konnte man die Masken direkt im Hörhaus Tuttlin­gen kaufen. „Die Masken kamen wirklich gut an, wir haben unglaub­lich viele positi­ve Rückmel­dun­gen erhal­ten“, bilan­ziert Torsten Saile.

Für Hörge­rä­te-Träger hatte das Team eine Möglich­keit entwi­ckelt, die Einstel­lun­gen der Hörge­rä­te so anzupas­sen, dass sie auch Gesprächs­part­ner mit Maske verste­hen können. „Das war für alle Betrof­fe­nen eine unglaub­li­che Erleich­te­rung“, berich­tet Janina Grego­ri. Das sogenann­te „Saile Masken-Programm“ wurde im Mai vom Fachma­ga­zin „Audio Infos Deutsch­land“ vorge­stellt und konnte so von anderen Hörakus­ti­kern in der gesam­ten Bundes­re­pu­blik angewen­det werden.

Nun wurde der Akusti­ker mit seinem Team für die innova­ti­ve Messung zur Dämmwir­kung von Masken ausge­zeich­net. Als Anerken­nung wurde ein von Skate-Legen­de Titus Dittmann handsi­gnier­tes Skate­board überreicht. „Wir freuen uns sehr über die Anerken­nung“, fasst Torsten Saile zusam­men. „Aber richtig froh sind wir, dass es für zahlrei­che Menschen so viel einfa­cher gewor­den ist, auch in Zeiten mit Gesichts­mas­ken andere gut zu verstehen.“